„Das hat es noch nie gegeben“So reagieren Unternehmen in Oberberg auf die Spritpreise

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Knapp 2,08 Euro kostete der Liter Diesel am Dienstag an vielen Tankstellen. Ein Preis, den Autofahrer zuvor nicht kannten.

Oberberg – Bei seinem Weg morgens zur Arbeit kommt Peter Peisker täglich an einer Tankstelle vorbei. Beim Blick auf die aktuellen Spritpreise kann der Waldbröler Spediteur nur noch mit dem Kopf schütteln. „2,07 Euro habe ich an einem Morgen schon gesehen. Für Diesel! Das hat es noch nie gegeben“, sagt er und spricht aus, was zurzeit vielen Autofahrern durch den Kopf geht.

Ein 40-Tonner braucht 900 Liter Diesel

Als Inhaber eines Transportunternehmens ist Peisker auf den Treibstoff angewiesen, ohne Diesel können die 40 Fahrzeuge seines Unternehmens nicht bewegt werden. Etwa 900 Liter Diesel verfährt allein ein 40-Tonner. Bis zu 3000 Kilometer legt dieser in der Woche zurück. Pro Monat zahlt Peisker etwa 60.000 Euro für Diesel. Zurzeit muss er sich mit 30 Prozent Mehrkosten auseinandersetzen.

Die hohen Treibstoffkosten kann das Waldbröler Unternehmen nicht alleine tragen. „Wir geben die Mehrkosten für den Transport an unsere Kunden weiter“, berichtet der Spediteur. Und denen bleibt nichts anders übrig, als die höheren Frachtkosten in Kauf zu nehmen. Im sogenannten „Dieselfloater“ ist festgehalten, ab wann Kunden einen Kraftstoffzuschlag zahlen müssen. Dieser passt sich automatisch an die Entwicklung des Kraftstoffpreises an. Der Frachtpreis wird entsprechend erhöht – zurzeit um neun Prozent, berichtet Peisker.

Steuer verärgert Unternehmer wie Peter Peisker

Was ihn aber besonders stört, ist die hohe Mineralölsteuer. „Warum kann die Regierung uns da nicht entgegenkommen?“, fragt sich der Waldbröler. Dass der Krieg zwischen dem Öl-Lieferanten Russland und der Ukraine für die gestiegenen Preise verantwortlich ist, weiß der Spediteur. „Aber viele Unternehmen unterstützen derzeit die Menschen mit Materialfahrten in die Kriegsgebiete. Das könnte die Politik doch auch berücksichtigen“, findet er.

Ähnlich wie Peter Peisker ergeht es dem Marienheider Frachtspeditionsdienst Trommershausen. Die zusätzlichen Kosten für den Kraftstoff werden auch hier auf die Kunden umgelegt. Anders sei das Ganze auch für das Marienheider Unternehmen nicht finanzierbar, berichtet Claudia Trommershausen. Etwa 25 Liter verbrauchen die 40-Tonner des Unternehmens auf 100 Kilometer. Unterwegs sind die Fahrer im Inland, hauptsächlich zwischen Marienheide und Frankfurt.

Zeiten des Klimaschutzes: Blick auf Energie- und CO2-Steuer

Schwieriger ist die Situation für Lieferanten, die auch ins Ausland fahren – in Länder, in denen der Treibstoffpreis nicht so stark angestiegen ist. Sie müssen sich in Bezug auf die Frachtkosten dem internationalen Wettbewerb stellen, sagt Hendrik Pilatzki, Geschäftsführer der Engelskirchener August Jaeger Nachf. GmbH & Co. KG. Die steigenden Benzinpreise kamen für ihn nicht überraschend – zumindest nicht, wenn man auf die politische Richtung schaue, die in den vergangenen Jahren eingeschlagen wurde. Energiesteuer, CO2-Steuer und teure Brennstoffe sind die Stichworte in Zeiten des Klimaschutzes. „Zuschläge auf den Spritpreis gab es immer. Aber der Grundpreis war bisher stabil. Deswegen waren die Preissteigerungen nicht so spürbar wie jetzt, wo der Grundpreis explodiert“, sagt Pilatzki.

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Beschwerden bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Jaeger-Tankstellen seien ihm nicht bekannt. „Den Frust über die hohen Preise an den Mitarbeitenden hinter der Kasse rauszulassen, wäre auch unangebracht, denn die können nichts dafür“, sagt Pilatzki. Dass die Benzinpreise so hoch bleiben, glaubt er nicht. „Ich denke das wird sich regulieren. In Kriegszeiten herrscht extreme Unsicherheit und die Reaktionen auf dem Markt sind nicht immer rational.“ Das Vorkrisenniveau werden die Kraftstoffpreise, wenn einer der Hauptlieferanten fehlen sollte, aber nicht wieder erreichen, vermutet er.

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