Weihnachtsbasar im IndustriemuseumIm Schatten des Stahlbaums

Lesezeit 3 Minuten
Ganz eigen ist die Atmosphäre auf dem Weihnachtsmarkt im Freudenthaler Sensenhammer.

Ganz eigen ist die Atmosphäre auf dem Weihnachtsmarkt im Freudenthaler Sensenhammer.

Der Weihnachtsbaum sieht etwas anders aus als die meisten ihn wohl kennen. Statt grüner Tannennadeln schmücken ihn stählerne Äste in der Schmiedehalle des Freudenthaler Sensenhammers. Immerhin: Die Lichterkette dürften beide Versionen gemeinsam haben. Seit drei Jahren dominiert der selbstgeschmiedete, mehrere Meter hohe Baum den Weihnachtsbasar am zweiten Adventswochenende im Industriemuseum. „Für erfahrene Schmiede war das keine Hexerei, wird aber sicherlich den halben Tag gedauert haben“, sagt die Schatzmeisterin des Fördervereins Renate Steudel.

Die Architektin engagiert sich schon seit mehr als ein Jahrzehnt ehrenamtlich im Museum – gut zwei Dutzend Ehrenamtler tun es ihr aktuell gleich. Das Museum mit seiner Vergangenheit als Sensenfabrik H. P. Kuhlmann Söhne habe sie einfach gepackt. „Ich finde die Bergische Industriegeschichte sehr vielseitig, ich habe viel neues gelernt“, sagt sie.

Ähnlich wie sie haben auch die meisten Aussteller schon viel vom Museum gesehen. Die meisten kommen seit Jahren her. Steudel und ihre Kollegen achten bei der Wahl der Aussteller darauf, dass die Händler ihre Produkte noch wirklich selbst herstellen und sich die 15 Stände gut voneinander unterscheiden. Einer ist dazugekommen: Erstmals bietet der Museumsverein eigene Kalender, Notizbücher und geschmiedete Federn aus Sensenresten an.

Auch Raritäten

Besonders stolz ist Museumsleiter Jürgen Bandsom auf die Hippen vor sich, ein Hackmesser in englischer Form. „Das haben wir erst kürzlich wiedergefunden, davon gibt es nur sehr wenige“, sagt er. Auch das Kinderprogramm ist neu: Es wird vorgelesen und gebastelt. Ein Schmied zeigt außerdem an einer der Feuerstellen, wie er Kleinigkeiten wie Flaschenöffner herstellt.

Erstmals dabei ist Standbetreiberin Claudia Männer. Die Leverkusenerin bearbeitet ihre selbst geschossenen Fotos erst am Computer und zieht sie dann auf Holzfaserplatten, manche Motive beleuchtet sie zusätzlich mit einer LED-Kette. „Meine Augen lassen mich einfach nicht in Ruhe“, sagt sie. Sie könne einfach nicht anders als auf ihren Spaziergängen die Kamera zu zücken. Auf den Platten sieht man neblige Plätze in Hitdorf, den Rhein und den Kölner Melatenfriedhof. Am beliebtesten sei die Leverkusener Brücke: „Die wird es ja so nicht mehr geben.“

Schon lange dabei sind hingegen Bruno Adam und Erika Kubny. Er macht Glaskunst, sie bastelt aus Tapeten- und Kalenderresten Geschenktüten, Karten und Portemonnaies. Noch eines haben beide Betreiber gemeinsam: Sie haben einst als Lehrer gearbeitet. Adam kam über eine Fortbildung zu der Tiffany-Technik, mit der er die Glasstücke für seine Engel und Sterne ausschneidet und mit Kupferfolie neu zusammensetzt. „Ich habe das später aber noch einmal ganz anders gelernt“, sagt er und macht eine wegwerfende Handbewegung. Etwa eine Stunde braucht der Kleinkünstler, um einen normalen Stern zusammenzubauen. „Man sollte schon handwerklich begabt sein und eine ruhige Hand haben“, findet Adam.

Auch Kubny braucht wohl eine ruhige Hand für ihre Taschen. Und neue Ideen. Diesmal gibt es zwei neue Größen.

KStA abonnieren