Warten auf ein SpenderherzThomas Kaps lebt zwischen Krankenhausbett und Gang

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Thomas Kaps wartet in Heidelberg auf ein neues Herz.

Thomas Kaps wartet in Heidelberg auf ein neues Herz.

Leverkusen – Thomas Kaps geht schon seit Sommer vergangenen Jahres immer den gleichen Gang auf und ab. Der Leverkusener befindet sich in der Uniklinik Heidelberg und wartet auf ein neues Herz.

Dass sein Leben mal so verlaufen würde, hatte sich der 55-Jährige im Dezember 2016 noch nicht vorstellen können. Er geht mit seinem Hund spazieren und kippt plötzlich um. Nach einem Besuch bei seinem Hausarzt und einem Aufenthalt im Klinikum steht fest, dass er eine so genannte Amyloidose hat.

„Das ist eine Art Krebs, bei dem das Blut Zellen zu Organen transportiert und die sich dort ablagern“, so Kaps. Bei ihm hätten sich die Zellen an die Herzscheidewand gesetzt und diesen Teil des Körpers so sehr verdickt, dass das Herz nicht mehr richtig schlagen kann. „Das geht nicht mehr weg. Man ist sich gar nicht im Klaren darüber, was dieses Organ am Tag so alles leisten muss. Darum brauche ich ein neues Herz.“

Er hat einen Organspendeausweis, lebt jetzt aber auf der anderen Seite

Darauf wartet er – jeden Tag seit dem 8. Juni vergangenen Jahres. „Ich bin schon auf die Hochdringlichkeitsliste gesetzt worden“, erläutert er. Doch nicht jedes Herz kommt infrage. Es muss genau passen – Alter des Spenders, Blutgruppe und Körperstatur sind Kriterien. „Es würde mir nichts bringen, das Herz eines 80-Jährigen zu bekommen. Dann bräuchte ich in fünf Jahren schon wieder eins“, so Kaps. Die Ärzte haben ihm in Aussicht gestellt, dass er nach einer geglückten Transplantation wieder einen Hund haben könnte. „Das hält mich am Laufen. Boxer und Hundesport waren früher mein Leben.“

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Zurzeit bewegt sich sein Leben zwischen dem Krankenhausbett und dem Gang auf seiner Krankenstation, den er rauf und runter wandelt, um einigermaßen fit zu bleiben. Diese Routine wird nur unterbrochen von einer Chemotherapie, die er alle zwei Wochen bekommt. Da sein Herz so schwach sei, könnten die Mediziner die Medikamente nicht so hoch dosieren, um den Krebs auszulöschen. So erhält er nur die Portion, die die Krankheit in Schach hält.

Kaps versucht sich das Warten so angenehm wie möglich zu machen. Mit den anderen Patienten gibt es Geburtstagsfeiern oder Raclette-Essen. Trotzdem fühlt er sich eingesperrt. „Ich würde mir mehr Leute wünschen, die ihre Organe spenden“, sagt er. Doch die Zahlen gingen ständig zurück. Er selbst habe einen Organspendeausweis gehabt. „Ich war Motorradfahrer“, so Kaps – in seinem früheren Leben.

Transplantationsbeauftragte brauchen mehr Zeit

Die Politik sieht vor allem die Kliniken in der Pflicht, zukünftig mehr Aufklärung zur Organspende zu leisten, damit die Bereitschaft wieder steigt. Denn nach einigen Skandalen in Transplantationskliniken hatte die Spendenbereitschaft Jahr für Jahr abgenommen. Man könne aber den derzeitigen Tiefpunkt bei den Organspenden „nicht tatenlos hinnehmen“, sagt der Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW, Jochen Brink.

Doch hierfür benötigen die Transplantationsbeauftragten in den Kliniken mehr Zeit für Gespräche mit Patienten und Angehörigen, um potenzielle Spender dafür zu gewinnen, dass sie nach dem irreversiblen Hirntod ihre Organe für andere Patienten zur Verfügung stellen.

Vor wenigen Jahren wurde eigenes ein Transplantationsbeauftragter eingeführt. Für Experten ist die Einrichtung dieser Institution ein Schritt in die richtige Richtung. Denn Mediziner benötigen für diese Tätigkeit vor allem Zeit. Und als Transplanationsbeauftragte haben sie zumindest im gewissen Umfang die Möglichkeit, Gespräche zu führen oder in ihrem Krankenhaus beispielsweise entsprechende Fortbildungsveranstaltungen durchführen.

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