Schüler müssen quer durch die StadtVolle Busse sorgen weiter für Unmut in Leverkusen

Lesezeit 4 Minuten
Volle Busse sind derzeit in Leverkusen ein großes Thema.

Volle Busse sind derzeit in Leverkusen ein großes Thema.

Leverkusen – In einer Krise, einer Ausnahmesituation, muss man Prioritäten setzen. So hat es die Stadt getan, als nach dem Juli-Hochwasser klar war, dass drei Schulen bis weit über den Schuljahresbeginn hinaus nicht nutzbar sein werden. Ihre Priorität: Die betroffenen Schulen komplett an einen anderen Standort umsiedeln, der möglichst gut ausgestattete Räumlichkeiten für qualitativ hochwertigen Unterricht hat. Entfernung war dabei zweitrangig. Für die Kinder der Remigius-Grundschule vergab die Stadt den Transportauftrag an Wiedenhoff, die älteren Schülerinnen und Schüler vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und der Theodor-Heuss-Realschule sollen den ÖPNV nutzen. Hier kommt der Verkehrsverbund Wupper-Sieg ins Spiel.

Sorgen um die Sicherheit

Die Priorität der Wupsi: Alle Schüler transportiert zu bekommen. Die Priorität der Eltern: Die Sicherheit ihrer Kinder. Bis zum Rand vollgestopfte Schulbusse sind da wenig förderlich. „Für mich ist es nicht verwunderlich, dass Corona sich weiter ausbreitet, solange die Schüler dicht an dicht über 40 Minuten in den Bussen zusammen stehen“, schreibt eine besorgte Mutter an die Redaktion. Der lange Fahrtweg mit Maske und häufig im Stehen sei außerdem eine starke Belastung für die Kinder an einem ohnehin langen Schultag. Teilweise seien die Kinder zehn Stunden außer Haus. Mehr Busse fordern die Eltern. Die gibt es aber nicht.

Gestaffelte Anfangszeiten, fordert die Wupsi. Das Landesministerium erlaubt in der Ausnahmesituation einen Schulstart zwischen sieben und neun Uhr. „Wir haben den Schulen die Anregung gegeben, das auszunutzen“, sagt Schuldezernent Marc Adomat. Andreas Röhrig, Schulleiter des Freiherr-vom-Stein, will das aber zunächst nicht machen: „Schulzeiten anzupassen, hieße für uns, dass wir mit dem Schulstart zum Teil massiv nach hinten gehen müssten.“ Er verschließe sich keiner Lösung, aber so eine Entscheidung müsste auch von der Schulkonferenz bestätigt werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Damit würde sich das Unterrichtsende teilweise bis 17 Uhr verschieben, so dass Schüler erst am Abend nach Hause kommen.“ Stattdessen will Röhrig versuchen, ein „rollierendes System“ mit den Schülerinnen zu vereinbaren, so dass sie abwechselnd einen früheren und einen späteren Bus nehmen. So könnte sich die Last besser auf die Busse verteilen.

Eine Stunde statt zehn Minuten

Außerdem bekommen alle Eltern in den kommenden Tagen noch einmal eine Übersicht, welche Fahrten zur Verfügung stehen. „Insgesamt habe ich das Gefühl, dass es zunehmend besser läuft“, sagt Röhrig. An manchen Stellen würde es noch haken, vor allem für Kinder, die von noch weiter her kommen – etwa aus Bergisch Gladbach. Dafür, dass der ein oder andere nun häufiger zu spät kommt, hat er Verständnis: „Wir haben in der Schulkonferenz klar vereinbart, dass Schülern daraus kein Nachteil entsteht.“

Aber was ist eigentlich die Priorität der Schüler? Die lange Anfahrt nervt schon einige. „Früher fuhr ich nur etwa zehn Minuten mit dem Bus zur Schule, nun etwa eine Stunde“, berichtet die zwölfjährige Tamina bei ihrer Ankunft in Rheindorf am Mittwoch. Vor allem am Nachmittag seien die Busse auch sehr voll, berichtet sie. Der 15-jährige Oskar weicht deswegen am Nachmittag sogar auf den Bahnverkehr aus. Ben (14) hat da andere Erfahrungen gemacht und berichtet, die Busse seien recht leer und er bekäme immer einen Sitzplatz. Durch das Tragen einer FFP2-Maske fürchtet er keine Ansteckung. Auch für Nick (12) bedeutet die Anreise früheres Aufstehen. „Aber ich will vor allem in die Schule gehen und nicht wieder zu Hause lernen. Und wenn das in Rheindorf ist, fahre ich nach Rheindorf.“

Neue Haltestelle

Auch beim Shuttletransport der Remigius-Grundschüler verlief der Start ruckelig. Für die Schulbusse wurde eine Haltestelle an der Wupperbrücke eingerichtet, wo morgens ein ordentliches Gewusel herrscht. Immer drei Klassen werden dort in einen Bus gesetzt. Das passt einigermaßen, wenn ein großer Gelenkbus vorfährt. „Manchmal kam aber auch nur ein kleiner Bus und da mussten die Kinder sich reinquetschen“, berichtet eine Mutter. In Zukunft soll der Abholverkehr aufgeteilt werden: Ein Teil der Kinder wird dann am Schulhof eingesammelt. „Insgesamt läuft es von der Organisation mittlerweile besser“, sagt die Mutter eine Zweitklässlerin. „Aber in der aktuellen Situation finde ich es unverantwortlich, dass sich 70 bis 90 Kinder in einen Bus quetschen, während sie in der Schule immer ermahnt werden, Abstand zu halten. Im Bus zählt das alles nicht.“ Auch für die Kontaktnachverfolgung im Coronafall bleibt die Busfahrt außen vor.

Wechselunterricht haben aktuell die Jahrgangsstufen acht und neun der flutgeschädigten Theodor-Heuss-Realschule und der aufnehmenden Montanus-Realschule. Das haben beide Schulen gemeinsam beschlossen, weil dort noch Container aufgestellt werden müssen, um genug Klassenräume zu schaffen. Das geschehe in einem stark beschleunigten Verfahren, erläutert Dezernent Adomat. In den Herbstferien sollen sie aufgestellt und bis Anfang November bezugsfertig sein. Die Realschule muss mindestens ein Jahr lang ausgelagert bleiben. (stes)

KStA abonnieren