Inflation und Ukraine-KriegEine Branche ist in Leverkusen jetzt besonders gefährdet

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Die meisten Industriebetriebe beurteilen ihre wirtschaftliche Situation weiterhin als gut.

Leverkusen – Eigentlich ist die wirtschaftliche Lage in der Region gar nicht so schlecht, doch haben der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende gefühlte Bedrohungslage sowie definitiv steigende Preise besonders für Energie die Stimmung schwer gedämpft.

So lässt sich wohl das Ergebnis der Frühjahrsumfrage zur Konjunktur zusammenfassen, an dem sich auf Anfrage der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK) zwischen 21. März und 22. April 530 Unternehmen beteiligt haben, darunter 52 aus Leverkusen und 72 aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis. Eine „massive Verunsicherung von Wirtschaft und Gesellschaft“ sei spürbar, so Eva Babatz, Geschäftsführerin der IHK-Geschäftsstelle Leverkusen/Rhein-Berg in Opladen.

Stimmung getrübt

In der jetzt vorgelegten Auswertung der Umfrageergebnisse ist die Stimmungstrübung dokumentiert. So sank der das Wachstum bewertende Konjunkturklimaindex von 112,7 auf 97,7 Punkte, der Lageindikator zur subjektiven Selbstbewertung der Unternehmen von 24 auf 14 Punkte.

Jedes dritte Unternehmen meldet weiterhin gute Geschäfte, jedes fünfte klagt über eine schlechte Geschäftslage. Alles in allem sei der Stimmungseinbruch durch den Ausbruch der Corona-Pandemie vor zwei Jahren dramatischer ausgefallen, so Matthias Franken, bei der IHK Köln für die Konjunkturbeobachtung verantwortlich.

Im stark industriell geprägten Leverkusen fällt die Lagebewertung etwas weniger skeptisch aus als im benachbarten Bergischen Land. 40 Prozent der beteiligten Unternehmen sehen sich hier derzeit in einer guten Lage, nur 17 Prozent bewerten diese als schlecht.

Als Hauptrisiken für die wirtschaftliche Entwicklung werden zuerst die Energie- und Rohstoffpreise genannt (77 Prozent), gefolgt vom Fachkräftemangel (67 Prozent) und den Arbeitskosten (46 Prozent). Dennoch plant jeder vierte Betrieb höhere Investitionen sowie Neueinstellungen.

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Es kann wieder in den Innenstädten ungehindert eingekauft werden, doch wurde der Online-Handel in den Pandemie zur noch mächtigeren Konkurrenz. 

„Der Fachkräftemangel macht sich inzwischen in allen Branchen klar bemerkbar“, berichtet Babatz. „Selbst bei Top-Unternehmen. Inzwischen ist es auch nicht mehr unanständig, Personal bei der Konkurrenz abzuwerben. Die Schamgrenzen sind da deutlich gesunken.“ Verschärft wird die Personalknappheit durch die jetzt einsetzende Verrentung der Babyboomer-Jahrgänge. So gingen binnen der kommenden fünf Jahre fast zehn Prozent der in Leverkusen Beschäftigten in den Ruhestand.

Unterschieden nach Branchen gibt es durchaus abweichende Entwicklungen. So vermeldet die Industrie noch immer eine weitgehend positive Geschäftslage bei guter Kapazitätsauslastung und stabiler Auftragslage, fürchtet aber Exporteinschränkungen. Im Baugewerbe ist die Auftragslage zurzeit sehr hoch, doch gehen die Einkaufspreise durch die Decke und drei Viertel der Betriebe klagen über Personalmangel. Im Hotel- und Gastronomiebereich ist die Lage für die Hälfte der Betriebe weiterhin schlecht, doch hat auch jeder zweite Gastronom sehr hohe Erwartungen an eine Verbesserung.

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Als sehr problematisch beurteilt die IHK die Lage des Einzelhandels. Es gebe zwar wieder einen spürbaren Andrang der Kundschaft in den Innenstädten, doch werde – nicht zuletzt aus Inflationsangst – Kaufzurückhaltung geübt. Zusammen mit einer in der Pandemie eingeübten Orientierung hin zum Onlinehandel könnte dies auf Dauer viele Betriebe gefährden und die Innenstädte destabilisieren.

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