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Von Rheindorf nach Langenfeld-InnenstadtProzess nach Verfolgungsjagd – Fuhr der Fahrer im Wahn?

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Ein Autowrack liegt ausgebrannt auf einer Straße.

Die Verfolgungsfahrt am 13. September 2024 hatte in Rheindorf begonnen, mit einem Unfall endete sie in Langenfeld.

Der Prozess um die spektakuläre Verfolgungsjagd im September vergangenen Jahres ging in die nächste Runde.

Was der Angeklagte aus den Niederlanden eigentlich in Leverkusen zu tun hatte, als er am 13. September 2024 erst in Rheindorf randalierte und dann eine Vollgas-Flucht vor der Polizei angetreten war, die in einem fast tödlichen Unfall in Langenfeld geendet war, ist nicht bekannt. In seinem Unfallauto fand sich später Werkzeug, unter anderem ein Hammer, der in einem Stoffbeutel eingepackt war. Klar ist aber wohl: Handwerker ist der Niederländer mit marokkanischen Wurzeln eher nicht. In der Verhandlung am Amtsgericht in Opladen wird die Frage seines Aufenthalts in Leverkusen nicht behandelt, der Angeklagte muss auch nichts dazu sagen.

Der Verteidiger scheint darauf zu setzen, dass sein Mandant nicht schuldfähig gewesen sein könnte, als er mit Vollgas vor der Polizei geflüchtet war. War er im Wahn? Tatsächlich scheint es keinen wirklich nachvollziehbaren Grund zu geben, weshalb er Kopf und Kragen riskiert hatte auf der sinnlosen Flucht. Am Schluss dieser Raserei, die von Rheindorf über die Autobahn nach Langenfeld in die Innenstadt führte, unter anderem über einen Marktplatz, rammte der Niederländer mit nahezu 100 Kilometern in der Stunde den Kleinwagen einer Düsseldorferin, deren Schulter seither ziemlich kaputt sein soll. Sie war so schwer verletzt, dass sich schon Polizeibeamte auf den Weg gemacht hatten, um der Schwester die schlechte Nachricht persönlich zu überbringen. Das war dann nicht nötig, sie hat knapp überlebt.

Leverkusen: Dashcam zeigt den schweren Unfall

Der Niederländer hat sich in den zwei Jahren vor seiner Tat zwei Jahre lang in Holland in einer forensischen Psychiatrie aufgehalten, forensisch deshalb, weil er sich aggressiv verhalten hatte. Das Schöffengericht in Opladen hätte ihn gerne von einer Psychiaterin untersuchen lassen, um Klarheit zu haben, aber der angeklagte Niederländer hat nicht zugestimmt und nicht mitgemacht.

Im Gerichtssaal wird am Montag das Video aus der Dashcam des verfolgenden Strafenwagens auszugsweise gezeigt. Der Fahrstil des 35-jährigen Niederländers in seinem Peugeot wirkt gekonnt, ohne Unsicherheiten. Brutal ist der Aufprall auf den Kleinwagen der Düsseldorferin, in den er seitlich hineinrast, nachdem er über eine rote Ampel gefahren ist.

Die Psychiaterin, die ihn, wenigstens im Gerichtssaal, beobachtet hatte, wenn sie ihn schon nicht untersuchen konnte, kann nichts Gesichertes zu seiner eventuellen Schuldfähigkeit sagen: „Ich habe zu wenig, um ihn zu beurteilen.“ Im Zweifel also für den Angeklagten? Man wird sehen.

Nach seinem Unfall hatte der Niederländer zu einer Polizistin gesagt, er sei geflüchtet, weil ihm die niederländische Mocro-Mafia das befohlen habe. Das könne komplett eingebildet sein; ebensogut könne es einen realistischen Hintergrund haben, es könne aber auch „kompletter Bullshit“ sein, sagte die psychiatrische Gutachterin, die das Gericht gezwungenermaßen im Unklaren lassen muss.