Abo

Sport mit BehinderungWie der SSV Lützenkirchen mit Fußball zur Inklusion beitragen will

3 min
Menschen auf Fußballplatz

Training der inklusiven Mannschaft vom SSV Lützenkirchen

Der SSV Lützenkirchen will eine Vorreiterrolle einnehmen und jungen Menschen mit Behinderung ein größeres Freizeitsportangebot bieten.

Einige Diskussionen sind doch in allen Fußballmannschaften gleich. „Der war hinter der Linie!“, ruft der Schütze. Niclas Esselborn schüttelt lachend den Kopf. Der 17-Jährige steht im Tor, während die Spieler der neuen Inklusionsmannschaft des SSV Lützenkirchen sich warm schießen. Esselborn ist selbst im Verein aktiv, als er den Aufruf sah, dass Trainer für das inklusive Fußballteam gesucht werden, war er direkt dabei. „Es wird immer viel über Inklusion geredet, aber wenig umgesetzt“, sagt der 17-Jährige. „Wir wollen zeigen, dass wir da sind.“

Und zwar für alle, betont der Vereinsvorsitzenden Daniel Müller. „Der SSV Lützenkirchen soll ein Ort sein, an dem alle Menschen – egal ob mit oder ohne Behinderung – gemeinsam Sport treiben können.“ In Leverkusen gebe es bisher wenige Breitensportangebote für Jugendliche mit geistiger Behinderung. „Wir wollen als Verein eine Vorreiterrolle übernehmen. Unser Ziel ist es, jungen Menschen eine Freizeitmöglichkeit zu geben und zu zeigen, dass Fußball für alle da ist.“

Niclas Esselborn, Christoph Gajda und Ela Groen trainieren das inklusive Fußballteam des SSV Lützenkirchen.

Niclas Esselborn, Christoph Gajda und Ela Groen trainieren das inklusive Fußballteam des SSV Lützenkirchen.

Verantwortlich für das neue Team ist Christoph Gajda, der als ausgebildeter Heilerziehungspfleger bei der Lebenshilfe täglich mit Menschen mit Behinderung arbeitet und beim 1. FC Monheim auch schon als Fußballtrainer gearbeitet hat. „Über den Landessportbund kam eine Mail und da habe ich mich direkt angesprochen gefühlt“, sagt Gajda. 

Bislang habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Herausforderungen viel geringer sind, als bei anderen Jugendmannschaften.
Christoph Gajda, Fußballtrainer

Natürlich habe er sich im Vorfeld Gedanken gemacht, welche besonderen Herausforderungen das Training mit einem sehr heterogenen Team mit sich bringen werde. Denn neben allen Arten von Behinderungen sind explizit auch Spieler ohne Beeinträchtigung explizit erwünscht, schließlich soll es darum gehen, gemeinsam Freude am Sport zu erleben, voneinander zu lernen und Barrieren abzubauen.

Training der Inklusionsmannschaft.

Hoch konzentriert am Ball: Training der Inklusionsmannschaft.

„Bislang habe ich allerdings die Erfahrung gemacht, dass die Herausforderungen viel geringer sind als bei anderen Jugendmannschaften“, stellt Gajda fest. Kein Leistungsdruck, keine Eltern, die sich – gerne auch lautstark – einmischen. Einfach Spaß am Kicken und gute Laune.

Mit im Team ist auch Ela Groen, deren Sohn ebenfalls beim SSV Lützenkirchen trainiert. „Ich habe auf ihn gewartet und den Zettel am schwarzen Brett gesehen und mich direkt gemeldet“, sagt die 47-Jährige. Um das Projekt bekannt zu machen, haben sie gezielt Förderschulen angeschrieben und Flyer verteilt. Mittlerweile kommen regelmäßig sieben bis acht Jugendliche zum Training – jeder begrüßt alle drei Trainer mit Handschlag und einem Strahlen auf dem Gesicht, bevor es auf den vom Flutlicht erleuchteten Platz geht.


Trainiert wird auf der Anlage des SSV Lützenkirchen, Am Sportplatz 19, jeden Donnerstag ab 18.30 Uhr. Interessierte Jungen und Mädchen im Alter von zwölf bis 17 Jahren mit und ohne Behinderung sind jederzeit willkommen. Auch Menschen, die das Projekt ehrenamtlich oder finanziell unterstützen wollen, sind herzlich eingeladen, sich an den Verein zu wenden. https://ssv-luetzenkirchen.de/