Zulassung erweitertWie Biofrontera auf dem europäischen Markt durchstarten will

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Biofrontera ist einen wichtigen Schritt weiter.

Biofrontera ist einen wichtigen Schritt weiter.

Der Manforter Salbenhersteller hat gute Nachrichten von der europäischen Zulassungsbehörde in Amsterdam.

Biofrontera ist einen wichtigen Schritt weiter. Der Ausschuss für Human-Arzneimittel bei der Europäischen Zulassungsbehörde EMA habe die beantragte Erweiterung der Anwendung von Ameluz „positiv begutachtet“, berichtet das Unternehmen. Das bedeutet: Die Salbe gegen oberflächlichen Hautkrebs wird künftig auch ohne Bestrahlung mit einer Rotlicht-Lampe angewendet werden können. Schon künstliches Tageslicht bringe einen Heilungseffekt hervor, lautet das Urteil des Ausschusses. Die entsprechende Erweiterung der Zulassung erwartet das Pharma-Unternehmen mit Sitz im Manforter Innovationspark im Lauf des kommenden Monats.   

Biofronteras Finanzvorständin Pilar de la Huerta verspricht sich einen Schub für das mit Abstand wichtigste Produkt des Unternehmens: „Mit dieser Zulassungserweiterung kann unser europäischer Vertrieb nun in 2024 mit einem noch breiteren Anwendungsprofil von Ameluz in die Vermarktung starten.“ Die alsbald zugelassene Therapie-Variante mit künstlichem Licht „kombiniert die Vorteile der ursprünglichen Tageslichttherapie, die den Behandlungsschmerz deutlich reduziert, mit der kontrollierten Umgebung einer Arztpraxis“, ergänzt de la Huerta. Damit könne die Tageslichtbehandlung unabhängig von den vorherrschenden Witterungsbedingungen angewendet werden.

Salben und Bestrahlen ist besser

Das Biofrontera-Präparat biete nun eine Anwendungspalette, die auf die unterschiedlichsten Patientenbedürfnisse und Praxisgegebenheiten zugeschnitten sei. Das erweitere das Marktpotenzial der Salbe und unterstreiche die Vorteile von Ameluz gegenüber Arzneimitteln, deren Anwendung sich darauf beschränkt, dass sie auf die Haut gestrichen werden.

Die Daten für den Antrag auf eine erweiterte Zulassung stammten nach Angaben von Biofrontera aus klinischen Studien, die von Ärzten und Wissenschaftlern ohne kommerzielles Interesse initiiert werden. Darüber hinaus habe das Unternehmen eine Vergleichsstudie mit verschiedenen Lichtprofilen angestoßen. Damit habe man zeigen können, dass auch mit künstlichen Tageslichtlampen genug Energie für eine photodynamische Therapie erzeugt wird.

Biofrontera arbeite kontinuierlich daran, neue Lösungen anzubieten, mit denen Frühformen des weißen Hautkrebses behandelt werden können. Patienten und Ärzte müssten ein breites Spektrum an Behandlungsoptionen haben, heißt es in Manfort. 


Leverkusener Pharmaspezialist

Zuletzt hatte Biofrontera sein Geschäft ausweiten können. Vom 1. Januar bis zum 30. September 2023 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz von 24,8 Millionen Euro, was einem Plus von gut 13 Prozent gegenüber den ersten neun Monaten im Jahr 2022 entspricht. Allerdings war das Wachstum im dritten Quartal erlahmt: Mit knapp über sieben Millionen Euro lag der Umsatz nur noch 2,7 Prozent über dem Vorjahr. 

Besonders gut habe sich das Geschäft in Deutschland entwickelt. Gut viereinhalb Millionen Euro Umsatz in den ersten neun Monaten bedeuten ein Plus von mehr als 48 Prozent. Deutlich schwächer verlief die Entwicklung in Spanien und Großbritannien. Biofronteras Eigenvertrieb erwirtschaftete mit gut 1,8 Millionen Euro einen kleinen Zuwachs; im Rest von Europa, wo die Manforter mit Vertriebspartnern zusammenarbeiten, ging der Umsatz sogar um 17 Prozent auf 848.000 Euro zurück. Diese Zahl sei aber von den Bedingungen in den Lizenzverträgen beeinflusst, die starke Umsatzschwankungen nach sich zögen, heißt es in Manfort. 

Das US-Geschäft war auch in den ersten neun Monaten von 2023 prägend und konnte weiter vergrößert werden: Der Umsatz stieg um fast 14 Prozent auf 17,3 Millionen Euro. Daraus ergibt sich folgende Umsatzstruktur: USA 70 Prozent, Deutschland 18 und das restliche Europa 11 Prozent. 

Für Forschung und Entwicklung gab Biofrontera in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 gut 6,2 Millionen Euro aus. Im Jahr davor waren es gut 4,9 Millionen. Die Steigerung erklärt das Unternehmen mit verstärkten klinischen Aktivitäten in den USA. Die dortige, inzwischen eigenständig von Gründer Hermann Lübbert geführte Biofrontera Inc. bemüht sich um eine größere Durchdringung des Marktes. 

Auch die Verwaltungskosten sind recht deutlich um 783.000 auf fast 4,5 Millionen Euro gestiegen. Das erklärt Biofrontera mit zusätzlichen Ausgaben für Beratungskosten und Rechtsstreitigkeiten in der ersten Jahreshälfte: Es war die Zeit, in der besonders heftig zwischen den Gründern und den großen Aktionären gestritten wurde. Inzwischen sitzt der heutige Aufsichtsratschef Wilhelm Zours mit seinem großen Aktienbesitz augenscheinlich fest im Sattel. Die höheren Vertriebskosten – sie stiegen in den ersten neun Monaten von 2023 um rund 450.000 auf nahezu 5,2 Millionen Euro – erklärt das Unternehmen mit seinen Anstrengungen, das Geschäft in Europa auszuweiten. 

Biofronteras operatives Ergebnis ist in den ersten neun Monaten des vorigen Jahres auf gut 4,1 Millionen Euro zurückgegangen. 2022 lag es noch bei gut 4,7 Millionen. Das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen ging mit 4,85 Millionen um rund 150.000 Euro zurück. Die Kasse der Manforter hatte sich Ende des vorigen Septembers ziemlich geleert: 2,1 Millionen Euro wurden bilanziert; ein Jahr zuvor summierten sich die Barmittel noch auf fast 6,4 Millionen Euro. (tk)

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