Abschaffung MaskenpflichtSchulleiter in Wipperfürth und Lindlar sind sehr skeptisch

Lesezeit 4 Minuten
Ab nächstem Dienstag müssen Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte im Unterricht keine Masken mehr tragen. (Symbolbild)

Ab nächstem Dienstag müssen Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte im Unterricht keine Masken mehr tragen. (Symbolbild)

Wipperfürth/Lindlar – Die Maskenpflicht im Unterricht wird kommende Woche abgeschafft. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) setzt damit eine vor den Herbstferien angekündigte Neuregelung um. Die Begründung: Mit der Maskenpflicht habe man Schülerinnen und Schülern seit mehr als zwölf Monaten sehr viel abverlangt, zudem gebe es an den Schulen keinen übermäßigen Anstieg des Infektionsgeschehens, so die Ministerin.

Eine umstrittene Entscheidung. Denn nun, nach dem Ende der Herbstferien, geschieht, was viele Experten befürchtet hatten: Die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren, steigt wieder deutlich an. Im Oberbergischen Kreis liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei 120 , drei Mal so hoch wie vor den Ferien.

Vor allem Jüngere infizieren sich jetzt

„Zum Schulstart nach den Herbstferien ist festzustellen, dass sich insbesondere die jüngeren Altersgruppen mit dem Coronavirus infizieren. Auffällig ist momentan, dass ganze Familien betroffen sind. In den Haushalten stecken sich die Familienmitglieder untereinander an“, teilte das Kreisgesundheitsamt am Mittwoch mit. Und so sehen die meisten Schulleiter eine Abschaffung der Maskenpflicht zum jetzigen Zeitpunkt als problematisch an. Wir haben mit ihnen vor der gestrigen Entscheidung des Schulministeriums gesprochen.

„Tendenziell fühlen sich Lehrkräfte und auch die Schülerinnen und Schüler mehrheitlich sicherer mit den Masken“, sagt Werner Klemp, Leiter des St.-Angela-Gymnasiums in Wipperfürth. Natürlich werde sich die Schule an die neuen Vorgaben halten. „Ich persönlich glaube, dass es zum aktuellen Zeitpunkt diskussionswürdig ist, die Pflicht abzuschaffen, da sich die Lage gerade im Vergleich zu den letzten Wochen eher verschlechtert“, so Klemp. Da nicht klar sei, in welcher Form Geimpfte das Virus weitergeben können, sehe er die Masken als zusätzlichen Schutz.

Enger Austausch mit den Elternvertretern

„Wir stehen im engen Austausch mit den Elternvertretern“, sagt Christoph Menn-Hilger, Schulleiter des Gymnasiums Lindlar. Persönlich sehe er die generelle Abschaffung der Maskenpflicht zum jetzigen Zeitpunkt kritisch. „Ich hätte mir auch ein differenziertes Vorgehen vorstellen können, indem man etwa die Maskenpflicht zunächst nur an Grund- und Förderschulen wegfallen lässt“, so Menn-Hilger. Eine freiwillige Empfehlung, weiter Masken zu tragen, sei eine Option.

Auch im Lehrerzimmer der Hermann-Voss-Realschule Wipperfürth wird das Thema Maskenpflicht kontrovers diskutiert, berichtet Claudia Deichsel, die stellvertretende Schulleiterin. „Es gibt Kollegen, die sagen ,hey, es ist an der Zeit, die Masken wegzulassen’,“ so Deichsel. Die Mehrheit sehe das allerdings eher kritisch. „Persönlich würde ich mir wünschen, den Zeitpunkt noch zu verschieben“, sagt Deichsel.

Die Regelungen

Ab 2. November gelten an Schulen in NRW diese Regeln:

Die Maskenpflicht entfällt, solange Schüler am festen Platz bleiben, das gilt auch für die Betreuung. Wer seinen Platz verlässt – etwa für Gruppenarbeit – muss Maske tragen.

Auch für Lehrer, Betreuungskräfte und andere Personen entfällt die Maskenpflicht, es gilt ein Mindestabstand von 1,5 Metern.

Tritt ein Infektionsfall auf, muss nur der unmittelbare Sitznachbar in Quarantäne. Das gilt nicht für Geimpfte und Genesene.

Die bekannten Testregeln bleiben: Zweimal wöchentlich an Grund- und Förderschulen (PCR-Pool), dreimal wöchentlich an weiterführenden Schulen (Antigen-Schnelltest).

„Ich möchte nicht in der Haut der verantwortlichen Politiker stecken“, sagt Erhard Seifert, Leiter des EvB-Gymnasiums. Ein Unterricht ohne Maske sei für Lehrer und Schüler viel leichter, weil man die Mimik besser sehen könne. „Ein Lehrer kann dann eher erkennen, wenn etwas nicht verstanden wurde.“ Insbesondere im Sprachunterricht leide durch die Masken die Verständlichkeit.

„Auf der anderen Seite machen die steigenden Infektionszahlen uns Sorge. Die Lehrer sind durchgehend geimpft, viele der Oberstufenschüler ebenfalls. Aber für die Schüler der Stufen 5 bis 9 kommt die Aufhebung der Maskenpflicht vielleicht noch einen Tick zu früh“, so Seifert.

Stephan Dreisbach ist Leiter der Grundschule Lindlar-West. „Ich bin zwiegespalten. Auf der einen Seite nervt die Maskenpflicht. Aber die Kinder sind ungeschützt. Ich selbst bin geimpft und fühle mich ziemlich sicher, aber vor mir sitzen 25 Ungeimpfte.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Nach Auffassung der meisten Experten würden die Masken dazu beitragen, eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. „Ich selbst bin kein Experte und kann mich deshalb nur auf die Aussagen der Experten verlassen“, sagt Dreisbach.

KStA abonnieren