Vom Familie-Hansen-Preis hat auch schon eine spätere Nobelpreis-Trägerin profitiert. Diesmal geht er nach Göttingen.
MedizinBayer verleiht in Leverkusen fünf Preise für bahnbrechende Forschung

Lutz Ackermann (Mitte) mit den ebenfalls ausgezeichneten Nachwuchsforschenden Britta Velten, Anna Wuttig, Casey Paquola und Simon Lebek (von links)
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Auch eine spätere Nobelpreis-Trägerin hat schon Geld aus Leverkusen bekommen: Emmanuelle Charpentier, Wissenschaftlerin im Bereich Genome Editing, wurde 2015 für ihre Arbeit an der Genschere CRISPR/Cas9 mit dem Familie-Hansen-Preis ausgezeichnet. 2020 wurde die Leiterin der Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene in Berlin mit dem Nobelpreis in Chemie ausgezeichnet.
Am Donnerstag nannte Bayer die neuen Träger des Familie-Hansen-Preises, der alle zwei Jahre verliehen wird und mit Mitteln aus dem Nachlass von Kurt Hansen, dem früheren Vorstandsvorsitzenden von Bayer, ausgestattet ist. Diesmal bekommt der Chemiker Prof. Dr. Lutz Ackermann von der Georg-August-Universität Göttingen den mit 75.000 Euro dotierten Preis. Honoriert werde Ackermanns Forschung in nachhaltiger Chemie, organischer Synthese und Katalyse. Darüber hinaus erhalten Dr. Casey Paquola, Dr. Simon Lebek, Dr. Anna Wuttig und Dr. Britta Velten den „Early Excellence in Science Award“ als aufstrebende Talente in den Life Sciences.
Insgesamt wurden bisher 60 Forschende ausgezeichnet
Bisher haben 13 Forschende den Familien-Hansen-Preis erhalten; der „Early Excellence in Science Award“ besteht seit 2009 und hat seitdem 47 Nachwuchstalente in den Life Sciences ausgezeichnet. Er ist mit jeweils 10.000 Euro ausgestattet und wird in den Kategorien Biologie, Chemie, Medizin und Datenwissenschaft verliehen.
Lutz Ackermann entwickle und verfeinere seit 20 Jahren die Molekülforschung, hieß es von Bayer. Eine Schlüsselrolle dabei spielten Kohlenstoff-Wasserstoff-Verbindungen. Die Bindung zwischen Kohlenstoff und Wasserstoff bildet das Rückgrat organischer Moleküle. Diese Bindungen seien so stark, dass sie kaum gezielt und präzise aufgebrochen werden können. Gelinge es aber, ließe sich an dieser Stelle eine neue funktionale Gruppe andocken. So könne die Struktur eines Moleküls präzise und gezielt verändert werden – und mit ihr seine Eigenschaften, wie die Löslichkeit oder der Abbau im Körper.
Es ist ein wenig, wie mit Lego zu spielen.
Der Effekt: Neue Wirkstoffe lassen sich rascher entwickeln und testeten. „Es ist ein wenig, wie mit Lego zu spielen“, erklärt Ackermann: „Wir nehmen ein Molekül – quasi unser Lego-Bauwerk – und tauschen an einer bestimmten Stelle ein Teil aus. So können wir das Molekül verändern und sogar Strukturen schaffen, die es vorher so noch nicht gegeben hat.“
Mit den von Ackermann entwickelten Reaktions-Techniken könnten auch komplexe Medikamente deutlich schneller verändert werden als mit herkömmlichen Methoden. Allerdings sei bisher noch kein Medikament auf dem Markt, bei dem die Methoden des Göttinger Professors Anwendung fanden, berichtet Bayer. Doch zusammen mit anderen Forschenden in unterschiedlichsten Wissenschaftsgebieten treibe Ackermann die Anwendung voran, beispielsweise um die Effizienz in der Entwicklung neuer Krebsmedikamente zu verbessern.
Chitkala Kalidas, Vorständin der Bayer Foundation, zeigt sich von der Arbeit des Forschers überzeugt: „Die wegweisende Forschung von Professor Lutz Ackermann bildet die Grundlage für bedeutende Fortschritte bei der Entwicklung neuartiger Krebstherapien und gibt Millionen von Patienten weltweit Hoffnung.“
Lutz Ackermann und die vier Nachwuchs-Forschenden Casey Paquola, Simon Lebek, Anna Wuttig und Britta Velten werden bei einer Preisverleihung im Februar 2026 in Leverkusen geehrt.