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Nach GerichtsurteilEin Mann muss raus aus der Leverkusener Obdachlosenszene

Lesezeit 3 Minuten
Die Notschlafstelle der Caritas im Bunker an der Schießbergstraße

An der Notschlafstelle der Caritas im Bunker an der Schießbergstraße ereignete sich der „schwerste Fall“ mit dem Angeklagten, urteilt Richter Dietmar Adam.

Ein „eigentlich ganz umgänglicher Typ“ muss wegen Prügeleien, Diebstahl und Widerstand fast drei Jahre in Haft und tritt einen Alkoholentzug an.

Richter Dietmar Adam fasst die vergangenen zwei Jahre so zusammen: „Wir sind in einer sehr, sehr unglücklichen Phase Ihres Lebens.“ Die nun mit einer Haftstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten womöglich beendet werden kann. Denn einen Teil dieser Zeit wird Volkan S. (Name geändert) in einer Einrichtung verbringen, in der er seine Alkoholsucht bekämpft. „Da müssen Sie mitmachen“, redet Adam dem Mann am Dienstag im Amtsgericht ins Gewissen. Vor ihm liege eine schwere Zeit.

Schwer hatten es – das hat die aufwendige Beweisaufnahme ergeben – immer wieder Polizisten und Sozialarbeiter, die in Situationen hinein gezogen wurden, die schließlich in der Anklage auftauchten. Etwa eine gewalttätige Begegnung vorigen September mit einer zwischenzeitlich zur Ex gewordenen Freundin an der Rheinallee: Die Frau wurde geschlagen – selbst, als sie schon zu Boden gegangen war, trat Volkan S. noch auf sie ein. So hatten es Zeugen geschildert. Dass das Opfer dabei nicht schwer verletzt wurde, war pures Glück.

Tritte an der Notschlafstelle

Das schwerste von neun Vergehen, über die sich das Schöffengericht ein Bild machen musste, war nach Adams Einschätzung der Vorfall am 29. August vorigen Jahres: An der Notschlafstelle im Bunker an der Schießbergstraße stand ebenfalls eine frühere Partnerin im Mittelpunkt des brutal geführten Streits. In dessen Verlauf trat Volkan S. die Frau die Treppe am Eingang des Baus hinunter. Ein Sozialarbeiter wurde in das Handgemenge hinein gezogen, blieb ebenfalls nicht unversehrt.   

Sie sind ein eifersüchtiger Typ
Richter Dietmar Adam zum Angeklagten

Oder eine Begegnung in der Linie 25: An der Carl-Ulitzka-Straße war Volkan S. in den Bus gestiegen, mit dem Ziel, der Handtasche seiner Ex-Freundin persönliche Sachen zu entnehmen. Auch das ging keineswegs friedlich ab. „Sie sind ein eifersüchtiger Typ“, fasst Richter Adam das am Dienstag zusammen.

Aber nicht nur das: Aktenkundig ist auch der Versuch, zwei aneinander gekettete Fahrräder aus einem Keller zu stehlen. Mit einem Kumpan war Volkan S. schon bis zum S-Bahnhof Küppersteg gekommen, als der Besitzer der Räder das Diebesduo noch stellen konnte.   

Manches, was da bis Dienstag im Opladener Gerichtssaal erörtert wurde, war schon einmal Thema vor Gericht gewesen. Diesmal ging es wegen weiterer Vorfälle auch darum, erneut eine Gesamtstrafe zu bilden. Mit den zwei Jahren und zehn Monaten blieb Adam zwei Monate unter der Forderung der Staatsanwältin – und vier Monate über dem Antrag der Verteidigerin.

Volkan S. nahm das Urteil gefasst entgegen. Auch er weiß, dass er sein Leben ändern und Dietmar Adams Rat beherzigen muss. Der hatte gesagt: „Halten Sie sich von der Starktrinker-Szene fern.“ Volkan S. möchte das beherzigen. „Ich will wieder nach Köln und nicht in Leverkusen bleiben.“ Zuächst einmal aber wird er weiter im Gefängnis sitzen. Bevor der Entzug beginnt.