100 Jahre WupsiWie sich der Busverkehr in Leverkusen, Rhein-Berg und Oberberg entwickelt hat

Lesezeit 5 Minuten
Der „Feurige Elias“ von 1924.

Der „Feurige Elias“ von 1924.

Am 2. Juni 1924 nahm der erste Linienbus der neu gegründeten Kraftverkehr Wupper-Sieg GmbH in Wipperfürth den Betrieb auf.

Daran, wohin das Ganze einmal führt, haben Eduard Wessel, Landrat des Kreises Wipperfürth, Pfarrer Anton Esser und Fabrikant Hermann Engels damals wohl nicht gedacht. Und zwar ganz buchstäblich. Denn als der Kreistag im oberbergischen Wipperfürth am 3. März 1924 auf Initiative der drei Männer beschließt, ein kreiseigenes Busunternehmen („Auto-Omnibus-Betrieb des Kreises Wipperfürth“) zu gründen, war noch nicht klar, dass in diesem Jahr, 100 Jahre später, der Geburtstag der Wupsi in Leverkusen gefeiert wird.

Damals will man wohl keine Zeit verlieren. Schon drei Monate nach dem Beschluss des Kreistags fährt der erste Bus – der „Feurige Elias“ auf der ersten Linie zwischen den Gemeinden Wipperfürth, Lindlar, Engelskirchen und Kürten. 55 PS stark, ist der Bus mit zehn Sitzplätze nausgestattet. Kosten: 16.000 Reichsmark. Der erste Fahrer ist Walter Wolf. 1925 wagt das junge Unternehmen einen ersten Abstecher mit einer Linie nach Schlebusch, allerdings nur für kurze Zeit.

100 Jahre Wupsi: Walter Wolf war der erste Fahrer.

Walter Wolf war der erste Fahrer.

Und natürlich hieß die Wupsi 1924 noch nicht Wupsi.  Gegründet wird die rechtsrheinische Verkehrsgesellschaft in Wipperfürth am 8. April 1925 schließlich unter dem Namen „Kraftverkehr Wupper-Sieg GmbH“, von 1929 bis 2016 hieß das Unternehmen Kraftverkehr Wupper-Sieg AG (KWS).

Das Unternehmen sei vor allem gegründet worden, um die ländliche Bevölkerung an das öffentliche Verkehrsnetz anzuschließen, sagt Bernhard Geuß. Er nennt sich selbst „Wuspiloge“ und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Wupsi. Geuß ist ein echter Kenner des Unternehmens und der Geschichte des öffentlichen Personennahverkehrs in der Region.

Was wohl nur noch wenige wissen: Von 1936 bis 1968 fuhren die Omnibusse mit Anhänger. Ein Fahrer und zwei Schaffner seien zunächst eingesetzt worden, so Geuß. Später verzichtete man auf den zweiten Schaffner zugunsten eines „Spring-Schaffners“. Die Anhängerzüge waren etwa 23 Meter lang, also noch fünf Meter länger als die heutigen Gelenkbusse. Ab 1. Juli 1960 sei die Neuanschaffung von Anhängern verboten gewesen, berichtet Geuß. Die letzten drei Anhängerzüge wurden am 31. Dezember 1968 außer Dienst gestellt. In höchsten Zeiten habe das Busunternehmen 35 Anhänger gehabt, so Geuß. Auf die Busse mit Anhängern folgen die Gelenkbusse, bis 1983 auch diese noch mit Schaffnern. Der erste Gelenkbus war der Wagen 47.

Der erste Fahrplan, gültig ab dem 2. Juni 1924.

Der erste Fahrplan, gültig ab dem 2. Juni 1924.

Geuß weiß auch von der ersten großen Herausforderung zu berichten, mit der die damals junge GmbH zu kämpfen hatte. Bis ins Jahr 1926 stritt sich das Unternehmen mit der Reichspost. Die „Kraftpost“, wie sie damals genannt wurde, beförderte nämlich auch Personen. Allerdings sehr „unregelmäßig und unzuverlässig“, wie der Wupsiloge berichtet. Die Post bestand zunächst auf ihr Monopol zur Personenbeförderung, was in einem, wie die Wupsi selbst sagt, „zweijährigen Postkrieg im Bergischen“ gipfelte. Erst ein Vertrag zwischen der KWS und der Reichspost löste den Konflikt.

Die Wupsi feiert am 2. Juni 2024 ihren 100. Geburtstag.

Die Wupsi feiert am 2. Juni 2024 ihren 100. Geburtstag.

Am 3. Januar 1929 wird die KWS zur KWS AG. Das Gründungskapital der Aktiengesellschaft beträgt 500.000 Reichsmark. Der Kreis Wipperfürth (494.000 RM) und die Stadt Wipperfürth sowie die Ämter Klüppelberg, Lindlar, Kürten, Olpe und Engelskirchen (je 1000 RM) halten das Kapital. 1934 erweitert die KWS ihr Einzugsgebiet und gründet die Betriebsstelle In der Kuhle in Bergisch Gladbach. Fünf Jahre später folgt dann der Schritt nach Leverkusen. Die KWS kaufte das Unternehmen „Autobus-Verkehr Leverkusen E. Schwan“, die Stadt Leverkusen wird in der Folge Mitaktionär der AG.

Fünf Jahre nach Kriegsende kaufte die KWS AG ein Grundstück an der Scharnhornstraße, der Bau des ersten Betriebshofs in Leverkusen begann. Die KWS weihte kurz darauf einen neuen Betriebshof an der Hermann-Löns-Straße in Bergisch Gladbach ein, der bisherige wird außer Betrieb genommen.

Die Wupsi feiert am 2. Juni 2024 ihren 100. Geburtstag.

Die Wupsi feiert am 2. Juni 2024 ihren 100. Geburtstag.

Durch die Gebietsreform vom 1. Januar 1975 gehört Wipperfürth fortan zum Oberbergischen Kreis, wo die OVAG fährt. Eine geplante Fusion misslingt. Die KWS, die laut Geuß damals schon rote Zahlen schreibt, muss Wipperfürth verlassen. Ende Juni 1977 beschließen die KWS-Aktionäre, den Betriebssitz zu verlegen. Ein Jahr später feiert das Unternehmen Richtfest für das neue Gelände an der Borsigstraße in der Fixheide. Der Umzug der Hauptverwaltung dorthin erfolgte am 19. März 1979, die Inbetriebnahme des Betriebshofs als Ersatz für Wipperfürth, Manfort, Langenfeld und Radevormwald am 23. April 1979. Die OVAG übernimmt den Linienbusverkehr in Wipperfürth und Umgebung.

Der Betriedbshof in der Fixheide bei seiner Inbetriebnahme am 13. April 1979.

Der Betriebshof in der Fixheide bei seiner Inbetriebnahme am 13. April 1979.

Im Februar 1985 weihte die KWS den modernisierten und erweiterten Betriebshof in Bergisch Gladbach-Duckterath ein, im Jahr 2000 kauft die AG die Herweg Busbetrieb GmbH.

Heute umfasst das Wupsi-Netz insgesamt 80 Linien, inklusive zehn Nacht- und acht Schnellbuslinien. Geschäftsführer der Wupsi GmbH ist Marc Kretkowski. Die ersten zehn E-Busse fahren seit April 2022 zwischen Opladen und Bergisch Gladbach.

Die Linien 211 und SB21 bezeichnet Wupsi-Experte Bernhard Geuß als „Rückgrat“ des Leverkusener Liniennetzes. Die Linien führen von Rheindorf-Nord bis nach Steinbüchel. Ebenfalls wichtig seien die 201 und die SB20, weil sie viele Menschen befördern. Fahrgäste können vom Forellental in Lützenkirchen bis Leverkusen-Mitte oder zum Chempark fahren. Für die Verbindung zwischen Leverkusen und Bergisch Gladbach sei die 227 wichtig, fürs Bergische Land zudem die 426, die Bergisch Gladbach und Wipperfürth über Kürten verbinde.


„100 Jahre Wupsi-Land“

Seine Recherchen und Forschungen zu 100 Jahren Wupsi wird Bernhard Geuß in der zweiten Jahreshälfte in „Niederwupper 33“, Historische Beiträge des Bergischen Geschichtsvereins Abteilung Leverkusen-Niederwupper veröffentlichen.

KStA abonnieren