Das Beratungsnetzwerk ist zehn Jahre alt und formiert sich gerade neu.
WirtschaftsseniorenWarum Mona Neubaur Männer mit Erfahrung in Leverkusen lobt

Sogleich tief im Gespräch: Landeswirtschaftsministerin Mona Neubaur, Michael Frank und Norbert Gober von den Wirtschaftssenioren
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Eine gewisse Logik hatte dieser hohe Besuch natürlich: Schließlich war es das Landeswirtschaftsministerium, das vor zehn Jahren einiges dazu beitrug, dass sich in Leverkusen die Wirtschaftssenioren gründen konnten. Natürlich war alles darauf abgestellt, dass am frühen Mittwochabend Mona Neubaur nach Opladen kam.
Die Ministerin revanchierte sich für diese Aufmerksamkeit mit viel Lob für das Netzwerk aus derzeit acht sehr erfahrenen Leuten, die für ziemlich kleines Geld ihre Expertise anderen Unternehmern zur Verfügung stellen. Das so gut wie ehrenamtliche Engagement könne man gar nicht hoch genug einschätzen, so die Ministerin: Die Wirtschaftssenioren seien Leute, „die mehr machen als sie müssen, weil sie wollen“.
Das könnte in besonderer Weise auf Norbert Gober zutreffen. Der Sprecher gibt nach rund fünf Jahren sein Amt in jüngere Hände: Michael Frank ist der Jüngste unter den Wirtschaftssenioren. Der Mann, der unter anderem als systemischer Coach gearbeitet hat, was ihn natürlich für die Beratung prädestiniert, hat mit seinen Kolleginnen und Kollegen sogleich ein neues Konzept für das Netzwerk erarbeitet. Die Wirtschaftssenioren konzentrieren sich künftig auf vier Phasen im Leben eines Unternehmens: „Erfolgreich gründen und wachsen“, sodann die „Finanzen im Griff behalten und die Kosten senken“, „neue Kunden gewinnen und bestehende begeistern“, schließlich die „Unternehmensnachfolge planen und sichern“.
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Punkte, die Norbert Gober alle unterstreichen würde. Unter den warmen Worten zu seinem Abschied –der natürlich kein Abschied von den Wirtschaftssenioren sein wird – war auch sein Nickname auf dem Messenger Threema: „Workoholic“. Was ein Mann wie der Burscheider Unternehmer Tobias Bunse davon hatte, dazu später mehr.
NRW muss „ein enkelfähiger Standort werden“
Mona Neubaur, der ein geräuschloses Regieren in der schwarz-grünen Koalition durchaus lobend attestiert wurde, nannte als ein Ziel, dass Nordrhein-Westfalen ein „enkelfähiger Standort“ sein müsse. Der demografische Wandel betrifft schließlich nicht nur Facharbeiter, sondern auch Unternehmer. Die Bedeutung des Mittelstandes, so die Wirtschaftsministerin, werde im Industrieland Nordrhein-Westfalen notorisch unterschätzt. Es gibt sehr viel Wirtschaftskraft zu vererben. Auch dazu passt das Angebot der Wirtschaftssenioren bestens: Einer von vier Schwerpunkten ist, bei der Suche nach Unternehmensnachfolgern zu helfen.
Für die Ministerin von den Grünen ist klar, dass die in der neuen Bundesregierung verabredeten Investitionen in die Infrastruktur von existenzieller Bedeutung sind für den Standort. Auch wenn die Grünen in Berlin nicht mehr mit am Tisch sitzen: Das Sondervermögen sei richtig – und ohne die Stimmen der Grünen wäre es ja auch nicht möglich gewesen, so viele neue Schulden aufzunehmen. Diese zusätzlichen Lasten seien nur zu verantworten, wenn die Nachkommen auch etwas davon haben. Unter anderem „das bestmögliche Bildungssystem für alle“, so Neubaur.
Dass außerdem sehr viel Geld in die Infrastruktur fließt, sei unabdingbar, so die Ministerin: In der Vergangenheit sei schlicht viel zu wenig investiert worden, das schädige den Standort. Das gelte für die Transportwege, aber auch für Glasfaserleitungen und den Mobilfunk. „Nordrhein-Westfalen braucht eine Infrastruktur, auf der Wirtschaft wachsen kann“, so Neubaur. Ein paar Sätze zum Bürokratieabbau, für den man einen sehr langen Atem brauchen würde, hatte die Ministerin noch übrig, bevor sie mit Blick auf die weltpolitische Entwicklung grundsätzlich wurde. Europa müsse beweisen, „dass Rechtsstaat und Gewaltenteilung wettbewerbsfähig sind“.
Kontakt in schwieriger Lage
Als Tobias Bunse vor fünf Jahren mit den Wirtschaftssenioren Kontakt aufnahm, war er nach eigenem Bekunden in einer „schwierigen Lage“: Er hatte nur einen Lieferanten für die speziellen Kükenhähne, die das Rückgrat seines Geschäfts mit Industriearmaturen bilden. Der saß in Dänemark und war irgendwann alles andere als zuverlässig. Sechs Jahre, nachdem Bunse Kähler-Armaturen übernommen hatte, schien er phasenweise nicht mehr Herr der Lage in seinem Unternehmen mit seinerzeit sieben Beschäftigten.
Norbert Gober habe sich extrem reingekniet, erinnerte sich Bunse am Mittwochabend im Probierwerk. Zum Schluss sei sogar der Berater nach Dänemark gereist, damit Bunse bei der Geburt seines Kindes dabei sein konnte.

Tobias Bunse, Inhaber von Kähler-Armaturen in Burscheid, erklärte am Mittwoch, wie er mit Hilfe der Wirtschaftssenioren einer gefährlichen Abhängigkeit entkam.
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Für seine Firma sei extrem wichtig gewesen, dass Wirtschaftssenior Gober Kontakte zu neuen Lieferanten geknüpft habe. Dabei sei man auch in die Fertigung gekommen: „Wir haben heute ein Know-how, das war früher undenkbar“, so Bunse. Und: „Wir haben heute für jedes Produkt mindestens zwei Lieferanten.“ (tk)

