Abseits der medizinischen Betreuung brauchen viele Patientinnen und Patienten auch emotionale Unterstützung, da kommen die „Grünen Damen und Herren“ ins Spiel.
Im Krankenhaus St. RemigiusOpladener Ehrenamtler schenken Zeit und Aufmerksamkeit

Heinrich Streibon (M.), Leiter der Krankenhaushilfe in St. Remigius, mit den Ehrenamtlern Elisabeth Stihl (r.) und Marek Osiecki.
Copyright: Daniel Thiel
Nicht nur in Leverkusen sind die Anforderungen an die Angestellten im Gesundheitssektor immens: Das Patientenaufkommen ist hoch, die Prozesse in den Krankenhäusern und anderen Bereichen natürlich zeiteffizient gestaltet. Da können Ärzte, Krankenschwestern und Pflegekräfte oftmals nicht so viel Zeit für die Belange der Patientinnen und Patienten abseits des Medizinischen aufbringen, auch wenn sie das gerne würden. Da kommen im Opladener Remigius-Krankenhaus die „Grünen Damen und Herren“ ins Spiel.
Die derzeit elf Frauen und vier Männer im ehrenamtlich arbeitenden Team sind im Krankenhausalltag, so erklärt sich auch der Name, an ihren grünen Kitteln zu erkennen. Sie sind nicht für die Diagnosen, die Operationen oder die Verwaltung verantwortlich, sondern schenken den Patientinnen und Patienten ihre Zeit und Aufmerksamkeit.
„Grüne Damen und Herren“ setzen auf Gespräche ohne Zeitdruck
In der Regel sind sie zwischen Dienstag und Freitag in den verschiedenen Stationen des Leverkusener Krankenhauses unterwegs. Teil ihres Alltags ist erst einmal der regelmäßige Austausch mit den Krankenschwestern, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, was in den Gesprächen mit den Personen auf sie zukommen könnte.
Alles zum Thema Opladen
- Rückblick 2025 Ein Leverkusener Dax-Konzern wird arabisch
- Interview Silke Ratte „Wir bleiben dabei: An Schulen darf nicht gespart werden“
- Im Krankenhaus St. Remigius Opladener Ehrenamtler schenken Zeit und Aufmerksamkeit
- Stadtrat Wie hoch die städtischen Zuwendungen für Leverkusens Politiker sind
- Opladen und Wiesdorf Wo in Leverkusen öffentliche Weihnachtsfeiern sind
- Weihnachtsgottesdienste als Ruhephase Leverkusener Pfarrer Prößdorf und Teller im Doppel-Interview
- Leverkusener Konzern Auch Covestros Chefaufseher geht
Dann geht es für die Gruppe um Heinrich Streibon, Leiter der Krankenhaushilfe in St. Remigius, auf die Zimmer – und in den Austausch. Da könne es mal darum gehen, den Patientinnen und Patienten bei der Reinigung zu helfen, kleinere Einkäufe für sie zu erledigen – oder ihnen mit Teilen aus der eigenen Kleiderkammer zu helfen. Gerade bei Personen, die nicht regelmäßig von Angehörigen besucht werden, seien diese Angebote ausgesprochen beliebt.

Zwölf der derzeit 15 Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler kamen vor Jahresende noch zu einem gemeinsamen Termin im Krankenhaus zusammen.
Copyright: Alexianer St. Remigius Krankenhaus Opladen
Viel Zeit der rund dreistündigen Stationsrundgänge nutzen sie für die Gespräche, die das medizinische Personal im stressigen Alltag oftmals nicht übernehmen kann. „Dafür erhalten wir eine hohe Wertschätzung vom Personal – dafür, dass wir uns die Zeit nehmen“, erklärt Elisabeth Stihl von den „Grünen Damen und Herren“.
Über einen Briefkasten werden sie auch informiert, wenn es ein Geburtstagskind auf den Stationen gibt – dann wird eine Geburtstagskarte samt einer kleinen Aufmerksamkeit, einem Stück Kuchen oder einem Eis, vorbereitet. Gerade über die kleinen Gesten sei die Freude groß, berichtet Streibon.
Das Thema „Einsamkeit“, gerade bei älteren Personen, gerät immer mehr in den Fokus. Die „Grünen Damen und Herren“ versuchen durch ihr Ehrenamt, allen im Krankenhaus, die sich danach sehnen, die Gelegenheit eines Austausches ohne Zeitdruck zu geben.
Unser Augenmerk liegt auf Empathie, den Blick für die Situation unseres Gegenübers und die Offenheit für die Gespräche.
„Bei uns geht es nicht darum, durch eine medizinische Ausbildung helfen zu können. Unser Augenmerk liegt auf Empathie, den Blick für die Situation unseres Gegenübers und die Offenheit für die Gespräche“, schildert Streibon.
Durch zwei Einsätze von seiner Kollegin Elisabeth Stihl konnten die Verantwortlichen erstmals auch zwei Dienste für die Weihnachtstage einplanen – an Heiligabend und dem zweiten Weihnachtsfeiertag. Schon in den Tagen zuvor empfand die Grüne Dame „Vorfreude“ darauf, auch über Weihnachten mit den Patientinnen und Patienten ins Gespräch zu kommen. Die Ehrenamtler wollten verhindern, dass es durch die Feiertage keine zu große Pause ohne Einsatztag entsteht – Stihl reagierte schnell und sagte für zwei Einsätze zu.
Rund um den Jahreswechsel zeichnet sich ab, dass das Team der „Grünen Damen und Herren“ kurzfristig noch einmal anwachsen könnte. Allerdings spricht Streibon von einer „ständigen Suche“ nach neuen Ehrenamtlern. Denn eine gewisse Fluktuation sei normal. Marek Osiecki ist derzeit noch Teil des Gespanns, er befindet sich aber auf den Zielgeraden seiner Priesterausbildung – sein Abschied naht. Darüber hinaus sei auch ein Thema, dass einige der Helferinnen und Helfer auf die 80 zugehen – auch das bedingt immer wieder Abschiede.
Interessierte sind daher immer willkommen, sich über die 02171/40952017 bei der Krankenhaushilfe zu melden. Streibon und Stihl betonen aber, dass es keinen Grund zur Sorge gebe, direkt ins kalte Wasser, in diesem Falle in Einzelgespräche mit Patientinnen und Patienten, geworfen zu werden. Es sei üblich, ohnehin die Dienste zu zweit zu übernehmen.
Darüber hinaus gibt es erst einmal einen Schnuppertag – und dann die ersten Dienste an der Seite von erfahrenen Helferinnen und Helfern. Darüber hinaus kommen in Zusammenarbeit mit der Caritas Schulungen zustande, unter anderem in Vorbereitung auf spezielle Situationen, wie etwa dem Umgang mit Demenz-Patienten. Die Hoffnung der „Grünen Damen und Herren“: Je mehr Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler hinzustoßen, desto regelmäßiger kann im Krankenhaus St. Remigius das Gespräch mit denjenigen gesucht werden, die sich danach sehnen.
