Streit um Explosion in LeverkusenRat will maximale Sicherheit statt Gewinnmaximierung

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So schnell wie möglich soll der Katastrophen-Ofen wieder ans Netz. Nun stellten sich Vertreter von Currenta und der Aufsichtsbehörden dem Stadtrat.

Leverkusen – Nur Chemie-Müll aus der Region und von Kunden, die man kennt, keine Mixturen, keine Abfälle, die „thermisch labil“ sind. Und ein sichereres Management des gesamten Betriebs. Reicht das, um die havarierte Sondermüll-Verbrennungsanlage in Bürrig wieder in Betrieb zu nehmen, wenigstens in kleinem Umfang? Im Stadtrat zeigte sich Skepsis, nachdem Vertreter von Currenta und den Behörden das Unglück vom 27. Juli und seine Folgen noch einmal dargestellt hatten.

Zunächst hatte am Montagnachmittag Christian Jochum die Bedingungen für eine Freigabe durch den von ihm angeführten Expertenkreis aufgezählt. Das „Go“ müssen freilich die Behörden geben, so der Professor: „Wir sind kein Entscheidungsgremium“, unterstrich er. Und: Zwar werde der Begleitkreis von Currenta bezahlt, Auftraggeber aber seien die Bezirksregierung in Köln und das Umweltministerium in Düsseldorf, unterstrich der Chemiker, der auch einmal die Störfallkommission beim Bundesumweltministerium geleitet hat.

Tankwagen statt Tanks

Was die Auswahl der Abfälle angeht, die aus seiner bisherigen Sicht recht bald wieder in Bürrig verbrannt werden können, habe man sich an die Bundesanstalt für Materialprüfung gewandt. Sie stelle Kriterien dafür auf – in jedem Fall könne es sich erst einmal nur „um einen kleinen Ausschnitt des Abfallspektrums“ handeln, unterstrich Jochum. Allerdings gehe aus dem vierten Zwischenbericht jenes Sachverständigen, den die Staatsanwaltschaft Köln beauftragt hatte, schon eindeutig hervor, „welche Stoffeigenschaft man vermeiden muss“, so der Chemiker.

Weil der Sondermüllofen im ersten Schritt ohne das bei der Explosion zerstörte Tanklager wieder angefahren werden soll, kann es keine Lagerung von Abfällen geben. Ob das zur Folge hat, dass jede Menge Tankzüge mit Gefahrgut auf dem Bürriger Gelände oder auf den Straßen drumherum stehen oder fahren, will Jochum noch untersuchen. „Wir werden sehen“, sagte er mit Blick auf den Verkehr.

Einen Zeitpunkt gibt es noch nicht

Für Gerd Wölwer ist klar, dass Bürrig für Currenta in Zukunft kein Instrument der „Gewinnmaximierung“ mehr sein darf, sondern dass es um maximale Sicherheit gehen muss im Entsorgungszentrum, das einst nur für Bayer Leverkusen gebaut wurde. Dirk Löb interessierte, wann die Anlage denn wieder angefahren werden soll: „Im Sommer, im Herbst?“

Eine konkrete Antwort bekam der Sozialdemokrat aber nicht. „Es stehen noch viele Aufgaben vor uns“, sagte Gennen. Gutachter Christian Jochum hat indes angekündigt, am 23. Februar – dann tagt das nächste Mal der „Begleitkreis“ – ein Konzept zu skizzieren, wann es in Bürrig wieder losgehen könnte. Unter der Voraussetzung, dass er bis dahin die Schlüsse aus den Gutachten gezogen hat. Dass es erst wieder losgeht, wenn die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen zur Unglücksursache abgeschlossen hat, ist jedoch nicht sehr wahrscheinlich. Genau das aber fordert Benedikt Rees von der Klimaliste.

Currenta soll sich den Nachbarn stellen

Löbs Genossin Milanie Kreutz forderte die Currenta-Spitze auf, sich bei den Nachbarn in Bürrig und Rheindorf persönlich sehen zu lassen. Nicht für jeden sei ein Gremium wie der „Begleitkreis“ das richtige Forum, um seine Meinung, Ängste und Sorgen kundzutun. Damit nahm die Fraktionschefin eine Forderung auf, die der frühere Bayer-Mitarbeiter Peter Odenthal zuletzt in der Jochum-Runde gestellt hat.

CDU-Fraktionschef Stefan Hebbel lenkte den Blick darauf, dass die Betreiberfirma Currenta bei der Katastrophe sieben Mitarbeiter verloren hat. Er gehe deshalb davon aus, dass man im Unternehmen jedes Interesse daran habe, die Ursache aufzuklären.

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Es gab zwar eine ganze Menge Forderungen von den Fraktionen im Rat – die Anträge der Bürgerliste zu dem Komplex fanden indes trotzdem kaum politische Unterstützung – es lief nicht anders als im Umweltausschuss.

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