Unter 80-Jährige abgewiesenStart im Wiesdorfer Impfzentrum - 92-Jährige machen Anfang

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Irma und Walter Westmeier aus Küppersteg haben die erste Impfung erhalten. Sie freuen sich auf ihr Ehejubiläum und hoffen, dass in Kürze die Familie wieder beisammen sein kann.

Leverkusen – Es ist ein lang ersehnter Moment, Oberbürgermeister Uwe Richrath ließ es sich nicht nehmen, ihn als „historisch“ zu bezeichnen: Am Montag erhalten die ersten 137 Leverkusenerinnen und Leverkusener im Impfzentrum im Erholungshaus ihre erste Spritze. Noch wird mit angezogener Handbremse geimpft: Aktuell sind in einer Schicht zwei der vier Impfstraßen geöffnet, das Zentrum öffnet zwischen 14 und 20 Uhr an fünf Tagen in der Woche (außer Dienstag und Donnerstag).

Sollte mehr Impfstoff verfügbar sein, kann die Auslastung auf bis zu 400 Impfdosen in mehreren Schichten an sieben Tagen in der Woche gesteigert werden. Doch soweit ist man noch nicht in Deutschland.

„Solidarische Maßnahme“

Irma und Walter Westmeier sind die allerersten, die an der Nobelstraße ihre Dosis erhalten. „Das finden wir schon toll“, freuen sich die beiden 92-Jährigen. Es sei „eine solidarische Maßnahme“, erklärt Walter Westmeier. Wenn alle sich impfen ließen, hätten wir Corona bald besiegt, sagt er.

Doch die beiden haben noch eine weitere, sehr emotionale Motivation: Man hoffe, in Kürze die Familie wieder beisammen zu haben. Am 9. März steht schließlich das Ehejubiläum des Küppersteger Ehepaars an: 70 Jahre.

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Die drei Leitenden Ärzte: Wolfgang Hübner (v.l.), Bodo Denhoven und Bettina Schwarz-Lindlar

Das sollte klappen: Sohn Peter Westmeier hat für den 1. März den zweiten Impftermin ausgemacht. „Es war eine Mischung aus Glück und Hartnäckigkeit, an den Termin zu gelangen“, erzählt er schmunzelnd. Er hat es direkt am 25. Januar probiert, „zigmal“, wie er sagt und sei um 8.53 Uhr durchgekommen.

Zum Start des Impfzentrums sind auch alle drei Leitenden Ärztinnen und Ärzte vor Ort: Bettina Schwarz-Lindlar aus Bergisch Gladbach, Wolfgang Hübner und Bodo Denhoven aus Leverkusen. Hübner und Denhoven sind Mediziner im Ruhestand, Schwarz-Lindlar praktizierte bis vor Kurzem noch in einer Rehaklinik. „Ich wollte mich auch aktiv einbringen, ich wollte nicht nur im Privaten Sachen bewegen“, erzählt sie. Seit Weihnachten sind die drei Ärzte im Dauereinsatz. „Das ist kein Acht-Stunden-Tag“, sind sie sich einig. Dadurch, dass sie bereits auch in Seniorenheimen unterstützt waren, haben sie ihre Impfung schon erhalten. In Zukunft werden sie sich aufteilen, dass nur ein Leiter vor Ort ist.

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Die Polizei ist vor Ort: Sie wird in Zukunft häufiger Streife fahren.

Aktuell kommen die helfenden Ärzte noch aus der gesamten Umgebung bis nach Neuss und werden von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), die sich um den Impfprozess kümmert, zugeteilt. Wenn sich der Betrieb erstmal einspielt, hoffe man aber, dass man auch mehr Einfluss habe und Ärzte aus der unmittelbaren Umgebung einsetzen könne, so Wolfgang Hübner.

Team von mehr als 50 Personen

Mit den Maltesern, die das Impfzentrum betreiben, der Feuerwehr, den Apothekern, die die Impfdosen aufbereiten und den Ärzten, die sie verabreichen, ist das gesamte Team sicherlich mehr als 50 Personen stark, schätzt Betriebsleiter Tim Feister. Hinzukommen die Security-Mitarbeiter, deren genaue Zahl aber aus Sicherheitsgründen nicht genannt wird. Die Polizei sei in erhöhter Alarmbereitschaft und fahre verstärkt Streife, so Feister. Schließlich wird täglich neuer Impfstoff angeliefert.

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Vieles muss sich noch einspielen: Aktuell sind von der KVNO nur sechs Minuten pro Patient vorgesehen. „Das ist einfach unrealistisch“, empfindet der Malteserchef. Vor allem bei älteren Leuten. Und auch macht sich das Organisationsteam darum Gedanken, wie es einem möglichen Stau von Menschen im Wartebereich begegnen kann. Aber das spiele sich ein, ist Feister zuversichtlich. Bei knapp 140 Impfungen am Tag ist das sicher nicht das drängendste Problem.

Am frühen Abend zog Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach ein vorläufiges Fazit: Ein „Traumstart“ sei das gewesen. Trotz der winterlichen Witterungsverhältnisse hätte der Ablauf gut geklappt, es mussten keine Termine verschoben werden. Allerdings hatte am ersten Tag nicht jeder verinnerlicht, dass man nur mit Termin ins Impfzentrum hineinkommt. Das Team musste einige Personen abweisen – zusätzlich zum fehlenden Termin waren sie auch noch jünger als 80 Jahre alt.

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