Rund 150 Kinder und Erwachsene werden beim nächsten Holzhausener Zoch mit St.-Martins-Kostümen ein Zeichen für den Erhalt der Züge vor Weihnachten und an Karneval setzen.
St. Martin in LeverkusenRekordandrang beim Kostümbasteln für den Holzhausener Zug

Die siebenjährige Rüya, die neunjährige Lea, und Timmi (fünf, von links) haben fleißig gebastelt und freuen sich auf den Karnevalsumzug 2026.
Copyright: Charlotte Breidohr
Große Scheren, buntes Papier, Heißklebepistolen im Dauereinsatz: In den Mensa-Räumen der Gemeinschaftsgrundschule Im Kirchfeld herrscht am Montagabend vorweihnachtliche Betriebsamkeit. Rund 150 Kinder und Erwachsene aus Lützenkirchen und Quettingen bereiten sich gemeinsam auf den Zug am Karnevalssonntag vor – so viele wie noch nie. Erstmals sind neben den Kirchfelder Pänz auch die Don-Bosco-Kids sowie die „Jungs und Mädcher us d’r Herderstroß“ dabei.
Die Bastelaktion ist eine reine Elterninitiative, unterstützt vom Schulverein und der OGS, aber keine offizielle Schulveranstaltung. Zwei Schichten waren nötig, um allen Teilnehmenden Platz zu bieten. „Es macht wahnsinnig viel Spaß zu sehen, wie sich alle mit Weihnachtsmusik auf die Session einstimmen“, sagt Felix Piepenbrock. Der 40-Jährige ist Vorsitzender des Schulvereins.
Politisches Motto mit klarer Botschaft
Wie schon im vergangenen Jahr trägt die Fußgruppe ein Thema aus der Stadtpolitik in die jecke Welt. 2026 lautet das Motto:„Wor dat de Idee vun de Adomat? En Zoch statt twe – St. Määtes un Fastelovend feere mer zosamme.“ Bedeutung: „Ein Zug statt zwei – St. Martin und Karneval feiern wir zusammen.“
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Viele traditionelle Laternenumzüge an Kitas oder Schulen sind in diesem Jahr entfallen oder mussten viel kleiner stattfinden. Das finden wir schade.
Die Gruppe spielt augenzwinkernd auf die Diskussion um die St.-Martinszüge in Leverkusen an. Stadtdirektor Marc Adomat hatte ursprünglich weniger Martinszüge angekündigt. Eine Entscheidung, die später relativiert wurde, dennoch vielerorts für Ärger sorgte. „Viele traditionelle Laternenumzüge an Kitas oder Schulen sind in diesem Jahr entfallen oder mussten viel kleiner stattfinden. Das finden wir schade, für die Kinder und die Schulgemeinschaften“, so Piepenbrock. Gemeinsam mit weiteren Eltern wurde ein offener Brief an den neuen Oberbürgermeister geschickt. Antwort von Stefan Hebbel habe es bisher nur in Form einer Eingangsbestätigung gegeben, so Piepenbrock.

Ein anspielungsreiches Kostüm: Die 15-jährige Schülerin Maya und Felix Piepenbrock gehen im kommenden Jahr als Laternen verkleidet.
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Auch die GGS Kirchfeld stand vor großen Herausforderungen: „Wir hätten für den Martinszug wegen neuer Sicherheitsauflagen Absperrbaken über eine städtische Tochterfirma mieten müssen. Am Ende hat uns ein Bauunternehmer ausgeholfen und sie kostenlos bereitgestellt“, erklärt Piepenbrock. Ein kaum zu stemmender Aufwand für die ehrenamtliche Elterninitiative.
Von der Stadt wünscht er sich Piepenbrock klarere Vorgaben und pragmatische Unterstützung: „Es wäre schön, wenn Stadtdirektor Adomat oder Herr Hebbel nicht nur mit der Presse sprechen, sondern auch mit uns Organisatoren. Wir möchten, dass 2026 alle, die einen Martinszug durchführen wollen, ihn auch durchführen können.“
OB und Stadtdirektor antworten
Das geschah am Dienstag: Es ging dem OB und dem Stadtdirektor darum, „bestehende Unklarheiten und Verunsicherungen auszuräumen“. Laut Polizei habe sie voriges Jahr, also 2024, 60 der mehr als 100 Martinszüge in Leverkusen begleitet. Es sei eine Anregung der Polizei gewesen, dass sich wie in anderen Städten Schulen und Kitas für Stadtteilzüge zusammenschließen. Das spare Kräfte bei den Ordnungshütern.
Dann, so Hebbel und Adomat, habe das Ordnungsamt sich mit dem Thema Martinszüge befasst und sei zu diesem Ergebnis gekommen: Wenn mehr als 500 Menschen teilnehmen oder der Zug das überörtliche Straßennetz beansprucht, muss eine Genehmigung her. Aber nur dann, betonen OB und Stadtdirektor. Alle anderen Äußerungen des Fachbereichs Ordnung und Straßenverkehr seien „Empfehlungen“.
Problemfall Feuer
Was die Martinszüge kompliziert macht, sind allerdings die Feuer: Darüber müssten die Veranstalter mit den Stadt-Ressorts Umwelt, Schulen, der Feuerwehr und auch der Polizei sprechen. Trotzdem sei es „uns ein Anliegen, den Aufwand für die Durchführung von Martinsumzügen so gering wie möglich zu halten“, betonen Hebbel und Adomat. Schließlich seien sie „persönlich sehr dankbar für die Organisation und Planung von Martinsumzügen“, so die Stadtoberen.
Für Fragen, die trotz der Zug-Infos, die auf der Stadt-Seite im Internet stehen, auftauchen, will die Stadtverwaltung „zeitnah zu einem Austausch bezüglich der Martinsumzüge einladen“. Dann soll auch mit den Veranstaltern auch „über Optimierungsmöglichkeiten“ gesprochen werden. Danach sollen sich Stadtverwaltung und Polizei zusammensetzen, „um die Abläufe zu den Martinsumzügen zu evaluieren und Verbesserungsvorschläge zu besprechen“, so der Oberbürgermeister und der Stadtdirektor.
Kleine Martins – große Laternen
In Holzhausen gehen trotzdem in diesem Jahr 83 Kinder als kleine St. Martins und St. Martinas mit – mit selbst gebastelten Holzschwertern, Umhängen und Helmen. „Ich finde das Kostüm richtig toll“, so Viertklässlerin Lea (9). „Ich mag das St. Martinsfest und vor allem den roten Mantel, den wir tragen können.“ Die 71 Erwachsenen werden zu wandelnden Laternen: Die Laterne kommt als aufwändige Kopfbedeckung daher, jede ein kleines Kunstwerk.
Auch finanziell stemmen die Familien alles selbst: Rund 16 Euro kostet ein Kostüm, das Wurfmaterial bringen sie ebenfalls mit. Dank Sponsoren können erneut zwei Familien mitmachen, die sich die Teilnahme sonst nicht leisten könnten. „Wir freuen uns, dass das wieder klappt. Und wir wünschen uns, dass sich niemand scheut, uns direkt anzusprechen“, sagt Piepenbrock.
Der Umzug in Holzhausen, der am Karnevalssonntag, 15. Februar 2026, um 14.11 Uhr losgeht, ist ein Highlight in Lützenkirchen. Mit nur 600 Metern Länge ist er der kleinste Leverkusener Zug. Aber durch den Verzicht auf motorisierte Fahrzeuge ist er zugleich auch einer der gemütlichsten und traditionellsten. Für die kurze Strecke benötigt der Zug oft mehr als drei Stunden, da hier der Spaß und die Gemeinschaft im Mittelpunkt stehen, so der Schulverein der GGS Im Kirchfeld. Die Pänz setzen in diesem Jahr ein Zeichen dafür, dass Traditionen gemeinsam weiterleben – ob an St. Martin oder an Karneval.
