Tödlicher Streit am Bunker in WiesdorfTritte von immenser Kraft führten zum Milzriss

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Der Angeklagte im Gerichtssaal in Köln.

Der Angeklagte im Gerichtssaal in Köln.

Köln/Leverkusen – Wenn man einen Gerichtsprozess verfolgt, bleiben die wahren Ausmaße einer Tat oft abstrakt. Die kühle Atmosphäre des Gerichtsgebäudes, die Formalitäten rund um Zeugenvernehmungen und der nüchterne Blick von Sachverständigen machen es leicht, nicht zu sehr in eine emotionale Betrachtungsweise abzugleiten. Ab und an bahnt sich die Realität dann aber doch eindrücklich ihren Weg in den Gerichtssaal.

Eine gestohlene Jacke im Bunker führte zum Streit

Wie am Freitag bei der Fortsetzung des Gerichtsprozesses um gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge gegen den Angeklagten Marcus P. (alle Namen geändert). Im Juli vergangenen Jahres war der 21-Jährige mit dem späteren Opfer an der Notschlafstelle im Bunker in Leverkusen-Wiesdorf aneinandergeraten. Ein Streit um eine gestohlene Jacke eskalierte. Marcus P. schlug, er trat. Und am Ende war Heiko T. tot - ein Milzriss verursachte eine innere Blutung. Die von der Polizei eingesetzte Rechtsmedizinerin schilderte am Prozesstag ausführlich ihr Gutachten. Fotos der Obduktion machten dabei die Schwere der Verletzungen deutlich.

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Rechtsmedizinerin zeigt Verletzungen des Opfers

Über den Beamer wurden Aufnahmen aus ihrer Untersuchung gezeigt. Darauf zu sehen waren diverse Blutergüsse am Hinterkopf und Oberkörper des Opfers. Durch stumpfe Gewalteinwirkung wurden dem Opfer gleich drei Rippen gebrochen. Diese Art der Tritte habe dann auch die letztendlich tödliche Milzruptur verursacht. „Es hat eine sternförmige Zerreißung der Milz gegeben, etwa sechs mal fünf Zentimeter groß. Bei der Milz gibt es die ’Siebenundvierzig-Elf-Regel’ - Das heißt, die ganze Milz misst rund vier mal sieben mal elf Zentimeter - daran kann man sich ungefähr vorstellen, wie groß diese Verletzung war“, erläuterte die Medizinerin. Durch das Loch seien über zwei Liter Blut in die Bauchhöhle des Opfers geraten.

„Er hat bestimmt sechs oder sieben Mal gefragt, ob das Opfer wirklich gestorben ist“

Marcus P. rechnete jedoch offenbar nicht mit derartig schlimmen Verletzungen als Folge seiner Schläge und Tritte. Als er durch die Polizei vom Tod des Opfers erfahren habe, sei er apathisch und weinerlich geworden, berichtete ein Beamter. „Er hat bestimmt sechs oder sieben Mal gefragt, ob das Opfer wirklich gestorben ist“, schilderte der junge Kommissar. „Der Marcus ist nicht der Typ, jemanden totzuschlagen“, sagte auch ein weiterer Zeuge aus dem Wohnungslosen-Umfeld am Bunker. „Das ist ein anständiger, ein netter Mensch.“ Der Prozess wird fortgesetzt.

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