„Eine absolute Seltenheit“Dorfverein von Freckhausen weiht Lambachpumpe ein

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Aufgebaut und eingeweiht worden ist die Lambachpumpe, und zwar von (v.l.) Andreas Berg, Mercedes Slex (Kulturstiftung), Jochen Safarik, Karl-Heinz Warzok und Rüdiger Schmallenbach.

Aufgebaut und eingeweiht worden ist die Lambachpumpe, und zwar von (v.l.) Andreas Berg, Mercedes Slex (Kulturstiftung), Jochen Safarik, Karl-Heinz Warzok und Rüdiger Schmallenbach.

Freckhausen – „Diese Pumpe ist eine absolute Seltenheit“, schwärmte Karl-Heinz Warzok, ein Fachmann für Lambachpumpen, bei der Einweihung eines solchen Maschinendenkmals durch den Dorfverein von Reichshof-Freckhausen. Vorsitzender Rüdiger Schmallenbach erklärte, dass die Pumpe, 1905 in Betrieb genommen, bis in die 60er Jahre des vorherigen Jahrhunderts die Wasserversorgung des Dorfes sichergestellt habe. Anschließend habe sie in einem Erdbunker im Wiesengrund geruht, bis sich der Dorfverein rund 50 Jahre später zur Bergung entschloss und sie in mehr als 300 Arbeitsstunden unter der Regie von Vorstandsmitglied Jochen Safarik restaurierte.

Lob aus dem Rathaus

Reichshofs stellvertretender Bürgermeister Gottfried Claus lobte den herausragenden Einsatz des Dorfvereins, der schon zu mehreren Gold- und Silbermedaillen beim Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ geführt habe: „Ich bedaure, dass mich mein Weg nicht häufiger nach Freckhausen führt.“ Mercedes Slex von der Kulturstiftung Oberberg der Kreissparkasse Köln, die das Projekt finanziell unterstützt hat, lobte die gelungene Restaurierung: „Es ist wichtig, solche Industriedenkmäler zu erhalten.“

Der Experte Warzok erläutert die Steuerung an einem Modell.

Der Experte Warzok erläutert die Steuerung an einem Modell.

Warzok freute sich derweil: „Ich bin erstaunt über den guten Zustand. Diese Pumpe stammt aus einer der ersten Baureihen.“ Seit etwa zwölf Jahren beschäftigt sich der gelernte Schiffsmaschinenbauer und spätere Bundeswehrpilot intensiv mit den von Gottlieb Lambach aus Marienheide erfundenen Maschinen: „Eigentlich sind sie keine Pumpen, denn eine Pumpe hat eine Saug- und eine Druckseite. Lambachpumpen haben aber auf beiden Seiten Druck. Deshalb sind sie eigentlich hydraulische Druckübersetzer“, sagt der heute 82-Jährige über die bahnbrechende Erfindung des Marienheider Pulvermühlenbauers. Angeregt durch die beschwerliche Arbeit der Frauen, mit Joch und Eimern Wasser aus dem Brunnen zu holen, sei ihm Ende des 19. Jahrhunderts die Idee zu dieser Maschine gekommen, für die ihm 1895 ein kaiserliches Patent zuerkannt wurde. Lambachs Sohn Wilhelm, Maschinenbauer bei Krupp, habe dann die Steuerung grundlegend überarbeitet. Warzok: „Das Besondere an diesen Pumpen ist, dass sie praktisch wartungsfrei sind und vollständig ohne externe Energiezufuhr auskommen.“ Allerdings sei ihnen das auch Mitte des letzten Jahrhunderts zum Verhängnis geworden, denn Lambachpumpen benötigten etwa die dreifache Menge des in einen Hochbehälter geförderten Trinkwassers für ihren Betrieb. Mit dem Aufkommen elektrischer Pumpen konnte dieser Verlust vermieden werden.

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An einem selbstgebauten Modell aus Holz verdeutlichte der Experte die Funktionsweise der Pumpensteuerung. Diese hat er sich in jahrelanger, mühevoller Recherche erarbeitet, denn es existieren keinerlei Unterlagen mehr. Warzok schätzt, dass die Freckhausener Pumpe in einen funktionsfähigen Zustand versetzt werden könnte. Doch erst sei eine Überdachung geplant, berichtete Schmallenbach, denn Regenwasser könne sonst Rost aus dem Inneren schwemmen.

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