Leverkusener KlassentreffenElf Ehemalige erinnern sich an ihre Volksschulzeit vor 60 Jahren

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Klassentreffen der ehemaligen Volksschule/Mädchenschule an der Friedrich-Ebert-Straße.

60 Jahre später: Die ehemaligen Schülerinnen der Volksschule versammeln sich zum Gruppenfoto vor dem alten Eingang zu ihrem Teil der Schule, in der seit 1965 die Musikschule untergebracht ist.

In der Musikschule war bis 1964 die Volksschule Leverkusen untergebracht. Elf ehemalige Schülerinnen trafen sich nun eben dort wieder und erinnerten sich. 

Es dauert keine fünf Minuten – und schon wird munter durcheinander gequasselt. Miteinander gelacht. Sich gemeinsam erinnert. Natürlich: 60 Jahre sind zwar eine lange Zeit. Da ist das, was damals passierte, lange her. Aber wenn es sich bei all dem um Erlebnisse aus der eigenen Kindheit und Jugend handelt – für jeden Menschen extrem prägende Jahre –, dann stecken die eben auch ganz fest verankert im eigenen Gedächtnis. Und machen ein Klassentreffen wie dieses zu einer Begegnung, bei der es nunmal drunter und drüber geht. Im besten Sinne. Der Satz „Es ist so schön, Euch alle wiederzusehen“ ist jedenfalls häufiger zu hören, als sich diese elf Frauen sechs Jahrzehnte nach ihrem Abgang von der Volksschule an der Friedrich-Ebert-Straße eben dort treffen. Oder besser: klassen-treffen. 

Schule mit Mädchen- und Jungentrakt

Heutzutage ist die alte Volksschule, die diese Damen von 1956 bis 1964 besuchte, zwar die Musikschule Leverkusens. Genauer gesagt: seit 1965. Aber früher war das eben anders. Da war im westlichen Flügel, der parallel zur Friedrich-Ebert-Straße hin steht, die Mädchenschule untergebracht. Im nördlichen Flügel, zwischen dem heutigen Büro der Schulleitung und dem großen Musiksaal gegenüber der Sparkasse, lag der Trakt für Jungen. „Und rüber zu denen konnten wir nicht“, sagt Adeltraut Hackenbach. „Da gab es einen Zaun und eine Mauer.“ Es sei nur Winken von Fenster zu Fenster angesagt gewesen. Ein Verbindungsgang durch den Keller galt zwar als Geheimtipp der Verbundenheit. Der war aber ebenso Tabuzone. „Wer davon wusste, hätte sich trotzdem niemals gewagt, ihn zu benutzen“, sagt sie und lacht.

Adeltraut Hackenbach ist übrigens diejenige, die auch in der Vergangenheit schon alle zehn Jahre die ehemaligen Klassenkameradinnen zusammentrommelte. Und sie hält elf anwesende von 28 ehemaligen Schülerinnen an diesem Tag im April 2024 für eine gute Quote angesichts der Tatsache, dass „sich ja viele nach der Schule überall hin verstreuen“, wie es ihre Klassenkameradin Christiane Borzutzky betont. Fünf Frauen respektive Schülerinnen von damals seien zudem leider schon gestorben. Sprich: Das ist hier und heute der gebliebene Leverkusener Stamm.

Klassentreffen der ehemaligen Volksschule/Mädchenschule an der Friedrich-Ebert-Straße.

Ein Klassenfoto als Erinnerung: So sahen die Frauen im Abschlussjahr 1964 aus.

Zumindest bis auf Renate Paetzold. Die zog nämlich in jungen Jahren schon zu ihrem Mann nach Xanten und hat somit von allen, die heute gekommen sind, die weiteste Anfahrt. Gleichwohl ist es so, dass sie das gewöhnt ist, denn: „Mein eigenes Elternhaus steht noch in Rheindorf. Da wohnt jetzt mein Sohn. Und bei dem quartiere ich mich immer ein, wenn Bayer 04 spielt.“ Und da Bayer 04 erst im Europacup gegen West Ham sowie dann am Wochenende gegen Bremen spielte, war Renate Paetzold sowieso wieder hier, in der alten Heimat, und konnte in einem Aufwasch auch das Klassentreffen mitnehmen. 

Sieglinde Herfen wiederum wird hier und da ein wenig gefoppt. Sie war damals nämlich eine von denen in der Klasse, die, das sagt sie selber über sich, „gerne mal laut war und den Mund aufgemacht hat“. Die Folge: „Ich stand häufiger vor der Klassentüre, weil ich gestört habe.“ Früher war das nicht ganz so schön. Heute ist es ein Grund zum Lachen.

Bei dem kommt dann im Verlaufe des Tages, der in der Musikschule beginnt und beim gemeinsamen Essen im kroatischen Restaurant gegenüber lange ausklingt, denn auch noch so Einiges auf den Tisch. Zum Beispiel die noch heute spürbare Bewunderung und Sympathie für die damalige Lehrerin der Klasse, die die Schülerinnen auf den Abgang 1964 vorbereitet hatte: „Das war das Fräulein Westrup“, sagt Adeltraut Hackenbach und lacht, denn: Diese Bezeichnung gebe es heutzutage ja offiziell nicht mehr.

Und gelacht wird, wie gesagt, viel an diesem Tag. Gelacht und nicht nur von Organisatorin Adeltraut geschworen: „In spätestens fünf Jahren treffen wir uns wieder.“ Fünf. Nicht zehn. „Wir werden ja alle nicht jünger“, sagt sie und lächelt. Es ist ein Lächeln der Vorfreude. 

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