FlutschuleLeverkusener Schüler meistern lange Radfahrten auf kaputten Wegen

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Radweg Lehrerin Leverkusen

Lehrerin Christine Völker hat den zerstörten Radweg am Kämper Weg bereits den TBL gemeldet und wurde vertröstet.

Leverkusen – Der Umzug nach Rheindorf hat dem vom Hochwasser schwer geschädigten Freiherr-vom-Stein-Gymnasium vieles abverlangt. Weniger Räume, die Splittung der Schulgemeinschaft in die Klassen fünf und sechs, die vor Ort bleiben konnten, und die höheren Stufen an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule. Vor allem aber war es der lange Anfahrtsweg, der Schülern und Lehrern zu schaffen machte.

Wer schafft die meisten Radkilometer?

„Wir haben uns gedacht, dass darin ja auch eine Chance liegt“, sagt Josefine Hanisch, die in diesem Jahr ihr Abitur macht. Also hat sie mit der Sozial-AG der Schule die „Klimachallenge“ ausgerufen: Welche Klasse schafft die meisten Radkilometer auf der etwa zehn Kilometer langen Strecke zwischen Schlebusch und Rheindorf?

Vom-Stein-Schüler kehren Heim

Die ausgelagerten Klassen des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, die wegen der Hochwasserschäden seit Schuljahresbeginn zum Unterricht nach Rheindorf pendeln mussten, kehren in der kommenden Woche wieder nach Schlebusch zurück. Darüber informierte Baudezernentin Andrea Deppe am Montagabend den Bauausschuss.

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Voraussetzung dafür ist, dass die aktuell erfolgenden Luftmessungen in den Schulräumen keine Belastungen mit Schimmelsporen oder anderen gesundheitsschädlichen Stoffen ergeben. Die Klassen haben bereits gepackt für ihre Rückkehr.

Nicht alle Räume können gleich wieder genutzt werden. Die Aula und der benachbarte Musikraum, zuvor schon zur Sanierung gesperrt, bleiben vorerst außer Betrieb. Die Büros der Oberstufen-Koordinatoren werden vorübergehend in Container verlegt. (ger)

Klarer Sieger: Der Abijahrgang Q2, der den Schulweg mit Fahrgemeinschaften und Musik zum Event machte. 16 700 Kilometer haben die Abiturienten abgestrampelt. Oder 119,5 Kilometer pro Kopf.

So mancher der 16 teilnehmenden Lehrer konnte das noch toppen – einige von ihnen fuhren drei Mal am Tag zwischen Schlebusch und Rheindorf hin und her, einer reiste zwischenzeitlich sogar per Rad aus Düsseldorf an. Rund 35 000 gestrampelte Kilometer standen am Ende auf der Gesamtabrechnung.

Keine Zeit für Pausen

Was so idyllisch und nach einer Win-Win-Situation für die körperliche Fitness und das Klima klingt, hat aber auch sein Tücken. Der Radweg entlang der Dhünn zwischen dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und der Gesamtschule Rheindorf sei wunderschön, sagt Lehrerin Christine Völker, die auch begeistert ist von den vielen gefahren Kilometern. „Zeit zum Genießen hat man aber nicht, wenn man in 30 Minuten Pause die 10 Kilometer überwinden muss“, gibt die Lehrerin zu bedenken. „Außerdem kann man in der gleichen Zeit kein Pausenbrot essen, eine Tasse Kaffee trinken, Gespräche mit den Schülern führen, zur Toilette gehen, kopieren oder ein wichtiges oder einfach mal ein nettes Gespräch mit den Kollegen führen.“ Auch ist der Radweg nicht immer schön: Die Baustelle auf der Elbestraße stört und wer wie Völker aus Richtung Opladen kommt, muss sich über den von Baumwurzeln geschädigten Radweg an der Solinger Straße schlagen. Noch schlimmer sieht es am Kämper Weg zwischen den Unterführungen Raoul-Wallenberg-Straße und Autobahn aus. Hier sind ganze Teile des Radwegs vom Wasser weggeschwemmt. „Und die Sperrung wird nirgends vorher kenntlich gemacht“, klagt Völker. Den desolaten Radweg hat Völker bereits bei den TBL bemängelt. Es habe bereits eine Planung zur Instandsetzung gegeben, antworten die technischen Betriebe, die allerdings „am Veto des Vorstandes der TBL“ gescheitert sei. Eine neue Lösung wird für dieses Frühjahr in Aussicht gestellt.

Abitur im gewohnten Umfeld

Dann muss Völker nicht mehr nach Rheindorf, sondern wieder nach Schlebusch radeln. Am Freitag, zur Zeugnisvergabe, soll der letzte Schultag in der Gesamtschule sein (siehe Infobox), der die Lehrerin ausdrücklich für ihre Gastfreundschaft dankt. Das teilt auch Abiturientin Josefine Hanisch. „Aber wir sind sehr froh, dass der Weg dann kürzer ist“, sagt die 17-Jährige. „Und es fühlt sich richtig an, dass wir unser Abitur in der Schule schreiben werden, in die wir so viele Jahre gegangen sind.“

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