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Erstes Problem kostete 35.000 EuroOpladenerin erfüllt sich Traum von Segelboot-Weltreise

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Rob und Cleo mit einer ihrer Katzen auf einem Boot.

Rob (r.) und Cleo mit einer ihrer Katzen auf einem Boot

Die 100-Quadratmeter-Wohnung in Leverkusen haben Cleo und Rob schon längst hinter sich gelassen, kürzlich erwarben sie das zweite Boot.

Schon beim ersten Date ließ Rob die Bombe platzen: Er hatte Cleo, mittlerweile seine Verlobte, gerade erst kennengelernt – betonte aber direkt: Ich will eines Tages mit einem Segelboot um die Welt fahren. Das Gute – und für die beiden einer von vielen Momenten seitdem, die sie zusammengeschweißt haben: Cleo ging es genauso – auch sie hatte Reisepläne.

Im Winter 2025 stecken die beiden Tätowierer mitten in der letzten Vorbereitungen, um sich genau diesen Wunsch zu erfüllen. Der „Leverkusener Anzeiger“ erwischt Cleo und Rob wenige Stunden nach ihrer Rückkehr aus Südfrankreich, dort haben sie sich zum zweiten Mal ein Boot gekauft. Entsprechend gut ist die Stimmung – mittlerweile können sie auch darüber lachen, was mit dem ersten Boot passiert ist.

Mayday-Notruf mit 35.000-Euro-Boot – dann ist es sogar noch gekentert

Denn dieses Projekt führte Rob nicht nur nach Irland, sondern kostete letztlich auch 35.000 Euro – und sorgte für einen Mayday-Notruf auf keltischer See. „Ein schmaler Verlust“, sagt Rob, der sich den Galgenhumor nicht verkneifen kann, er sieht es mittlerweile als „Lehrgeld“.

Ein Boot in Irland zu kaufen, das war einst die Initialzündung für Rob, um sich den Traum von der Weltreise endlich zu erfüllen. Nachts nahm er, während seine Partnerin schlief, die Zügel in die Hand – und gab bei einer Online-Auktion ein Gebot für ein Boot ab. Viel Zeit blieb dann nicht mehr, um sich in aller Ruhe über den Zustand des Bootes zu informieren. Im Rahmen der Auktion, so erzählen beide, habe es noch geheißen, dass das Boot in einem guten Zustand sei.

„In Irland wurden wir dann achtmal versetzt“, erzählt Rob, eine entsprechende Prüfung des Bootszustandes von geschultem Personal vor der ersten Überfahrt war so nicht möglich: „Dann war auch der Wunsch, mit dem Boot nach Deutschland zu kommen größer, als der Impuls, lieber noch gründlicher drüberzuschauen.“

Als ich gesehen habe, dass das Boot von der Route abgekommen ist, habe ich richtig Panik bekommen.
Cleo erfuhr aus der Ferne von den Schiffsproblemen ihres Partners Rob

Auf der keltischen See gab zunächst der Motor den Geist auf, dann riss das Großsegel. „Das Boot war dann manövrierunfähig“, schildert der Dormagener Rob. Cleo war unterdessen daheim, wollte eigentlich die Fortschritte auf der Route online verfolgen. „Als ich gesehen habe, dass das Boot von der Route abgekommen ist, habe ich richtig Panik bekommen“, blickt sie zurück.

Zu allem Überfluss sei es dann noch beinahe zu einer Kollision mit einem Fischerboot gekommen. Letztlich war es die freiwillige Seenotrettung, die Rob aus der ausgesprochen misslichen Lage befreite. Im Hafen kenterte dann das 19-Tonnen-Boot – schlimmer hätte es kaum laufen können.

Nicht zu glauben? Das Gute für das Paar, das aktuell (noch) ein Tattoo- und Piercing-Studio in Dormagen betreibt: Sie haben sich von Beginn an dazu entschieden, ihr Weltreisen-Projekt mit einer Kamera zu begleiten – und alle 14 Tagen eine neue Folge ihres Reisetagebuchs auf YouTube hochzuladen. So wurden auch diese Szenen festgestellt. Das Video mit der bisher größten Resonanz ist passenderweise das, auf dem das gekenterte Schiff zu sehen ist – jüngst knackte das bisherige dramaturgische Highlight des Projektes die 50.000-Aufrufe-Marke.

Das gekenterte erste Boot von Rob und Cleo in Irland.

Das gekenterte erste Boot von Rob und Cleo in Irland

Bei dem Social-Media-Vorhaben kommen ein romantischer und ein rationaler Gedanke zusammen. Einerseits geraten beide ins Schwärmen bei der Vorstellung, in mehreren Jahrzehnten noch einmal auf die Videos und die Anfänge ihres Abenteuers zurückzublicken. Darüber hinaus macht Rob auch keinen Hehl daraus, dass die beiden hoffen, mit etwaigen Einnahmen durch die Videos Ausgaben für das Reisen decken zu können.

Der Start der Weltreise ist für Mai 2026 geplant. Unterwegs haben die beiden weiterhin vor, auch zu tätowieren – und so Einnahmen zu erzielen. „Das Filmen und Schneiden ist aber schon ein Vollzeitjob, das hätten wir nicht gedacht“, erzählt Rob. Gefragt, wie die Reaktionen online auf ihr Abenteuer bisher sind, platzt Cleo heraus: „Die sind heftig!“

Allerdings ging es auch da in beide Richtungen: Die Abenteurer erzählen davon, dass ihnen zahlreiche Personen schon Tipps gegeben haben, Hilfe angeboten haben – und zum Beispiel nur für Unterkunft und Proviant mit anpacken wollen. Andererseits erklärt Rob: „Ich bin noch nie mit so viel Hass konfrontiert worden.“

Zuletzt gab es aber zahlreiche Glückwünsche zum Erwerb des neuen Bootes in Südfrankreich. Das war ein ausgesprochen emotionales Unterfangen für das Paar. Denn das Boot kauften die beiden einer Familie ab, die sich wiederum selbst auf eine Segelreise begeben hatte. „Deren Traum geht zu Ende, unserer fängt jetzt so richtig an“, erzählt Rob. Diesmal ist er sich auch seiner Sache deutlich sicherer, was das Gefährt anbetrifft: „Wir haben das Boot an Land gesehen, alles, was daran noch zu machen ist, ist machbar.“

Das Aufbereiten wird in den kommenden Wochen und Monaten parallel zum Leben im Rheinland verlaufen. Im Dezember geht es für Rob und Cleo noch einmal zum Boot an die Côte d’Azur, dort werden sie auch ihre Weihnachten verbringen – ein weiterer Aufenthalt ist für Februar geplant.

Wohnung in Opladen schon vor eineinhalb Jahren aufgegeben

Einige Herausforderungen stehen aber noch in Deutschland an:  Unter anderem geht es noch um die Übernahmeregelung für das gemeinsame Tattoo-Studio – auch der Wohnwagen, in dem die beiden seit nunmehr eineinhalb Jahren leben, soll noch verkauft werden, bevor die Weltreise beginnt. Zuvor lebten die beiden gemeinsam auf 100 Quadratmetern in Opladen, dann fiel die Entscheidung, sich so zu verkleinern, um das Leben erst einmal im Wohnwagen zu verbringen – im Sinne der Mobilität.

Cleo bricht nicht zur Weltreise auf, weil sie ihre Heimat Leverkusen nicht leiden kann: „Ich liebe Opladen, das ist meine Heimat. Es wird auch nicht das letzte Mal, dass ich da gewesen sein werde. Erst einmal sehe ich meine Heimat aber woanders.“ Für die Zeit der Weltreise lässt sich getrost sagen: Ihr Zuhause ist die ganze Welt.

Mit dem Boot geht es los, später wollen die beiden aber einen Teil der Reise auch über Land zurücklegen. Dafür müssen sich sie allerdings erst noch ein Gefährt zulegen.

Cleo und Rob wollen sich ihren Lebenstraum erfüllen und im Idealfall dabei noch Möglichkeiten haben, anderen zu helfen. Dazu sollen auch die erhofften Einnahmen durch die Videos helfen. „Wenn es möglich ist, finanziell unabhängig zu werden und dazu kleine Projekte in Angriff nehmen zu können, wäre das toll“, betonen beide. Als Beispiele nennen sie den Bau von Brunnen, sich um streunende Katzen zu kümmern – oder sich an Schulprojekten zu beteiligen. Cleo ergänzt: „Unser Wunsch ist es einfach, Menschen und Tieren zu helfen.“ Dabei wird die Kamera die beiden über die kommenden Jahre begleiten.