Der Frühjahrsbericht zeigt: Es geht nicht mehr abwärts, aber auch nicht aufwärts.
IHK-UmfrageDie schlechte Stimmung in Leverkusens Unternehmen ist noch lange nicht weg

Matthias Franken, Referent für Wirtschaftspolitik bei der IHK in Köln, Präsidiumsmitglied Stefan Bisanz und Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein (von links) stellten am Dienstag die Zahlen vor.
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Uwe Vetterlein hat eine Idee. Die Bundesregierung könnte die Stromsteuer dauerhaft senken. Das sei „schnell zu machen“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Kölner Industrie- und Handelskammer am Dienstag. Und wäre ein Beweis, dass die neue Bundesregierung aus dem Ankündigungsmodus ins Tun kommt. Denn darauf warten alle, so Vetterlein mit Blick auf die neue Konjunkturumfrage der Kammer. Sie zeige die Unternehmen in einem „sehr abwartenden, zurückhaltenden Modus. Denn wir kommen aus einer Vertrauenskrise gegen die Ampel-Regierung“, so der Hauptgeschäftsführer.
Die Einschätzung der Lage ist in Leverkusener Unternehmen seit Jahresbeginn allerdings insgesamt nicht besser geworden, sondern sogar einen Tick schlechter. Aber die Erwartungen haben sich recht deutlich zum Besseren gewendet: In knapp jeder fünften Firma geht man davon aus, dass sich die Lage verbessert. Anfang des Jahres war das nur jede zehnte. Pessimistisch sind allerdings noch fast genauso viele Firmenchefs.
Viele sind nicht mehr flüssig
An höhere Investitionen ist weiterhin nur in jedem fünften Leverkusner Unternehmen gedacht; dagegen wollen fast 38 Prozent der Befragten sogar weniger ausgeben. Im Rheinisch-Bergischen Kreis soll noch deutlich weniger investiert werden. Daran zeige sich, so Vetterlein, keineswegs nur eine abwartende Haltung: Der IHK-Mann sieht diese Pläne als Zeichen dafür, dass es vielen Unternehmen an Liquidität mangelt. Betrachtet man den gesamten Kölner Kammerbezirk, spielt die Kapitalausstattung in jeder zweiten Firma eine Rolle. Diese Analyse teilt Vetterlein übrigens mit Andreas Tressin, dem Geschäftsführer des Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbands Rhein-Wupper.
Mit den Investitionsplänen korrespondieren die Beschäftigungspläne der Unternehmen. Der Anteil derer, die neue Stellen schaffen wollen, hat sich kaum verändert, liegt bei knapp 17 Prozent. Dagegen wollen gut 20 Prozent der Firmen Jobs abbauen. Das sind noch etwas mehr als vor einem Jahr, aber deutlich weniger als im vorigen Herbst. Da war die Stimmung total im Keller. Diese Zurückhaltung zeigt sich inzwischen auch am Leverkusener Arbeitsmarkt. Die Quote liegt um einen halben Prozentpunkt höher als vor Jahresfrist. „Kurzarbeit ist inzwischen auch wieder ein Thema“, so Vetterlein dazu. Der Mangel an Fachkräften bringe die Unternehmen dazu, gute Leute zu halten. Die Frage sei aber, wie lange sie sich das leisten können bei schlechter Auftragslage.
Wirtschaftspolitik als Risikofaktor: Das ist neu
Dass die Wirtschaftspolitik von Unternehmern überhaupt als Risikofaktor betrachtet wird, ist ein ziemlich neues Phänomen, sagte IHK-Statistiker Matthias Franken in der Opladener IHK-Zweigstelle. „Das muss sich wieder ändern.“
Allerdings sind den Praktikern in den Firmen die Neustart-Zeichen noch nicht stark genug. Stefan Bisanz, der nach eigenen Angaben allein in Leverkusen rund 400 Personen in der Sicherheitsbranche beschäftigt und Mitglied des IHK-Präsidiums ist, vermittelte am Dienstag einen Eindruck: Auf seinen ersten Auslandsreisen habe der neue Bundeskanzler Friedrich Merz zwar den Eindruck vermittelt, dass mit Deutschland wieder zu rechnen ist. In der Innen-, vor allem der Wirtschaftspolitik fehle aber noch ein glaubhafter Impuls, „und sehr lange kann man nicht warten“: Seine Investitionsplanung für das nächste Jahr schließe er im Frühsommer ab. Das heißt: Dann müssen die Rahmenbedingungen fest stehen.
Für Bisanz und seine „Consulting plus“-Gruppe zählt dazu auch die Höhe des Mindestlohns. Der im Koalitionsvertrag sehr deutlich formulierte Plan, bald 15 Euro zu erreichen, ist für Bisanz sehr bedeutsam, sagte er. Rund 80 Prozent der Beschäftigten in der Sicherheitsbranche arbeiteten im Mindestlohn-Sektor. Wenn da rund 2,50 Euro dazu kommen, sei allein das ein Faktor. Und: Mit einer deutlichen Erhöhung verschiebe sich das gesamte Gehaltsgefüge. Kosten, die er auf die Kunden abwälzen müsse. Das gelinge nicht immer.
Der Unternehmer Stefan Bisanz gehört zu denen, deren Erwartungen eher gemischt sind. Diese Haltung teilt er mit vielen – zu vielen, zeigt die Frühjahrsumfrage der Industrie- und Handelskammer.