Wirtschaft im Jahr 2021Leverkusens Unternehmen impfen gegen „Long Covid“ an

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Erst-, Zweit-, Dritt-Impfung. Im Chempark wurde viel getan für die Immunisierung der Beschäftigten. 

Leverkusen – Die Hoffnungen nach dem langen Lockdown haben sich nicht erfüllt: Auch am Ende des Jahres ist in den Unternehmen wieder von Kurzarbeit die Rede. Zerrissene Lieferketten haben für Preissprünge gesorgt, und die Pandemie-Lage ist im Angesicht der Omikron-Variante viel schwieriger als vermutet. Dabei ist sehr viel getan worden, um die Corona-Effekte auf die Wirtschaft zu begrenzen.

Beispiel Chempark, mit 33.000 Beschäftigten der größte Player in der Stadt: Anfang Mai brachte der Leiter des Industrieareals unter dem Bayer-Kreuz „den Porsche an den Start“: Lars Friedrich wollte auf keinen Fall, dass die Impfkampagne an der Logistik scheitert. Man hätte bis zu 280 Dosen verabreichen können – pro Stunde. Die Kampagne lief Anfang Juni an, aber die Kapazität der in Zelten aufgebauten Impfstelle konnte nie auch nur annähernd ausgenutzt werden: Im Sommer fehlte der Impfstoff.

Sogar eine App wurde gebaut, damit alle 55 Unternehmen unter dem Bayer-Kreuz das Impfen so gut wie möglich händeln konnten. Die Impfbereitschaft in den Belegschaften wurde als hoch beschrieben.

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Jetzt geht es ums Boostern

Daran hat sich auch Anfang Dezember nicht viel geändert: Da lief im Chempark die Booster-Aktion an, wiederum in einem eigenen Impfzentrum, diesmal aber unter dem festen Dach des Gebäudes E 60. Noch bis Ende Februar soll die Aktion laufen; diesmal wird gegen die Omikron-Variante angeimpft.

Am ersten Tag zeigte sich, dass die Impfquote tatsächlich hoch ist: Von 102 Impfungen waren 95 Booster. Von Beginn an setzte Currenta auf Spikevax – vom Moderna-Impfstoff gab es noch genug, während Biontechs Comirnaty knapp geworden war: 1200 Dosen Biontech zu 3000 lautete zunächst das Verhältnis in den Chempark-Impfzentren in den drei Niederrhein-Werken.

Immunisierung war nur eines der Probleme

Für viele Unternehmen war die Immunisierung ihrer Belegschaft aber nur ein Nebenaspekt im zweiten Corona-Jahr, sagt Andreas Tressin. Der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands und der Unternehmerschaft Rhein-Wupper spricht von enormen Herausforderungen in der täglichen Arbeit: Mal leide die Fertigung unter dem Mangel an Vorprodukten, dann wieder ergäben sich ganz plötzlich Nachfragespitzen, die unter den durch Hygienevorschriften eingeschränkten Bedingungen kaum zu befriedigen seien.

Auch deshalb befürwortet Tressin mittlerweile eine Impfpflicht: Sie würde seine Klientel von vielen Pflichten befreien – und das Klima in den Unternehmen wäre dann wohl auch wieder spannungsfreier als zuletzt. Beim Thema Impfpflicht hätten sich die organisierten Arbeitgeber mehr Entschlossenheit der Regierung gewünscht, so Tressin. Das lange Interregnum und der Wahlkampf hätten kostbare Zeit gekostet.

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Dann noch die Energiepreise: Der Schock treffe schließlich nicht nur die Endverbraucher. In der Pandemie-Krise seien die hohen Kosten Gift für die Konjunktur. Das zweite Jahr hat der Wirtschaft Long Covid gebracht.

Das war 2021 in der Wirtschaft wichtig, Monat für Monat

Januar:

Die Luminaden sollen im Rahmen einer Studie untersucht werden. Das Ziel: eine Entwicklung wie in der City C verhindern.

Die Erweiterung des Wellpappenwerks Gierlichs stößt weiter auf Widerstand der Nachbarn. Sie fürchten neuen Lkw-Verkehr.

Bayer kooperiert mit Curevac. Später zeigt sich, dass der Impfstoff aus Tübingen kaum wirkt.

Februar:

Die EVL und Netcologne bringen Glasfaser-Internet nach Hitdorf. 1625 Anschlüsse soll es geben.

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März:

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April:

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Mai:

Die Agfa-Pleite ist auch nach knapp 16 Jahren noch nicht abgewickelt. Akten zeigen, dass die Foto-Sparte den Verkauf lediglich drei Jahre überstehen sollte.

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Juni:

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Juli: 

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August:

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Die EVL bilanziert ein gutes Jahr. Vom Überschuss des Versorgers gehen fünf Millionen Euro an die Stadt.

September:

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