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Lisa Feller zu Gast in Leverkusen„Die Leute sind ungnädiger geworden“

Lesezeit 4 Minuten
Die Comedy-Künstlerin Lisa Feller

Bringt „Dirty Talk“ auf die Bühne des Scala: Comedy-Künstlerin Lisa Feller.

Die Comedy-Küstlerin Lisa Feller gastiert am kommenden Freitag im Opladener Scala und sprach mit uns über ihr aktuelles Bühnenprogramm „Dirty Talk“, Kinder im Teenie-Alter und die Rolle von Frauen im Comedy-Geschäft. 

Frau Feller, schön, dass Sie sich vor Ihrem Auftritt in Leverkusen die Zeit für ein kleines Gespräch nehmen.

Lisa Feller: Gerne. Interviews sind immer eine willkommene Abwechslung. Da muss ich mich nicht langweilen.

Mit Verlaub: Kann man sich in der Vorweihnachtszeit langweilen?

Nein, eigentlich nicht. Da haben Sie recht. (lacht)

Können Sie sich denn generell langweilen?

Nein. Nicht mehr seitdem ich Kinder habe - ich habe ja zwei Söhne, im Teenie-Alter. Aber: Das kommt bestimmt wieder. Und das muss ich dann wahrscheinlich erst wieder lernen, wenn die beiden mal aus dem Haus sind.

Diese Söhne spielen häufiger eine Rolle in ihrem Programm...

Sie sind ja einerseits ein großer Teil meines Alltags. Denn wenn ich einmal die Gelegenheit habe, zur Ruhe zu kommen, dann verbringe ich die Zeit unheimlich gerne mit ihnen – und noch wollen sie das auch. Andererseits bieten sie mir sehr viel an Inspiration. Gerade jetzt, wo sie älter werden, vergleiche ich das sehr häufig mit meiner Jugend. Das finde ich spannend. Plötzlich spiegelt man sich – und seine eigene Mutter.

Ich bin ein Fan von Kommunikation.
Comedy-Künstlerin Lisa Feller

Wie nehmen die beiden es denn auf, wenn sie merken: „Wir sind gerade wieder Teil von Mamas Programm“?

Sie sind daran gewöhnt. Aber ich erzähle ja auch nie etwas Privates. Ich schütze sie sehr. Und der Große kommt sogar nach meinen Auftritten zu mir und sagt, welche Wörter ich vergessen habe. Er ist mein größter Kritiker.

Ihr aktuelles Programm heißt „Dirty Talk“. In Ihrem Fall geht es dabei allerdings nicht um den sexuellen Ursprung des Begriffes, oder?

Nicht nur. Ich bin ein Fan von Kommunikation, das war ich immer schon. Für die Kommunikation im Kleinen. Das Miteinander. Und mir ist aufgefallen, dass ich einfach mal wieder eine Lanze für die leisen Töne brechen will. Dieses ewige Rumgekotze und Rumgejammer ist so mühselig. Ich will den Blick aufs Schöne lenken. Doch ein Programm nun „Seid nett zueinander“ zu nennen, ist nicht so wahnsinnig knackig.

Inwiefern bekommen Sie denn dieses Rumgemotze da draußen - etwa in der Anonymität des Internets - mit?

Mit dem Internet müssen wir jetzt gar nicht erst anfangen. Damit hat sich ja diesbezüglich ohnehin das Tor zur Hölle geöffnet. Nein: Die Leute sind generell ungnädiger geworden und schmeißen gefühlt nur noch mit Steinen – und das obwohl man doch selber in einem richtig großen Glashaus sitzt.

Einmal betraten Sie die Bühne und sagten nach der Begrüßung: „Es ist selten, dass man als alleinerziehende Mutter mal Applaus bekommt.“ Das ist im ersten Moment witzig. Aber diesem Satz wohnt auch ein tiefer Ernst inne. Sind Sie letzten Endes auch eine politische Künstlerin?

Klar. Die Grenzen sind fließend. Häufig wird doch gedacht: Wenn ich darüber lache, dann hat das keinen Tiefgang mehr. Aber das ist fatal, denn: Wenn ich drüber lache, erreicht es doch mein Herz. Und es kann dann eine tiefe Wahrheit in solchen Sätzen stecken. Die muss ich doch nicht zwangsläufig mit Grabesstimme und Klopfen an die Brust sagen. Kommunikation hat überhaupt ja schon etwas Politisches an sich.

Wenn ich darüber lache, erreicht es doch mein Herz.
Lisa Feller über Witze mit vermeintlich fehlendem Tiefgang

Sie werden nicht selten als Comedy-Künstlerin betitelt, die alleinerziehende Mutter ist. Stört Sie das eigentlich?

Nein. Das finde ich überhaupt nicht schlimm. Es kommen viele Frauen zu mir, die in einer ähnlichen Situationen sind und denen ich dadurch etwas geben kann.

Wie sehen Sie persönlich denn das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Comedians?

Dem Publikum – oder dem Witz – ist das unterm Strich zwar egal. Es muss einfach lustig sein. Aber: Da passiert gerade sehr viel. Es gibt glücklicherweise immer mehr Künstlerinnen, die sich auf die Bühne trauen. Und das ist toll. Und es gibt ja auch durchaus unlustige Männer. Unterm Strich gleicht sich das, denke ich, immer mehr an.

Es gibt auch durchaus unlustige Männer.
Lisa Feller über das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Comedians

Gibt es Momente, die selbst Ihnen mal so richtig die Laune verhageln?

Ja, klar. Beim Autofahren. Da rege ich mich auf, fluche wie ein Kesselflicker – und muss stets aufpassen, wer mit mir im Auto sitzt.

Welche Beziehung haben Sie eigentlich als gebürtige, in Münster lebende Düsseldorferin zu Ihrem nächsten Auftrittsort Leverkusen?

Also: Mein ehemaliger Lehrer kam aus Leverkusen und hat sich immer stark gemacht für die Stadt. Meine Schwester hat damals bei Bayer eine Ausbildung gemacht. Und: Ich mache seit Jahren immer meine letzte Show im Jahr in Leverkusen – weil ich wirklich immer einen guten Abschluss haben will und weiß: Die Leute dort im Scala-Club sind gut drauf und ich habe wiederum richtig Bock da drauf.

Lisa Feller steht am Freitag, 16. Dezember, ab 20 Uhr auf der Bühne des Opladener Scala (Uhlandstraße 9). Karten kosten im Vorverkauf (an allen bekannten Stellen) 29 Euro, an der Abendkasse 32 Euro.

www.scala-leverkusen.de