Besondere Geschäfte in LeverkusenDieser historische Keller hortet 1000 Sorten Wein

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Der Weinkeller im Kasino

Leverkusen – Etiketten in Gold oder bunt, verschnörkelt oder schlicht, mit dem Prädikat „geil“ vorne dran: Über 1000 Sorten Wein und hundertmal mehr Flaschen lagern im Gewölbe im Kasino an der Kaiser-Wilhelm-Allee. Ob die sündhaft teure Edelrebe oder der 9-Euro-Wein fürs Familien-Spargelessen: Jan Pusch berät als Fachmann für Systemgastronomie und schaut, wie man Menschen mit dem richtigen Wein zusammenbringt. Mensch-Wein-Pairing quasi.

Dass guter Wein kein Vermögen kosten muss wie der Bordeaux für fast 1000 Euro aus einer Grand-Cru-Lage und renommiertem Hause (Château Haut-Brion, 2010), ist mittlerweile bekannt. Pusch zeigt auf ein Paket Flaschen, Blanc de Noir aus Rheinhessen, von Winzer Tobias Knewitz. Der Wein für knapp neun Euro – aus Rotweinreben, aber hergestellt wie Weißwein – ist seiner Meinung nach eben ein sehr gutes Match für das Frühlingsgemüse Spargel, mehr muss man nicht ausgeben.

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Jan Pusch ist Fachmann für Systemgastronomie.

Was man beobachten könne, ist, dass der Geschmack immer mehr von halbtrocken zu trocken geht, erläutert Jan Pusch. Wobei die Geschmäcker ja bekanntlich verschieden sind: In Ostdeutschland werde nach wie vor gerne eher süß getrunken, erzählt er.

Trend Orange Wine kommt auch

Neu hingegen und ziemlich gehypt ist der „Orange Wine“, im Grunde das Gegenteil vom Blanc de Noir: Ein Wein aus weißen Rebsorten, der mit den Traubenschalen – also wie ein typischer Rotwein – vergoren wird, und dadurch auch eine orangene Farbe erhält. Im Mai nimmt der Weinkeller einen Nachwuchswinzer aus Rheinhessen und das Trendgetränk mit ins Angebot. Auch vegane und alkoholfreie Weine kann man mittlerweile kaufen. Entschieden wird im Team, das derzeit aus vier Leuten besteht. Inspiration erhält es auf Fachmessen wie beispielsweise der Pro-Wein, wo sich die Expertenwelt trifft.

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Geöffnet ist der Weinkeller für jedermann und jedefrau. Ob man nur eine Flasche mitnimmt oder Firmen für Veranstaltungen einkaufen. „Das Vor-Ort-Geschäft dominiert nach wie vor“, sagt Jan Pusch, auch wenn durch Corona die Käufe übers Internet zugelegt haben. Wer im Restaurant „Löwe“ nebenan isst oder sich dort eine Essensbox bestellt und abholt, kann sich direkt dazu beraten lassen.

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Von erschwinglich bis hochpreisig: Das Sortiment ist breit.

Die exotischsten Länder? Oder unterschätzte Gebiete? Sind längst nicht Australien oder Neuseeland. Der 39-Jährige zeigt auf Flaschen aus Zypern und Slowenien. „Ziehen Sie mal mit dem Lineal eine Linie von Slowenien aus und schauen, wo Sie rauskommen“, rät er. Spoiler: Da, wo weltbekannte Weine herkommen, südliches Frankreich. Auch dem berühmt-berüchtigten griechischen Wein kann der Fachmann etwas abgewinnen, die seriösen griechischen Weine seien mittlerweile nicht mehr so süß.

Viel Bedeutung kommt dem Boden zu, dem „Terroir“, wie es auf Französisch heißt. Je nachdem, an welcher Seite der Loire man die Reben anbaue, bekomme man unterschiedliche Weine: mal mineralisch, wo die Pflanze auf Feuerstein wächst, mal spritzig, erläutert Pusch. Sein aktueller Lieblingswein ist der „Tag am Meer“, der Ferienassoziationen weckt. In Corona-Zeiten sei ihnen der Sauvignon Blanc aus der Pfalz von Hammel und Cie „aus den Händen gerissen“ worden.

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