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„Street Life“Das Konzept des Leverkusener Musikfestivals überzeugt

4 min
„Honey Hush“ eröffneten am Freitag das „Streetlife“.

„Honey Hush“ eröffneten am Freitag das „Street Life“.

Die „Street Life“-Veranstalter von „Jazz Lev“ setzen bei der Zusammenstellung des Programms auf eine Mischung.

Was etwa 20 Minuten manchmal ausmachen können. Etwa so lange dauerte das Gespräch, das der „Leverkusener Anzeiger“ mit Tobi Sauter, Vereinsvorsitzender von „Jazz Lev“ und damit Veranstalter des „Street Life“-Festivals, im Topos führt, während draußen der Frühschoppen am Sonntagvormittag so langsam anläuft. Denn während sich zu Beginn des Gesprächs noch ein paar Dutzend Leute vor der Bühne aufhalten, um Christian Christl und seinem Blues- und Boogie-Woogie-Programm zuzuhören, sieht das nach besagten 20 Minuten schon ganz anders aus: Der Platz hat sich sichtbar gefüllt.

Das passt zum Zwischenfazit, das Sauter am Sonntagvormittag zieht. Sehr gut sei das Festival gelaufen, resümiert er. Und auch heute, an diesem Sonntag, seien deutlich mehr Gäste da als üblich. Das schreibt Sauter auch dem Wetter zu, denn das ist gut. Ein Freiluft-Festival wie das „Street Life“ ist sehr abhängig davon, ob es regnet oder nicht. Im vergangenen Jahr 2024 war der Samstag ziemlich verregnet, in diesem Jahr habe man auch „schon Panik“ gehabt, gibt der Veranstalter zu.

Die Techniker sorgen für den richtigen Sound.

Die Techniker sorgen für den richtigen Sound.

„Aber der Freitag war voll, am Samstag sogar richtig voll. Es waren immer Leute da“, fasst Sauter zusammen. Und am Sonntag läuft es auch schon ganz gut an. Was ihn freut: Die Leute seien trotz der zwischenzeitlichen Schauer geblieben. „Irgendwann gab es dann mal ein Schirmmeer vor der Bühne“, sagt er und schmunzelt. Das Festival hat offenbar sein unerschütterliches Stammpublikum.

Zu dem gehören auch Michael und Claudia Hörhold. Sie stehen am Sonntagmittag an einem Stehtisch etwas zurück und genießen bei einem Getränk das Programm von Christian Christl. „Wir sind fast jedes Jahr hier“, sagt Michael Hörhold. Besonders beim Frühschoppen. Die beiden Leverkusener sind aktive Konzertgänger, sagen sie. Allerdings meist eher im Forum oder im Schloss, sie mögen zum Beispiel Klassik. „Aber Musik ist es trotzdem“, sagt Michael Hörhold. Er könne eigentlich fast jeder Musik etwas abgewinnen. Ob Klavier wie bei Christl, Trompete, Gitarre oder was auch immer. „Musik verbindet einfach.“

Und beim „Street Life“ sei es vor allem schön, dass das Ganze draußen stattfinde, findet auch Claudia Hörhold. „Live, auf der Straße.“ Denn der Unterhaltungswert und das Drumherum hätten für sie durchaus einen Stellenwert. „Man trifft sich mit Gleichgesinnten“, sagt Michael Hörhold.

Vollauf zufrieden waren die Veranstalter mit den Besucherzahlen.

Vollauf zufrieden waren die Veranstalter mit den Besucherzahlen.

Auf der anderen Seite, zwischen den Buden, sitzen Robert und Anita Olschweski. Sie seien vor einigen Jahren das letzte Mal hier gewesen, erinnern sie sich. Als das „Street Life“ noch drei Bühnen hatte. 2017 hatte die letzte Ausgabe des Festivals in dieser Art stattgefunden. „Die Neugier treibt uns wieder hierhin“, sagt Robert Olschweski. Sehr häufig gingen die beiden eigentlich nicht auf Konzerte, aber „wenn so etwas ist“, könne man sehr gut hierhin kommen. Sie schätzen das Gesellige.

16 Bands waren in diesem Jahr auf der Bühne vor dem Topos an der Wiesdorfer Hauptstraße dabei. Tobi Sauter hat die Bands in diesem Jahr das erste Mal gemeinsam mit Jonas Loth gebucht, ebenfalls Vorstandsmitglied von „Jazz Lev“. Der ist noch relativ jung, das mache sich auch in der Programmzusammenstellung bemerkbar – und zwar ganz bewusst, sagt Sauter.

Denn klar, es gebe die, die immer hierhin kommen – sowohl Gäste als auch Bands. Und dass das Festival auch nach so vielen Jahren noch beliebt ist, zeigt, dass die Entscheidungen, die das Team in der Vergangenheit getroffen hat, häufig richtig gewesen sein müssen. Aber natürlich wissen auch Sauter und sein Team, dass es dazugehört, so ein Festival zu öffnen und weiterzuentwickeln.

Die Gäste ließen sich die Stimmung auch nicht vermiesen, als es zwischendurch mal regnete.

Die Gäste ließen sich die Stimmung auch nicht vermiesen, als es zwischendurch mal regnete.

Und da kommt, was die Band-Buchungen angeht, Jonas Loth ins Spiel. Er sollte im Blick behalten, dass auch junge Gruppen den Weg ins Line-up finden. „90 Degrees“ oder das „Farbenstadtorchester“ zum Beispiel, jüngere Bands aus Leverkusen. Und die Rechnung ist laut Sauter aufgegangen: „Die haben ordentlich Leute gezogen.“ Und so soll es auch weitergehen: „Jung und Alt im Blick halten“, wolle man. Denn – und das hätten ihm auch Leute an diesem Wochenende gespiegelt – so könne es gelingen, dass sich alle Generationen im „Street Life“ wiederfänden.

Sauter sieht das Konzept als aufgegangen an. Aber nicht nur musikalisch, sondern auch, was das Drumherum angeht. Das Veranstalterteam musste ein neues Sicherheitskonzept vorlegen. Das Sicherheitspersonal musste erhöht werden, an den Zufahrten standen Autos, die den Weg für potenzielle Amokfahrer versperrten. All das sei mit Polizei und Ordnungsamt abgestimmt gewesen.

Die Anstrengungen, die das „Jazz Lev“-Team ehrenamtlich aufbringen müssen, seien enorm. Das ist es auch, was eine Vergrößerung des Festivals auf zwei oder gar drei Bühnen derzeit eher nicht realistisch erscheinen lässt, da ist Tobi Sauter ehrlich. Auch wenn ihm deutlich anzuhören ist, dass er sich eigentlich natürlich freuen würde, auf dem „Street Life“ wieder mehr Bands spielen zu lassen.