90 Prozent weniger Umsatz„Nächsten 100 Tage übersteht Veranstaltungswirtschaft nicht“

Lesezeit 3 Minuten
Ulrich Kämmerling von artimage beteiligt sich an der Aktion.

Ulrich Kämmerling von artimage beteiligt sich an der Aktion.

Leverkusen – 100 Tage. Eine Millionen Beschäftigte. 80 bis 100 Prozent Umsatzeinbußen. Das sind die alarmierenden Zahlen, wegen der am Montagabend auch in Leverkusen mehrere markante Gebäude Rot angestrahlt werden. „Night of Light“ heißt die Aktion, mit der die Veranstaltungsbranche bundesweit auf ihre Not aufmerksam machen will. Am 10. März wurde wegen des sich ausbreitenden Corona-Virus ein Veranstaltungsverbot beschlossen. „Und damit über Nacht einer Branche die Arbeitsgrundlage entzogen“, sagt Tom Koperek, Initiator der deutschlandweiten Aktion. „Die nächsten 100 Tage übersteht die Veranstaltungswirtschaft nicht“, so Koperek. Es drohe ein Kahlschlag.

In Leverkusen beteiligen sich die Eventagentur artimage, die Eventtechnikfirma Alp-Media und der Dienstleister für Medientechnik Communication Design Studios (CDS), an der Protestaktion. Sie sorgen dafür, dass der Wasserturm, die BayArena, das Forum, das Schloss Morsbroich, der Freudenthaler Sensenhammer und der Funkenturm der Altstadtfunken in der Nacht von 22 bis 2 Uhr in Rot erstrahlen.

Veranstaltungen finden weiter nicht statt

Natürlich seien viele Branchen hart von der Krise betroffen. „Aber: Nachdem viele Bereiche des öffentlichen Lebens nach dem Shutdown nun wieder anlaufen, gilt das für jegliche Art von Veranstaltungen nicht“, sagt Ulrich Kämmerling. Um rund 90 Prozent sei der Umsatz seiner Eventagentur artimage im Vergleich zum Vorjahr zurück gegangen. Das Kerngeschäft von Alp Media ist die technische Ausstattung von Haupt- und Betriebsversammlungen oder Arbeitnehmerempfängen. Nichts davon findet aktuell statt. „Das war in der Finanzkrise 2009 auch so, weil die Firmen kein Geld für Veranstaltungen hatten“, sagt Geschäftsführer Thilo Koppen.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Damals konnten wir uns ein wenig auf die Kunst zurückziehen, Theateraufführungen haben schließlich weiter stattgefunden.“ In Coronazeiten nicht. Zugenommen hat für ihn das Streaminggeschäft, seine Firma überträgt jetzt vermehrt Sitzungen ins Internet oder stellt die technische Grundlage für digitale Konferenzen her. Und auch in Schulen wird mehr in Technik investiert, Alp-Media stattet sie mit digitalen Tafeln aus. Die Margen seien in dem Bereich aber deutlich geringer, als in der Vermietung von Veranstaltungstechnik. „Gewinn machen wir keinen“, sagt Koppen. Die meisten der 14 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit.

Über drei Millionen Menschen an Branche beteiligt

So bekommen sie zumindest noch einen Teil ihres Gehaltes. In der Branche arbeiten aber auch viele Solo-Selbstständige vom Drehbuchautor bis zum Floristen. Sie können nicht einmal auf das nächste Hilfspaket hoffen, das alleine für Betriebskosten aufkommen soll. Inklusive aller Zulieferer seien in Deutschland mehr als drei Millionen Menschen an der Veranstaltungswirtschaft beteiligt, bei einem Jahresumsatz von über 200 Milliarden Euro, rechnet die Initiative vor.

„Wir hoffen jetzt einfach, dass es im September weiter geht“, sagt Koppen. Kurz danach läuft über die Corona-Ticker die Meldung, dass Großveranstaltungen wohl bis Ende Oktober verboten werden. Ein Grund mehr für die Alarmstufe Rot.

KStA abonnieren