Alle in Rheindorf ausgestellten Werke sind stark von einer sinnlichen Ästhetik geprägt, hat unser Reporter festgestellt.
Welt der ErotikLiebe, Lust und Laster in Leverkusen

Michaela Kubitta-Willms führt durch die Ausstellung „Liebe, Lust und Laster“.
Copyright: Timon Brombach
„Liebe, Lust und Laster“ entführt in Rheindorf auf eine aufregende Reise in die Welt der Erotik. Künstlerische Darstellung der menschlichen Sinnlichkeit verzaubern im Atelier Kubitta-Willms in der Straße Auf der Grieße. Eine hochindividuelle und persönliche Zusammenstellung, die von den Vorlieben der Kunstschaffenden geprägt ist, wartet hier darauf, erlebt zu werden.
Von sinnlichen Gemälden bis hin zu skulpturalen Werken, von subtilen Darstellungen bis hin zu expliziten Momenten, jede Ecke der Ausstellung bietet eine neue Perspektive auf Liebe, Lust und Laster. „Endlich mal ein Thema, was nicht so aller-weltlich ist“, freuen sich zwei begeisterte Herren, „das ist für Leverkusen echt was Besonderes.“
Ob mit „Self is the Pleasure“, ein ein Meter breiter und eineinhalb Meter hoher, leuchtend türkisfarbener, männlich gelesener Torso bei der Masturbation oder poppige Gemälde wie „Domenika Romantika“ von Dominas in Lack und Leder: Alle Werke sind stark von einer sinnlichen Ästhetik geprägt, die die menschliche Erotik auf vielfältige Weise darstellt.

Michaela Kubitta-Willms vor dem Bild „Self ist the Pleassure“
Copyright: Timon Brombach
Die Künstlerinnen Michaela Kubitta-Willms und Barbara Gorel nutzten verschiedene Techniken wie Acryl und Sprühfarbe, um die Tiefe und Intensität menschlicher Beziehungen zu erfassen. „Es ist erfrischend, wie ein Thema, das oft mit Tabus behaftet ist, in einer solch offenen und künstlerischen Weise präsentiert werden kann“, sagt ein Paar während einer Führung.
Kubitta-Willms ist wichtig: „Kunst soll nicht immer nur für Kunstinteressierte sein, Kunst soll ein gutes Gefühl für alle herüberbringen. Daher seien alle ihre Bilder nicht in gedeckten Farben, sondern knallig bunt. „Ein gutes Beispiel dafür ist „Intense Kiss“. Meist mit viel Tiefgang im Hintergrund und die eigentliche erotische Darstellung dann mit viel Ruhe im Vordergrund – aber mit durchscheinendem Hintergrund.

Die Ausstellung „Liebe, Lust und Laster“ im Atelier von Michaela Kubitta-Willms.
Copyright: Timon Brombach
Einige Gemälde von Gorel zeigten anmutige Akte, in denen die Körper kunstvoll miteinander verschmelzen. „Entscheidend ist immer der Ausschnitt, der gezeigt wird“, erklärt sie. Mal entschied sie sich, fest auf die Brust gedrückte Hände in den Fokus zu nehmen, auf einem anderen Bild sieht man eine nach unten blickende Dame mit Händen auf den Schultern – an sich ist also kein Sex zu sehen, das alles ergänzt der Kopf. Schattierungen vermitteln hier die Weichheit der Haut und die Leidenschaft, die in den dargestellten Momenten zum Ausdruck kommt.
Leverkusen: Der Rahmen macht es aus
Die Ausstellung umfasste auch Fotografien von Reinhard Messow. Der Leverkusener hat sich auf „Framing“ spezialisiert – bei ihm macht also vor allem immer der richtige Rahmen das Kunstwerk aus. „Mein Hobby ist es, den Blick in den Himmel aus Hinterhöfen zu fotografieren“, sagt Messow. Daran fasziniere ihn der besondere „Tiefeneffekt“.
In diese Bilder setze er dann als Fotocollage erotische Bilder ein, beispielsweise antike Skulpturen, ein Laubblatt, was aussieht wie eine pralle rote Lippe oder wie Phallusse anmutende Felsformationen. Am eindrucksvollsten wirken seine Bilder in seinen patentierten 4D-Rahmen, dabei wird das Bild des Hinterhofes mittels Wassertransfertechnik direkt auf den Holzbilderrahmen aufgebracht und es entsteht eine zusätzliche Tiefe.

Reinhard Messow mit einem seiner 4D-Bilderrahmen in Händen
Copyright: Timon Brombach
Skulpturen von Kubitta-Willms wie „Love divers“ wiederum formten viel mehr die innere Diversität der Erotik als die äußerlich körperliche Anziehung. Eine Schaufensterpuppe in Fetischkleidung hat Kubitta-Willms auf einer Seite mit farbigen Blumen und sanften Mustern bemalt, die andere Seite mit dunklen rauen Tattoos.
„Verknopft“, eine Skulptur eines großen weiblich gelesenen nackten Oberkörpers, belebte Kubitta-Willms mit tausenden Knöpfen in Regenbogenfarben. Ihre Mutter habe diese hierfür tagelang sortiert. „Das hat unsere Sinne angeregt, Vorstellungen erweitert und Blick auf unsere Sinnlichkeit verändert“, erklärt ein Paar. „Es war eine Erfahrung, die wir nicht so schnell vergessen werden.“

Die Ausstellung „Liebe, Lust und Laster“ ist bis 2. Juli in Rheindorf zu sehen.
Copyright: Timon Brombach
„Liebe, Lust und Laster“ bietet mehr als nur tiefe visuelle Eindrücke. Ein Rahmenprogramm ergänzt die Veranstaltung: Nch bis Donnerstag, 29. Juni, ist eine Besichtigung der Ausstellung nach Terminabsprache möglich. Am Freitag, 30. Juni, gibt es eine Lesung von schlüpfrig-schönen Texten aus der Feder von Hilde Frömbgen. Eine Dessous-Party mit Silvia Junghans findet am 1. Juli statt, bevor am Sonntag, 2. Juli, von 15 bis 18 Uhr Finissage gefeiert wird. Die Ausstellung ist für Personen ab 18 Jahren zugänglich.