Prozess um Leverkusener Clan„Die Zahlungsmoral war nicht mehr da“

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  • Im Prozess um Michael G. wegen mehrerer Betrugsfälle ging es am Montag um Geschäftsbeziehungen.
  • Handwerker erzählten von Aufträgen.
  • Diese wurden in bar bezahlt, aber oft nicht vollständig.
  • In einem Fall versuchte der selbsternannte „Don” auch, ein Auto einer Tochter eines zeugen zu kaufen, wollte diese aber als Halterin eingetragen lassen.

Köln/Leverkusen – Tag 16 im Prozess gegen Michael G. und seine mutmaßlichen Strohmänner fand gewissermaßen unter dem Motto „Tag des Handwerks“ statt. Gleich drei Handwerker waren als Zeugen geladen, wobei der erste – ein Steinmetz und Fliesenleger aus Düsseldorf – nichts sagte und sich auf seine Aussage bei der Polizei berief.

Zeuge Nummer zwei allerdings entschloss sich dazu, Angaben zu machen. Bereits seit 1994 kenne er Gerhard S. (Name geändert), einen der Helfer von Michael G., berichtete er. „Don Mikel“, wie der Angeklagte sich nennt, sei ihm seit drei bis vier Jahren bekannt.

Beim Einbau von Fenstern geholfen

Der Grund: Bernd F. (Name geändert) sei von Beruf Schreiner. In der Immobilie in der von-Ketteler-Straße in Leverkusen habe er beim Einbau von Fenstern helfen sollen, berichtete der Zeuge. Sein Geld – immer in bar – habe er von Gerhard S. bekommen. Doch er betonte: „Für mich war zu 100 Prozent klar, dass Michael G. der Eigentümer der Wohnung ist.“

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Interessant ist das, da G. selbst nie als Besitzer im Grundbuch steht. Vielmehr soll er seine Deals über Strohmänner abgeschlossen haben. Einer dieser Strohmänner soll Kurosch A. sein, den der Zeuge ebenfalls auf der Baustelle gesehen haben will. A. habe ihm gegenüber beklagt, Probleme mit seinem aktuellen Auto, aber kein Geld für ein neues zu haben.

Wie „der Mann von Welt“ gewirkt

Das sei Bernd F. merkwürdig vorgekommen, schließlich habe er gehört, A. sei mehrfacher Millionär. Michael G. habe auf ihn indes stets wie „der Mann von Welt“ gewirkt, sei immer sehr gut gekleidet gewesen. Dass der Angeklagte mit seinem Besitz geprahlt haben soll, hatten schon andere Zeugen im Prozess beschrieben.

Und noch etwas lässt auf ein Muster schließen: Bernd F. sagte aus, nicht für alle seine Arbeiten bezahlt worden zu sein. „Die Zahlungsmoral war nicht mehr da“, sagte er. In den Wochen zuvor hatten schon andere Zeugen berichtet, noch auf Geld von G. zu warten. Dann erzählte Bernd F. noch von einem Porsche, den Gerhard S. ihm einmal bei einem Kegeltreffen gezeigt habe. Der Porsche war auf S. zugelassen, gehört haben soll er allerdings Michael G.

Bindeglied zum geschädigten Ehepaar

Auch Zeuge Nummer drei, Dirk K. (Name geändert), war auf Baustellen von Michael G. tätig. Er sei Maschinenbauer und arbeite mit Edelstahl – der Grund, warum G. ihn haben wollte. In der von-Ketteler-Straße habe er eine Toranlage und Balkongeländer gebaut, in einer Immobilie in Frechen sei er für einen Terrassenbau zuständig gewesen und habe auch hier Edelstahl verbaut. 

Auch Dirk K. habe sein Geld immer in Bar erhalten, sagte er. Michael G. sei in dem Haus in Frechen stets als Bindeglied zwischen dem darin wohnenden, im Endeffekt geschädigten, Ehepaar und Dirk K. aktiv gewesen, habe Wünsche geäußert und Material bezahlt.

Steuern und Versicherung bar gezahlt

Ungewöhnliche Details schilderte Dirk K. zudem von einem Autoverkauf. Seine Tochter habe ihren alten VW Golf abgeben wollen. Michael G. habe diesen für 4200 Euro gekauft, danach aber eine merkwürdige Forderung gestellt: Die Tochter von Dirk K. sollte als Halterin in den Papieren stehen bleiben. Dirk K. stimmte zu, das Geld für Versicherung und Steuern habe er stets von Michael G. erhalten – auch das in bar. (lei)

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