Totschlag in LützenkirchenProzess um ein verhängnisvolles schwarzes Päckchen

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Das Landgericht in Köln

Leverkusen – Mit diesem Zeugen hatten es alle schwer: Richterin, Staatsanwalt, die Verteidiger der Angeklagten. Denn Wladimir L. (alle Namen geändert) erwies sich als Mann, der immer nur das einräumte, was nachweisbar war: In dem Prozess gegen Robert A., der am 19. März in Lützenkirchen einen Landsmann mit dem Messer attackiert und so schwer verletzt hatte, dass er tags darauf starb, sind schon sehr viele Zeugen aufgetreten. Deshalb konnten sich Richter, Staatsanwalt und Verteidiger inzwischen ein recht gutes Bild davon machen, was am Tattag in einem Lützenkirchener Mehrfamilienhaus passiert ist – und was zuvor war.

Robert A. hatte zu Beginn des Prozesses vor dem Kölner Landgericht schon eingeräumt, dass er es war, der mit dem Messer zugestochen hatte. Dass er seinem Opfer damit letztlich tödliche Verletzungen zugefügt hatte, konnte er zunächst gar nicht glauben: An der Tatwaffe habe er kein Blut gesehen.

Womöglich eine Verwechslung

Immer deutlicher wurde im Verlauf des Prozesses, wo die Ursache des dramatisch geendeten Streits liegt: Es ging um Drogen. Ein mit schwarzem Klebeband umwickeltes Päckchen war an das spätere Opfer übergeben worden. Womöglich war es das falsche – das wurde dem jungen Mann schließlich zum Verhängnis. Als letzter Zeuge wurde jetzt der Mann befragt, der dem Opfer das Päckchen mit Amphetaminen ausgehändigt hatte. Aber Wladimir L. brachte kaum Licht ins Dunkel, was vor allem den Staatsanwalt in Rage brachte.

Wladimir L. wohnt in Mathildenhof mit einem Mann unter einem Dach, der offenbar schwunghaft mit Drogen handelt. Davon habe er gar nichts mitbekommen, behauptete der Zeuge: Er habe nur von Dritten mal etwas gehört. Dass in dem schwarzen Päckchen, das er auf Geheiß seines Mitbewohners einen dunkelhaarigen Mann übergeben sollte, Amphetamine waren, sei ihm nicht bewusst gewesen. Auch die Tatsache, dass er das Gebinde aus dem Kühlschrank nehmen musste, habe ihn nicht stutzig gemacht, sagte der 38-Jährige.

„Prawda, Prawda“

Das nahm ihm niemand ab im Saal. In einer Pause redete der Anwalt des zweiten Angeklagten, der bei der Tat dabei gewesen sein soll, ihm ins Gewissen: „Prawda, Prawda!“ Aber mit der Wahrheit wollte der Zeuge allem Anschein nach auch da nicht herausrücken.

Dabei hatte er von dem tragischen Streit viel mitbekommen: Sein Mitbewohner, der inzwischen außer Landes ist, sei mit einer großen Wunde am Kopf heimgekommen, berichtete Wladimir L. – der Verband, den er ihm anlegte, habe nicht gehalten: zu viel Blut. Auch der Angeklagte Robert A. sei verletzt gewesen.

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Gefragt, was da los gewesen sei, habe er nicht, behauptete der Zeuge. Dass sein Mitbewohner nicht ins Krankenhaus gewollt habe, sei ihm nur ein bisschen seltsam vorgekommen. Und als er einen Tag später erfuhr, dass ein junger Mann durch Messerstiche getötet worden sei, habe er auch keinen Zusammenhang hergestellt. Gut, dass der Angeklagte Patrick A. redseliger war.

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