KurtekottenDer Streit um diese Grundstücke ist programmiert

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Binnendünenschutz mit Steinen und Baumstämmen nahe der Elisbath-Langgässer-Straße am Kurtekotten

Binnendünenschutz mit Steinen und Baumstämmen nahe der Elisbath-Langgässer-Straße am Kurtekotten

Leverkusen – An der äußersten Südkante Wiesdorfs an der Elisabeth-Langgässer-Straße im Kurtekotten will die Verwaltung auf Bayer-Land neue Einfamilienhäuser zulassen. Nur: Das Bauland neben der Einflugschneise des Flugplatzes liegt ganz am Rand der bestehenden Siedlung. Laut Baugesetz darf man im Außenbereich grundsätzlich nicht bauen, es sei denn, dass der Stadtrat einen Bebauungsplan beschließt. Den gibt es für die Elisabeth-Langgässer-Straße nicht. Die Verwaltung hält das Bauvorhaben dort dennoch für legal, und deshalb bahnt sich ein juristischer Streit an.

Ärger droht der Bauverwaltung von mindestens zwei Nachbarn aus der sogenannten Kängurusiedlung, die das Bauvorhaben im Außenbereich für rechtswidrig halten. Wenn schon im Außenbereich gebaut werden soll, so die Einschätzung der zwei Nachbarn, dann muss die Stadtverwaltung einen Bebauungsplan für das Gebiet aufstellen.

Rechtskundige Nachbarn

Einer der Nachbarn, Andreas Hiester, ist Verwaltungsjurist für öffentliches Baurecht und Richter, der andere, Martin Diller, ist Professor für Arbeitsrecht. Der Versuch, diese juristische Nuss zu knacken, könnte für die Bauverwaltung anstrengend werden. Eines der Grundstücke liege zudem noch auf einem Ausläufer der Düne und das Grundstück sei somit geschützt, sagt Hiester. Dem widerspricht die Pressesprecherin der Stadt. Hiester hat noch eine Problemparzelle auf dem künftigen Baufeld gefunden: Einer der geplanten Neubauten störe die Luftzirkulation in der bestehenden Siedlung erheblich, all das sei bei der aktuellen Planung nicht bedacht worden.

Ungeachtet dessen wurde ein Investor schon im Winter aktiv: Bäume und Sträucher wurden gerodet (wir berichteten), der Vermesser war da und hat Pflöcke in die Heide geschlagen, die vorgeschriebene Grenz-Begehung mit den Nachbarn hat es kürzlich gegeben. Für das Vorhaben liegt im Bauamt eine Bauvoranfrage, bestätigt die Sprecherin.

Doch der Fall ist noch etwas komplizierter, denn die Stadt Leverkusen soll etwas geschenkt bekommen, wenn sie das Bauvorhaben durchbekommt: Direkt angrenzend an die potenziellen Baugrundstücke bekäme die Stadt ein Stück Land überschrieben, auf dem eine Binnendüne liegt. Diese Sanddünen abseits der Küste sind selten und wertvolle Biotope.

Wertvolles Heideland

Aus Sicht von Naturschützern war das Land mit der Düne immer schon wertvolles Heideland. Jetzt hat man es zusätzlich aufwendig ökologisch aufgewertet. Mit einem Bulldozer wurde die Düne nachmodelliert und einen Teil der Grasnarbe hat man abgeschält, weil einige seltene Insekten offene Sandfläche benötigen. Steinhaufen und Stapel aus Baumstämmen wurden gelegt, ein Zaun soll die Düne vor Hunden und anderen naturstörenden Nutzern schützen.

Die Stadt Leverkusen hat die Düne von Bayer (genauer: von Fünfte Bayer Real Estate VV GmbH & Co. KG) vorläufig und laut der Stadtsprecherin unentgeltlich überschrieben bekommen. Die Düne, schreibt sie, sei Teil des Kompensations-Konzepts für die geplante Bebauung gleich nebenan an der Elisabeth-Langgässer-Straße. Einfach gesagt: Die Düne ist eine Art ökologisches Gegengeschenk fürs Genehmigen der geplanten Bebauung im Außenbereich an der Elisabeth-Langgässer-Straße.

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