Abschluss während CoronaFreude übers Abizeugnis ist diesmal anders

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Abi 1 Reichshof

Vier von 59 (v.l.): Lena Hammes, Lukas Jürgens, Philip Orban und Mia Krause freuen sich über ihr Abi, finden aber auch kritische Worte.

Eckenhagen – Die Gesamtschulen, Berufskollegs und Gymnasien in Oberberg entlassen in diesen Tagen ihre erfolgreichen Abiturienten ins Leben. Stellvertretend für alle waren wir in der Gesamtschule Eckenhagen mit dabei.

„Ich blicke heute in 59 strahlende Gesichter“, sagte Anne Halfar, Schulleiterin der Gesamtschule Reichshof, am Freitag bei der Abiturfeier im Kulturforum in Eckenhagen. „Sie haben unter schwierigsten Bedingungen Höchstleistungen erbracht.“ Zu den Klängen von Smetanas „Moldau“ beschrieb sie in lyrischen Worten den Weg der Abiturienten, die der heiße, trockene Sommer beim Homeschooling ebenso ins Schwitzen gebracht habe wie die Klausuren.

Der Bewertung „positiv“ habe bei der Fahrt durch die Corona-Stromschnellen eine ganz neue Bedeutung gewonnen und beim Umschiffen der Strudel sei dennoch niemand auf Grund gelaufen. Sie freute sich, dass ausnahmslos alle bestanden hatten. Mit einen Zitat des römischen Geschichtsschreibers Livius Titus wünschte sie ihnen Glück für die Zukunft: „Es ist Zeit, auch Größeres zu versuchen.“

Bürgermeister spricht bei Abschlussfeier

Bürgermeister Rüdiger Gennies genoss es, „endlich wieder einmal auf einer Präsenzveranstaltung sprechen zu dürfen“. Er lobte die Abiturienten für ihr Durchhaltevermögen, auch wenn manche Coronaregeln „nicht wirklich logisch“ gewesen seien. „Menschen bilden bedeutet nicht, ein Gefäß zu füllen, sondern ein Feuer zu entfachen“, zitierte er den Ausspruch des griechischen Dichters Aristophanes und hoffte, dass die Schulabgänger die innere Motivation verspüren mögen, etwas Neues mit lodernder Vorfreude zu beginnen.

Abi 2 Reichshof

Abschlussfeier in der Gesamtschule Reichshof

Umrahmt von musikalischen Beiträgen des Projektkurses Q2 ermunterte Schulpflegschaftsvorsitzende Anja Theis dazu, durch das Eingeständnis von Fehlern zu selbstbewussten Persönlichkeiten zu werden. Sie erinnerte sich, dass sie vor 30 Jahren nach ihrem Abitur gegen Atomkraft und Apartheid zu Demos auf die Straße gegangen sei: „Die Welt braucht junge Menschen, um auf Missstände aufmerksam zu machen.“

Vier Eckenhagener Abiturienten schilderten, dass sie heutzutage gegen den Klimawandel und für eine Verbesserung der Politik demonstrieren würden. Von der haben sie sich nach eigenem Bekunden im Stich gelassen gefühlt. „Ein Lockdown nach dem anderen hat meinen Durchschnitt gedrückt“, sagte die 19-jährige Mia Krause. „Ständig neue Anforderungen haben einfach nur Desorientiertheit geschaffen.“

Lob für Kollegium

Ein Lob für das Kollegium hatte Lukas Jürgens (19): „Die Lehrer hatten es auch nicht leicht und sind überraschend gut mit der Situation umgegangen – ich fühlte mich recht gut vorbereitet.“ Dennoch empfanden alle die Zentralen Abschlussprüfungen als eine Zumutung. „Die Prüfungen in dem Jahr vor Corona waren wesentlich leichter“, meinte die 18-jährige Lena Hammes. „Bei einem derartigen Stress war das Abi nicht geschenkt.“ Lukas ergänzte: „Deshalb ist unser Abi eigentlich sogar mehr wert als ein reguläres.“

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Philip Orban (19) findet, dass die Form des selbstständigen Lernens sehr gut auf das Studium vorbereitet habe. „Das Schlimmste war aber, meine Mitschüler nicht sehen zu können.“ Lena bedauerte die Schwierigkeiten, sich mit den Lehrern unterhalten zu können: „Anfangs habe ich mich über die vermehrte Freizeit gefreut, aber dann schien die Situation kein Ende zu nehmen.“ Auch für Mia war es schwer, sich im Homeschooling zu motivieren.

„Ich fühle mich befreit – es ist ein großer Druck abgefallen“, meinte Lukas. Doch alle bedauern, dass weder die Abifahrt nach Prag, noch der Abigag und auch nicht der Abiball stattfinden durften. „Wir haben jetzt zwar unser Abizeugnis“, meinte Lena. „Aber es ist nicht die gleiche Freude und Ausgelassenheit wie sonst.“

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