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Seit 1970 verlassenPrestige-Objekt am Rhein verfällt zum „Lost Place“ – Wirbel um Bonner Solar-König

4 min

Es kommt Bewegung in den spektakulären „Lost Place“, der seit Jahrzehnten zunehmend verfällt. Das gefällt jedoch nicht allen.

Auf dem Rheinburgen-Weg oberhalb von Remagen fällt der Blick auf plötzlich auftauchende Ruinen zwischen den Bäumen. Wer dem Weg auf der Rheinhöhe des Victoriabergs zwischen Bonn und Koblenz weiter folgt, stößt bald auf ein Schild mit der Aufschrift „Stopp Einsturzgefahr – Eltern haften für ihre Kinder“. Es handelt sich um einen „Lost Place“ an einem außergewöhnlichen Ort.

Ein ausgetretener Pfad gabelt sich vom offiziellen Wanderweg ab und führt mitten durch den Wald. Wer ihm folgt, steht plötzlich vor den Ruinen der einst prächtigen Waldburg. Der Grundstein für das Hotel wurde im Jahr 1898 gelegt. Der Festsaal im Hauptgebäude bot Platz für bis zu 1000 Menschen.

Hotel mit Rheinblick und spektakulärerer Panorama-Terrasse

Spektakulär muss vor allem die Panorama-Terrasse mit Rheinblick gewesen sein. Das romantische Rheintal wurde damals als Ausflugsziel immer beliebter. Die Aussicht vom ehemaligen Hotel Waldburg lädt auch heute noch zum Schwärmen ein. Der Blick geht über die malerische Rheinschleife bis hin zum Drachenfels und dem Siebengebirge.

Der Rheinblick vom Hotel Waldburg in Remagen ist auch heute noch spektakulär. Sogar das Siebengebirge und der Drachenfels sind im Hintergrund gut zu erkennen.

Der Rheinblick vom Hotel Waldburg in Remagen ist auch heute noch spektakulär. Sogar das Siebengebirge und der Drachenfels sind im Hintergrund gut zu erkennen.

Das Hotel Waldburg war schon bald weit über die Region hinaus bekannt. „Hotel, Restaurant und Café haben einen guten Ruf, 17 Betten sorgen für steigende Übernachtungszahlen. Tagestouristen aus nah und fern bevölkern die Tische auf der Terrasse unter schattenspendenden Kastanienbäumen“, heißt es im Heimatjahrbuch 2019 vom Kreis Ahrweiler.

Waldburg Remagen verfällt zum gruseligen „Lost Place“

Wer sich heute dem einst imposanten Gebäude zuwendet, den überkommt der Grusel. Bereits seit 1970 liegt die Waldburg verlassen im Wald. Über die Jahrzehnte ist das Hotel immer weiter verfallen und stark von Vandalismus gezeichnet. Decken sind eingestürzt, überall liegen Unrat und Mauerreste. Nach und nach hat sich die Natur das rund 9000 Quadratmeter große Gelände wieder zurückgeholt.

„Lost Place“ Waldburg Remagen: Von dem ehemaligen Hotel sind nur noch die Ruinen übriggeblieben.

„Lost Place“ Waldburg Remagen: Von dem ehemaligen Hotel sind nur noch die Ruinen übriggeblieben.

Das Betreten ist lebensgefährlich. Nicht umsonst wird vor Einsturzgefahr gewarnt. Da das gesamte Gebäude unterkellert ist, besteht quasi überall das Risiko, plötzlich einzustürzen. Immer wieder sind tiefe schwarze Löcher im Boden zu sehen.

Vorsicht, Einsturzgefahr! Der „Lost Place“ Waldburg in Remagen sollte nicht betreten werden.

Vorsicht, Einsturzgefahr! Der „Lost Place“ Waldburg in Remagen sollte nicht betreten werden.

Wie eine düstere Mahnung thront der Turm des Hauptgebäudes über den Ruinen. An einem Schornstein ranken Kletterpflanzen empor. Einst reichte eine Turmspitze noch weiter in die Höhe. Doch Regen, Wind und Schnee setzten dem Gebäude zu. Ende 2017 krachte der hölzerne Turmaufbau schließlich in die Tiefe. Die Überreste sind durch die Fenster des Turms immer noch zu sehen.

Im Inneren sind die Trümmer und Überreste des Turmaufbaus gut zu erkennen. Auch andere Decken sind längst eingestürzt.

Im Inneren sind die Trümmer und Überreste des Turmaufbaus gut zu erkennen. Auch andere Decken sind längst eingestürzt.

Letzte Party zu Karneval – seitdem steht das Hotel Waldburg leer

Für eine Zukunft des Hotels Waldburg sah es lange düster aus. Vier Jahre nach der Schließung feierte die Remagener Narrenzunft mit rund 700 Jecken Karneval. Pläne für ein Seniorenheim scheiterten an der Genehmigung. 1994 sollte das Areal in eine Neurodermitis-Klinik umgewandelt werden. Doch auch dieses Vorhaben scheiterte.

Heute lässt einen der Blick auf das ehemalige Hotel Waldburg nur noch erschaudern.

Heute lässt einen der Blick auf das ehemalige Hotel Waldburg nur noch erschaudern.

Seitdem steht das Anwesen leer und verkommt zunehmend zu einem gespenstischen „Lost Place“. Warum auch das erst in den 1960er Jahren errichtete Wohnhaus mit mindestens drei Wohneinheiten nicht weiter genutzt wurde, bleibt ein Rätsel.

Auch das neuere Wohnhaus am Hotel Waldburg ist längst ein „Lost Place“.

Auch das neuere Wohnhaus am Hotel Waldburg ist längst ein „Lost Place“.

Spektakuläre Entwicklung im „Lost Place“ Waldburg Remagen

Eine spektakuläre Entwicklung machte die Stadt Remagen 2023 bekannt. Bei einer Zwangsversteigerung konnte das Anwesen überraschend vermittelt werden. Ein 35-seitiges Gutachten war zuvor zu dem Ergebnis gekommen, dass der Verkehrswert des Anwesens bei zwei Euro liegt.

Die spektakuläre Festhalle von der Waldburg lässt sich nur noch erahnen.

Die spektakuläre Festhalle von der Waldburg lässt sich nur noch erahnen.

Wie der Ortsbeirat Remagen später mitteilte, handelt es sich bei dem mysteriösen Käufer der Waldburg um keinen Geringeren als Frank Asbeck. Asbeck ist auch als „Sonnen-König“ oder „Solar-König“ bekannt. Der Bonner Unternehmer ist Vorstandsvorsitzender der SolarWorld AG und der Solarparc AG.

Was der Solar-König mit dem Hotel Waldburg vorhat

Der Kauf von extravaganten Immobilien ist für Frank Asbeck nicht neu. Ende 2008 erwarb er das Gut Calmuth bei Remagen und damit das Gelände der ehemaligen Internationalen Film-Union GmbH, um sich dort seinem Jagdhobby widmen zu können. 2012 kaufte er für über 5 Millionen Euro das Schloss Marienfels nordwestlich von Remagen, das vorher Entertainer Thomas Gottschalk gehört hatte.

Zum Grundstück der Waldburg in Remagen gehört auch ein tausende Quadratmeter großer Wald.

Zum Grundstück der Waldburg in Remagen gehört auch ein tausende Quadratmeter großer Wald.

Ein ausgetretener Weg führt an dem heutigen „Lost Place“ Waldburg Remagen vorbei.

Ein ausgetretener Weg führt an dem heutigen „Lost Place“ Waldburg Remagen vorbei.

Die neuen Pläne klingen nicht weniger spektakulär. „Herr Asbeck berichtet, dass er im Wesentlichen die alte Waldburg wiederaufleben lassen wolle“, so die Stadt Remagen. Hotel, Eventfläche und Markthalle: Geplant sei eine Nutzung als Gastronomie mit etwa 120 Innenplätzen und rund 120 Außenplätzen sowie eine Nutzung als kleines Hotel mit 16 Zimmern.

„Lost Place“: Neue Pläne mit der Waldburg in Remagen sorgen für Wirbel

„Die Zuwegung soll über die Waldburgstraße erfolgen“, teilte die Stadt weiter mit. Eine Information, die bei Anwohnerinnen und Anwohnern auf Widerstand stößt. Aufgrund des zu erwartenden erhöhten Verkehrsaufkommens seien Bedenken hinsichtlich des Natur- und Landschaftsschutzes laut geworden. Zudem mache man sich Sorgen über Verkehrslärm.

Lost Place Waldburg Remagen

Direkt unterhalb des „Lost Place“ Waldburg liegt ein Wohngebiet, dass um die Apollinariskirche herum gebaut wurde. Die Bewohner befürchten Lärm und Umweltschäden durch eine Neunutzung der Waldburg.

In einem offenen Brief hat sich jüngst im Juli 2025 der Regionalverband Unteres Mittelrheintal für die Sanierung der Waldburg Remagen ausgesprochen. Man nehme die Bedenken ernst, dennoch handele es sich bei dem Projekt Asbecks nicht um ein Neubaugebiet oder eine großflächige Versiegelung von Naturflächen.

Zukunft des „Lost Place“ Waldburg Remagen weiter ungewiss

Der Regionalverband weiter: „Als Architekturverein, der sich dem Erhalt von Orts- und Landschaftsbildern verschrieben hat, sehen wir es jedoch als besonders positiv, dass der jahrzehntelange Verfall der Waldburg durch privates Engagement endlich gestoppt werden soll.“

Nachdem der Bauausschuss einstimmig den Weg für ein Bebauungsplanverfahren freigemacht hat, kommen die Pläne jetzt noch einmal auf den Prüfstand. Eine Bürgerbeteiligung inklusive Gutachten zu Naturschutz und Verkehrsbelastung wurde angestoßen. Ob der jahrzehntealte „Lost Place“ Waldburg in Remagen doch noch einmal zu altem Glanz über dem Rhein aufleben darf, steht allerdings noch in den Sternen.