Redaktion LeverkusenJournalismus in Zeiten von Homeoffice

Lesezeit 5 Minuten
Steffi-Homeoffice-1

Zwei Homeoffice-Arbeitsplätze und zwei Kinder  –  Stefanie Schmidt kann am Besten arbeiten, wenn der Kleine Mittagsschlaf macht und  die Große ausreichend Malbilder hat.

Leverkusen – Liebe Leserinnen, liebe Leser - wir sind weiter für Sie da. Aber auch wir bleiben zu Hause. Für uns als Lokaljournalisten ist das eine besondere Herausforderung. Natürlich wird die Zeitung am Computer gemacht und wo genau der steht, ist dank moderner Technik relativ unbedeutend. Aber ein wichtiger – wohl der wichtigste – Teil unserer Arbeit, findet normalerweise draußen statt, bei Ihnen. Wir wollen sehen, was in der Stadt passiert, mit Beteiligten sprechen, Veranstaltungen besuchen und uns ein eigenes Bild machen. All das ist im Moment schwer möglich, zum Schutz aller.

Nun muss es per Telefon gehen

Vergangene Woche etwa habe ich einen Artikel darüber geschrieben, welche Strategien der Schlebuscher Einzelhandel entwickelt, um in der Krise zu überleben. Von meinem Homeoffice aus wäre es nur ein kurzer Spaziergang „ins Dorf“. In normalen Zeiten wäre ich dort von Laden zu Laden gegangen, hätte mit Inhabern über ihre Pläne und mit Passanten über ihr Einkaufsverhalten gesprochen.

Das ist aktuell nicht möglich. Wir wollen mit unserer Arbeit niemanden gefährden, also vermeiden wir direkten Kontakt. Ich habe dann Ulrich Kämmerling angerufen, den Vorsitzenden der Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch. Er steht in engem Kontakt mit den Einzelhändlern und konnte mir sagen, wer schon konkrete Pläne hat. Dann konnte ich diese Ladeninhaber und Restaurantbetreiber anrufen und mit ihnen über die Situation in ihrem Laden sprechen.

Durch mehrere Gespräche entstand so ein differenziertes Bild, das ergänzt wurde durch aktuelle Fotos unserer Fotografen. Denn Ralf Krieger und Britta Berg sind weiter draußen unterwegs, Fotos lassen sich nicht am Telefon machen. Aber auch das braucht heute mehr Absprachen: Bei meinen Telefonaten habe ich die Geschäftsleute gefragt, ob sie mit einem Foto einverstanden sind und wie das unter Einhaltung der Abstandsregel zu realisieren ist.

Digital wird kommuniziert

Unser Arbeitsalltag ist komplett auf den Kopf gestellt. Normalerweise treffen sich alle Kollegen am Vormittag zur Konferenz in unserer Redaktion am Friedrich-Ebert-Platz. Dort diskutieren wir über die Zeitung vom Tag, darüber, was andere Medien für Themen gesetzt haben und schließlich vor allem, was in der Ausgabe für den nächsten Tag thematisiert werden soll. Dafür haben wir einen digitalen Kalender, in den alle Termine eingetragen werden: Pressekonferenzen, politische Sitzungen, Ausstellungseröffnungen, persönlich vereinbarte Treffen.

Das öffentliche Leben ruht

Dieser Tage stehen nur noch wenige Termine in dem Kalender. Und die haben alle ein X davor: Abgesagt. Es gibt keine öffentlichen Veranstaltungen, über die wir berichten können und außerhalb des Corona-Krisenmanagements gibt es keine politischen Entscheidungen, die wir analysieren und bewerten können. Die tägliche Konferenz fällt weg, nur unser Redaktionsleiter Bert-Christoph Gerhards, Fotograf Ralf Krieger und die Sekretärin Andrea Goerl-Mönnich halten noch die Stellung in den Redaktionsräumen, die nun für Besucher gesperrt sind.

Weiterhin erreichbar

Telefonisch sind sie natürlich weiter für unsere Leser zu erreichen. Alle anderen Redakteure sind im Homeoffice: Thomas Käding kümmert sich von zu Hause aus vor allem um Wirtschaftsthemen, Frank Weiffen um die Kultur, Hans-Günter Borowski berichtet aus Leichlingen über Leichlingen. Jan Sting berichtet auch in Krisenzeiten über Burscheid vor Ort, um den Kontakt in den so kritischen Zeiten zu den Unternehmen und Menschen in Not zu halten. Agatha Mazur hat von zu Hause aus den Onlineauftritt im Griff. Freie Mitarbeiterinnen wie Julia Hahn schicken auch schon mal einen Text aus dem Auto.

Wir Kollegen stehen per Telefon und Chatprogramm in Verbindung. Und sind nun darauf angewiesen, vom Schreibtisch aus herauszufinden, welche Themen die Menschen in der Stadt heute bewegen, welche Informationen für sie wichtig sind und womit wir vielleicht auch ein kleines Schmunzeln in unsicheren Zeiten hervorrufen können. Hier kommt mir zugute, dass ich schon lange in Leverkusen wohne und viele Kontakte habe.

Das könnte Sie auch interessieren:

Als ich zum Beispiel am ersten Tag der Schulschließungen wissen wollte, wie die einzelnen Schulen ihre Schüler mit Unterrichtsmaterial versorgen, konnte die Stadt mir darüber nur allgemeines Aussagen geben. Also habe ich die Frage an meinen Bekanntenkreis mit schulpflichtigen Kindern in verschiedenen Einrichtungen gestellt. Und schnell viele interessanten Antworten bekommen. An dieser Stelle: Danke dafür, dass ihr alle so bereitwillig mithelft!

Störungen inklusive

Das Arbeiten am Telefon und vom heimischen Wohnzimmer aus hat eine weitere Tücke, wenn man noch zwei kleine Kinder zu Hause hat. Wichtige Telefonate lassen sich nur führen, wenn die Kinder entweder im Bett sind und der ebenfalls im Homeoffice arbeitende Papa gerade Zeit hat, sie zu bespaßen. Einen Text kann ich oft nicht an einem Stück durchschreiben, ab und zu kommt eben auch die Forderung nach Mittagessen, einer Kuscheleinheit oder einem neuen Malblatt dazwischen. Die große Tochter vermisst ihre Freunde und die Kita, der Kleine kann nicht verstehen, warum man auf dem Laptop nicht herumdrücken darf, obwohl Mama das doch auch macht.

Freude über Zuspruch

Besonders schön ist es, dass uns in dieser verrückten Zeit immer wieder Post von Lesern erreicht, die sich dafür bedanken, dass sie ihre Zeitung weiterhin bekommen und betonen, wie sehr sie unsere Arbeit gerade in dieser unsicheren Zeit schätzen. Solche E-Mails zu lesen, wenn die Zeitungsseiten gefüllt, die Internetseite aktualisiert, die Kinder im Bett und die Küche einigermaßen sauber ist, ermutigt mich, dass wir das alles zusammen noch ein paar Wochen länger schaffen.

Vielen Dank dafür!

KStA abonnieren