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Thomas Morus in SchlebuschWie aus einer Kirche Wohnungen für Obdachlose werden

Lesezeit 3 Minuten
Außenansicht auf die ehemalige Kirche, von der nur noch die Außenmauern stehen

Die ehemalige Kirche St. Thomas Morus wird zur Unterkunft für Wohnungslose umgebaut.

Geld für das fünf Millionen Euro Projekt fließt schon, wegen fehlender Bescheide herrscht aber noch Stillstand an der Baustelle.

Das Projekt ist spektakulär: 15 barrierefreie Gruppenwohnungen für Menschen ohne Obdach sollen innerhalb der denkmalgeschützten Kirchenmauern von St. Thomas Morus in Schlebusch entstehen. Wann es denn fertig sein soll, wird Wolfgang Klein gefragt. „Das kann ich erst sagen, wenn ich weiß, wann wir anfangen können“, entgegnet der Caritasdirektor. Und wird dann deutlich: „Wir warten seit eineinhalb Jahren auf den Bescheid zur Wohnungsbauförderung von der Stadt. Bevor der nicht da ist, können wir nicht beginnen.“

Daran hängt nicht nur Zeit, sondern auch Geld: Das Projekt hat bereits mehrere Fördermittelzusagen, die aber zeitlich gebunden sind und erst mit dem offiziellen Baubeginn abgerufen werden können. „Die Stiftung Mensch zum Beispiel hat uns 200.000 Euro zugesagt, die müssen bis zum 24. Juni abgerufen werden, sonst sind sie weg“, warnt Klein. Vom städtischen Baudezernat war niemand bei dem Termin anwesend, Sozialdezernent Alexander Lünenbach nahm die Kollegen aus dem Baudezernat mit Hinweis auf den Fachkräftemangel in Schutz und versprach aber, sich für eine schnelle Lösung des Problems einzusetzen.

Der Anlass für das Treffen innerhalb der imposant unter blauem Himmel frei stehenden, runden Kirchenmauern aber war ein freudiger: Die Stiftung Wohlfahrtspflege fördert den Bau ebenfalls, Stiftungsvorsitzender Marco Schmitz brachte einen Bescheid über 476.000 Euro für das rund fünf Millionen Euro teure Projekt mit nach Schlebusch. Das Thema Obdachlosigkeit liegt der parlamentarischen Stiftung besonders am Herzen. „Hier hat ein Sinneswandel stattgefunden: Es geht heute nicht mehr darum, die Menschen irgendwo unterzubringen und zu versorgen, sondern sie auch wieder zu integrieren“, lobt Schmitz. Die alten Barrieren abbauen und Menschen vom Rande der Gesellschaft wieder in deren Mitte holen, das müsse das Ziel sein. 

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Nun könnte man Vorbehalte der Nachbarn befürchten, das sei aber nicht der Fall, sagt Klein. „Wir hatten eine Veranstaltung mit Anwohnern hier und keiner hat Bedenken wegen der Nutzung geäußert.“ Das wichtigste Anliegen, dass er dagegen immer wieder gehört habe, war: „Passt uns auf die Architektur auf, das ist unsere Kirche!“

Dass die Kirche nicht mehr als solche genutzt werden kann, haben die Kirchgänger trotz des Abschiedsschmerzes mittlerweile akzeptiert, die meisten hätten in St. Albertus Magnus in der Waldsiedlung eine neue Heimat gefunden.  Nachdem 2016 ein massiver Schaden an der Holzdachkonstruktion festgestellt worden war, galt das Dach als einsturzgefährdet. Rettungsversuche scheiterten. „Die Idee mit dem Umbau in Wohnraum stammt schon aus dem Jahr 2017“, sagt Norbert Hölzer, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes der Gemeinde St. Andreas, zu der auch St. Thomas Morus gehörte. Außerdem soll im Pfarrsaal nebenan ein Quartierstreff entstehen, eventuell auch noch mit zwei Mietwohnungen im Obergeschoss. Aber es dauert eben.

Schon seit einem halben Jahr ist die Baustelle vorbereitet: Die Bänke sind raus, sakrale Gegenstände wurden einer Gemeinde in Polen für deren Kirchenneubau zur Verfügung gestellt. Die Glocken läuten weiterhin in Schlebusch: aus dem Turm von St. Andreas. „Kürzlich haben wir mal nur die Glocken von Thomas Morus schlagen lassen, das ist den Menschen direkt aufgefallen“, sagt Hölzer. Weil benachbarte Kirchenglocken ohnehin aufeinander abgestimmt seien, habe die Übernahme prima geklappt. Auch die Orgel spielt weiter: In St. Franziskus in Steinbüchel. 

Von einem „Paradebeispiel der Nachhaltigkeit“ sprach auch Dezernent Lünenbach. „Hier werden Werte und Substanz erhalten und mit neuem Leben gefüllt.“ Oder, wie es die Klein sagt: „Wir machen hier aus einem Gotteshaus ein Haus Gottes.“ 


Die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW ist eine Stiftung des Landes NRW. Finanziert wird sie aus Erlösen von Glücksspielbanken, so stehen ihr jährlich rund 25 Millionen Euro zur Verfügung. Damit unterstützt sie soziale Projekte der gemeinnützigen Träger der freien Wohlfahrtspflege. 

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