Elfjährige MyrnaSchleppende Umbauten an Unfallstelle - Mutter fühlt sich vertröstet

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Stark frequentiert ist der Willy-Brandt-Ring auf der Höhe der Aral-Tankstelle.

  • Eigentlich sollte die Umbaumaßnahmen an der Kreuzung Elisabeth-Langgässer-Straße / Ecke Willy-Brandt-Ring Anfang Mai beendet sein.
  • Dort war am 11. Oktober die elfjährige Myrna überfahren worden.
  • Myrnas Mutter fühlt sich von der Verwaltung vertröstet und hingehalten und spricht von "Schildbürgerstreich".

Leverkusen – Ein halbes Jahr ist es bereits her, dass die elfjährige Myrna kurz vor den Herbstferien auf dem Weg zur Schule von einem Lastwagen auf der Elisabeth-Langgässer-Straße / Ecke Willy-Brandt-Ring erfasst wurde. „Was seitdem passiert ist, ist nicht wirklich viel“, sagt die Mutter. Eine Unfallkommission wurde eingesetzt und hat Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation erstellt. Bereits kurz nach dem Unfall hatte die Stadtverwaltung die Beleuchtung wieder hergestellt. Denn die einzige Laterne war zugewachsen. Das Licht kam im Dunkeln hauptsächlich von der Reklame der Aral-Tankstelle. Darüber hinaus stellte das Verkehrsamt an der Ausfahrt der Tankstelle ein weiteres Stoppschild auf und zeichnete eine Haltelinie auf – in der Hoffnung, dass sich die Verkehrsteilnehmer an die Gesetze halten und auch wirklich stoppen. Aber Licht und Linien entschärfen die Situation nicht. Neue Verstöße gegen die Verkehrsordnung gibt es regelmäßig.

Auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), der nicht an der Unfallkommission beteiligt war, macht auf die anhaltende Gefahrensituation an der Kreuzung aufmerksam. Es ist fraglich, warum es so lange dauert, bis es für Fußgänger und Radfahrer dort sicherer wird.

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Die Unfallstelle

Die Unfallkommission hatte vorgeschlagen, unter anderem einen Radweg zu erstellen, den Gehweg zu verbreitern und eine vorgezogene Ampelanlage zu errichten. Doch bisher ist die neue Ampel nicht in Betrieb, es erfolgten keine Bauarbeiten – allenfalls Vorarbeiten. Dabei waren dafür an der Unfallstelle im Februar Kerzen, Fotos und Plüschtiere entfernt worden, die dort an den Tod des Mädchens erinnerten. Bäume extra gefällt – und dann passierte lange nichts mehr. Gut zwei Monate dauerte es, bis erste Kabel verlegt und Anfang April ein neuer Ampelmast aufgestellt wurde. In Betrieb ist er noch nicht.

Myrnas Mutter fühlt sich von der Verwaltung vertröstet und hingehalten. Als sie bei der Firma, die die Kabel für die neue Ampelanlage gezogen hat, nachfragte, erfuhr sie, dass der Auftrag erst kurz zuvor erteilt worden sei. Das habe die Verwaltung auf ihre Nachfrage anders dargestellt. Dort hieß es, dass die Firma, die immer für solche Angelegenheiten beauftragt würde, noch kein Angebot erstellt habe.

Arbeiten sollten im Mai beendet sein

„Die Umrüstung der Lichtsignalanlage auf LED-Technik wird laut Aussage der Signalbaufirma voraussichtlich am 5. und 6. Mai stattfinden“, erklärte Stadtsprecherin Julia Trick jetzt auf Anfrage. Im Dezember hatte die Verwaltung hingegen noch zugesagt, dass je nach Wetterlage dann die gesamten Bauarbeiten beendet sein sollten. Mit der neuen Ampelschaltung, so Trick, werde die Freigabezeit für die Fahrzeuge von sechs auf zwölf Sekunden erhöht.

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Die Freigabe für Fußgänger und Radfahrer über den Willy-Brandt-Ring werde dann automatisch mitgeschaltet, wenn Fahrzeuge aus der Elisabeth-Langgässer-Straße ausfahren. „Ansonsten muss diese Grünphase für Fußgänger und Radfahrer, wie vorher auch, durch Drücken der Anforderungstaster an den Masten angefordert werden.“ Grundsätzlich, so Trick, benötigten die Umbauten an der Kreuzung eine Vorlaufzeit, weil Planungen und Genehmigungen erforderlich seien. Die Unfallstelle habe allerdings Priorität, betont sie. Das stellt sich für Myrnas Mutter anders dar, die regelmäßig nachschaut. Es sind nur die Bäume gefällt, Kabel gezogen und der Ampelmast errichtet worden. Der Gehweg wurde noch nicht verbreitert.

Dabei fragt sich Myrnas Mutter, was die Errichtung eines solches Radweges überhaupt nutzen soll: „Zunächst müssen die Radfahrer über die Straße an geparkten Pkw vorbei fahren, dann einen Gehweg kreuzen, um dann auf ein kleines Stück Radweg zu fahren. Dieser Weg nutzt aber, falls er überhaupt von linksabbiegenden Radfahrern genutzt wird, nur dann etwas, wenn man von der Elisabeth-Langgässer-Straße kommend in Richtung Willy-Brandt-Ring fährt.“ Komme man aus der anderen Richtung und wolle zum Beispiel zu den Sportstätten oder dem Flugplatz Kurtekotten, könne man den Radweg nicht nutzen. „Dann ist da wieder das Problem mit der Ausfahrt der Tankstelle. Ist das vielleicht ein Schildbürgerstreich, weil die Unfallkommission die Unfallstelle nur morgens angeguckt hat und nicht auch nachmittags oder abends, wenn viele Radfahrer in die Siedlung reinfahren?“

Die Mutter von Myrna hatte dafür plädiert, sich diese Stelle zu unterschiedlichen Tageszeiten anzuschauen und nicht nur morgens – zu dem Zeitpunkt als der Unfall passierte. Die Verwaltung erklärt dazu, dass eine „ausnahmslos fahrradfreundliche Umgestaltung“ der Kreuzung nicht zu verwirklichen sei. „Nach dem Unfall wurde gefordert, den Kreuzungsbereich maximal sicher zu gestalten. Eine solche Sicherheit, besonders auch für Radfahrende, bietet lediglich ein benutzungspflichtiger Radweg an der Ostseite der Elisabeth-Langgässer-Straße. Diese Benutzungspflicht kann anschließend auch durch die Polizei im Rahmen der personellen Möglichkeiten überprüft werden“, erklärt Julia Trick.

Es werde auch nicht verkannt, dass somit die Überquerung der Elisabeth-Langgässer-Straße und anschließend des Willy-Brandt-Rings erschwert werde, da mit höheren Wartezeiten an der Fußgängerampel zu rechnen sei. „Für Schülerinnen und Schüler auf dem Rad ist ein benutzungspflichtiger Fahrradweg in diesem Bereich jedoch die sicherste Alternative.“

Die Verwaltung will nach Abschluss der Umbauten Erfahrungswerte sammeln und immerhin weitere Maßnahmen prüfen. „Dies kann dann mit einer veränderten Führung der Radfahrer auf der Elisabeth-Langgässer-Straße einhergehen.“ Doch seien bauliche Veränderungen in Richtung der Sportstätten am Kurtekotten nicht möglich. „In dieser Richtung liegt eine andere Situation vor, da dort nicht in eine Kreuzung eingefahren wird“, so Trick. Das sehen die Anwohner anders. Denn für sie gehört die Elisabeth-Langgässer-Straße sehr wohl zum Kreuzungsbereich, kontrollieren solle auch die Stadt und es nicht allein der Polizei überlassen.

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