„stART“-Festival in LeverkusenWenn Sounds zu Musik werden

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Austoben auf der Spielwiese der Sounds: Alexej Gerassimez (2.v.r.) und Co. eröffneten das „stART“-Festival. Foto: Frank Weiffen

Austoben auf der Spielwiese der Sounds: Alexej Gerassimez (2.v.r.) und Co. eröffneten das „stART“-Festival. Foto: Frank Weiffen

Leverkusen  – Perfekter kann es nicht angerichtet sein: Im Erholungshaus haben sie die Bühne in die Mitte des Saales verlegt. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen im Quadrat drumherum. Von allen Seiten ist sie somit einsehbar, diese, nun ja: Spielwiese. Das Wort trifft es vielleicht am besten.

Alexej Gerassimez und seine Perkussionskollegen Sergey Mikhaylenko, Julius Heise und Lukas Böhm sowie Pianist Nicolai Gerassimez haben nämlich Platz und eine Vielzahl an Gerätschaften um sich – von Instrumenten über Alltagsgegenstände bis hin zu, grob gesagt, irgendwelchen Dingen, an denen sie sich austoben können. Und sie machen dieses erste Konzert des „stART“-Festivals der Bayer-Kultur tobend zu einem Fest für Augen und Ohren.

Komplex und lang

Das Werk, das sie aufführen, ist komplex und lang. Knapp 80 Minuten dauert es. Zusammengesetzt aus Simeon ten Holts „Canto Ostinato“ als Komposition für Klavier und Schlagwerk sowie Gerassimez’ Stück „Suite of Elements“. Das Quartett widmet sich im Wechsel den Elementen Wasser, Holz, Stein und Metall.

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Die Musiker klopfen, schlagen, hauen, trommeln, schleifen, kratzen, rühren, planschen. Benzinfässer, Steinplatten, Fliesen, Bretter, Kästen, alte Geräteverkleidungen – alles muss herhalten für den Exzess der Geräusche, die von reinen Geräuschen zu Sounds zu Musik werden, ehe sie regelmäßig von organischen Arrangements abgelöst werden.

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Spannendeste Form neuer Musik

Und es gibt am Ende keinen Zweifel, dass das hier eine der spannendsten Formen neuer Musik ist, die mit ihren scheppernden Industrial-Anleihen sogar der alternativen populären Musik huldigt und zweifelsohne auch einem wie Blixa Bargeld und seiner alle Klanggrenzen sprengenden Band Einstürzende Neubauten gefallen würde. Alles ist eben nicht von vorneherein in starre Formen der Musiknotation gepresst. Alles ist vielmehr improvisiert und entsteht aus dem Moment heraus.

Gerassimez sagt das auch gleich zu Beginn: „Wir legen uns nicht fest.“ Die Musiker spielen im Moment aus dem Moment heraus für den Moment. „Kein Abend ist gleich. Jede Aufführung ist einzigartig.“ Entsprechend ist es ein Erlebnis zu sehen, wie Gerassimez und Co. miteinander kommunizieren. Durch Blicke. Durch Gesten. Durch gegenseitiges Beobachten. Durch Agieren und Reagieren.

Und wie sie das durchziehen bis zum Ende. Bis einem die Ohren klingeln und man denkt: Geräusche können so wundervoll sein, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, den Raum einzunehmen.

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