Villa ZündfunkeDas neue Bürgerzentrum schließt gleich nach der Eröffnung wieder

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Eine neue „Bunte Bank“ steht jetzt vor der Villa Zündfunke an der Straße. 

Leverkusen – Einst war sie das Stammhaus der Hitdorfer Ölhändlerfamilie Brinkschulte, dann Flüchtlingsunterkunft, jetzt ist sie das Bürgerzentrum. Die Hitdorferinnen und Hitdorfer konnten am Samstag für einen Tag ihre neue „Villa Zündfunke“ ansehen. Gleichzeitig gab es ein kleines Fest auf dem Kirmesplatz vor der Stadthalle mit Spielen, Buden und einer Bühne.

Die Villa öffnete am Samstag, um gleich wieder zu schließen: Über die Ferien bleibt das mit viel Geld (die Rede ist von 1,5 Millionen Euro) tip top renovierte Haus noch einmal geschlossen, weil die Einrichtung komplettiert werden muss.

Unterdessen zeigte sich am Samstag, wofür ein Bürgerzentrum gut ist: Zusammenkommen, reden, Kölsch oder Kaffee trinken. Heinz Brinkschulte war auch gekommen, dessen Familie im jetzigen Bürgerzentrum früher mit Öl handelte. Er erzählte von damals, etwa wie der besorgte Geschäftsführer der nahen Hitdorfer Brauerei auf dem Betriebshof der Brinkschultes nach Ölflecken suchte, weil er um die Wasserqualität im Brauerei-Brunnen und um die Bierqualität fürchtete. Aber auch, dass die Brauerei nicht nur Gutes für Hitdorf brachte. Weil die nämlich Platz für mehr Lastwagen brauchte, wurde das nach Meinung Brinkschultes damals schönste Haus von Hitdorf von der Verwaltung so beharrlich für marode erklärt, dass man einen Grund hatte, es abzureißen.

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Zusammenkommen, reden, Aktivitäten: dafür sind Bürgerzentren wie die Villa Zündfunke gemacht. 

Andere schwärmten vom 1990 zugunsten von Paeschke-Wohnhäusern abgebrochenen Sudhaus der Brauerei mit einem riesigen Panoramafenster zum Rhein hin und den großen Kupferkesseln: Das, war man sich einig, wäre heute ein Kleinod fürs gesamte Rheinland.

Bier ist heute übrigens wieder ein Thema in Hitdorf. Im neuen Bürgerzentrum will der letzte Braumeister der Ganser-Brauerei seine Heim-Brauerei aufstellen und in Gruppenarbeit die Kunst der Bierherstellung unters Volk bringen. Dazu kann man sich anmelden. Wer's leiser mag, bucht einen der Yoga-Kurse oder, wer es noch ruhiger braucht, einen Meditationskurs von Margit Doth, bei dem es laut Flugblatt „ohne Leistungsdruck“ zugehen soll. Das sind nur ganz wenige Beispiele, womit sich Hitdorfer nach den Ferien in der Villa Zündfunke beschäftigen können.

Beim afrikanischen Trommelworkshop im Oktober wird es dagegen sehr laut zugehen, weshalb er vielleicht schon um 18 Uhr enden muss. Denn schon seit der Planung gibt es Probleme mit Nachbarn der Villa, die Lärm fürchten. An der Rückseite grenzt der alte Brinkschulte-Betriebshof ans Wohngebiet. Aus Lärmschutzgründen soll es Verträge zwischen der Stadtverwaltung und den Nachbarn geben, die etwa Aktivitäten an Sonntagen und an allen Tagen nach 22 Uhr untersagen. Höchstens 40 Personen dürfen sich demnach in der Villa aufhalten. Selbst meditieren ist Sonntags nicht erlaubt. Der Trägerverein der Villa soll an den Verhandlungen nicht beteiligt gewesen sein. Ohne diese Verträge wäre die Baugenehmigung wegen drohender Einsprüche der Nachbarschaft nicht zustande gekommen, wussten Insider.

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Am Samstag war das noch kein Thema, Vor der Villa auf dem Bürgersteig der Hitdorfer Straße wurde eine neue bunte Bank bemalt. Immerhin: Dort ist es jetzt verkehrsberuhigter als früher, man wird da auch nach 22 Uhr noch sitzen dürfen.

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