Leverkusener Engel bei der Awo„Vielen geht es nicht gut“

Engel bei der AWO: Yaser Mohamed, Ulla von Raupach und Günter Leyer.
Copyright: Britta Berg
Leverkusen – Das Jahr 2020 ist beängstigend. Wie gruselig aber muss die ganze Corona-Situation sein, wenn man die Nachrichten nicht versteht. Wenn man nicht weiß, wie man sich verhalten soll. Wenn man neu in einem Land ist und niemanden kennenlernen darf. „Es gibt viele denen es nicht gut geht“, sagt Yaser Mohamed. Der 37-Jährige ist vor fünf Jahren aus Syrien nach Leverkusen gekommen und spricht mittlerweile ganz gut Deutsch. „Er ist unser WhatsApp-Mann“, sagt Bettina Rennebaum, die im Awo Familienseminar die Beratung für Geflüchtete betreut.
Fehlender Kontakt zur Außenwelt
Mohamed ist die Verbindungsstelle zwischen den ehrenamtlichen Helfern, die in Zeiten abseits des Lockdowns Deutschkurse, Handwerkstreffen und Reparaturwerkstätten organisieren. Und jenen, die in Flüchtlingsunterkünften sitzen, und diese Kontakte zur Außenwelt vermissen. „Und denen jetzt auch die Treffen weggefallen, wo sie mal über ihre Probleme sprechen können“, sagt Rennebaum. Wenn eine Information weiterverbreitet werden muss, ist Yaser Mohamed zur Stelle. „Ich habe selbst immer ein gutes Gefühl, wenn ich zur Awo kommen kann.“ Als Neuankömmling in der Stadt habe er sich immer gefreut, wenn Donnerstag war und er zum offenen Deutschkurs im Familienseminar gehen konnte.
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Den betreuen unter anderem Ulla von Raupach und Günter Leyer. Als 2015 die Flüchtlingskrise hochkochte, hatte er „einfach keine Lust mehr, nur zuzuschauen“, sagt der pensionierte Lehrer Leyer. So bietet er seit fünf Jahren einmal die Woche Sprachförderung an. „Als Lehrer konnten es sich die Schüler nicht aussuchen, sie mussten kommen. Hier sind die Leute freiwillig, es ist alles sehr familiär und es entstehen Verbindungen“, erklärt Leyer seine Motivation. „Er ist unser Problemlöser“, lobt Rennebaum. Denn Leyer setzt sich auch mit Behörden auseinander, wenn es Probleme gibt. „Es ist schön, wenn man ein Problem lösen kann“, sagt der 78-Jährige.
Ein harter Kern bleibt
Einige könne er aber nicht lösen, etwa, wenn es um Abschiebungen geht. „Oft ist es für die ältere Generation gar nicht so schlimm, in ihr Ursprungsland zurück zu gehen, aber für Kinder, die hier aufgewachsen sind, ist es schwer“, sagt Leyer. Bei all den Problemen, mit denen die Helfer zu kämpfen haben, ist es umso schöner, dass ein harter Kern der Awo-Flüchtlingsgruppe schon seit Jahren zusammen – und auch mal einen gemeinsamen Ausflug macht.
Gute Zusammenarbeit in Leverkusen
Dass das alles gerade nicht stattfinden kann, bedrückt auch Ulla von Raupach. Die pensionierte Sozialarbeiterin hält zu jenen, die einigermaßen Deutsch verstehen, telefonischen Kontakt. „Damit sie ein bisschen fit bleiben.“ Bei vielen aber sei das auf die Distanz aber einfach zu schwierig, wenn man sich nicht versteht. Da kommt dann Yaser Mohamed ins Spiel.
Selbst helfen oder sachspenden abgeben
Das Familienseminar der Arbeiterwohlfahrt Leverkusen an der Berliner Straße bietet Kurse und Hilfen in vielen Bereichen von Eltern und Kind über Kochen, Kunst und Gesundheitsvorsorge bis zur Senioren- und Flüchtlingsarbeit an. Ehrenamtliche können sich in vielen dieser Bereiche engagieren. Der zeitliche Aufwand ist frei bestimmbar. Hilfen werden auch gebraucht im Frühstückscafé oder bei größeren Veranstaltungen wie der Frauentanznacht, Sommerfest oder Vernissagen.
Auch Sachspenden werden gerne entgegengenommen, besonders Fahrräder für die Fahrradwerkstatt werden immer gebraucht. Oder auch Handarbeitsartikel wie Stoffe, Wolle oder Nähmaschinen.
Wer sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit im Familienseminar interessiert, kann sich bei Anja Schuldt melden:
Tel.: 02171/145, E-Mail schuldt@awo-lev.de. (stes)
www.familienseminar.info/ehrenamt/
Auch wenn es schwierige Zeiten für gemeinnützige Arbeit sind, loben alle drei die Zusammenarbeit der Leverkusener Sozialverbände und der Behörden. „Ich habe das Gefühl, dass es hier immer um das Thema geht, und nicht darum, wer mehr hat oder mehr kann“, sagt Leyer.„Das sieht in anderen Städten ganz anders aus“, bestätigt auch Rennebaum. Und hofft, dass 2021 weniger beängstigend für alle wird.