Arbeitskampf in Zeiten der Corona-PandemieKleine Maikundgebung in Gummersbach

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Demonstrantinnen am 1. Mai am Gummersbacher Lindenplatz.

Gummersbach – In einem pandemiebedingt kleinen Rahmen und mit Abstand ist am Samstagmittag der Mai-Feiertag in Gummersbach über die Bühne gegangen. Bis zu 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich zur Kundgebung auf dem Lindenplatz ein. Dazu eingeladen hatte in diesem Jahr die türkisch geprägte Föderation Demokratischer Arbeitervereine (DIDF).

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wie schon im Vorjahr auf einen Aufruf zu Mai-Kundgebungen verzichtet, sagte Gewerkschaftssekretär Haydar Tokmak von der IG Metall Oberberg, der betonte, dass er die Idee begrüße, an die Stelle einer großen Kundgebung eine kleine symbolische Veranstaltung zu stellen.

Kosten sollen nicht die Schwächsten tragen

Der Aufruf zur Solidarität der Arbeiter – nicht nur in den Betrieben, sondern global – prägte alle Wortbeiträge, ebenso die Forderung, dass die Kosten der Corona-Pandemie nicht den Schwächsten aufgebürdet werden dürften. Auch Versammlungsleiter Aziz Kocyigit sagte: „Die Belegschaften in den Werken leiden am stärksten unter der Pandemie.“

Von den Milliarden-Hilfen, die an Konzerne ausgeschüttet würden, käme bei den Arbeitern nichts an. Der – wie eine DIDF-Sprecherin sagte – „Verarmung der Lohnabhängigen“ stellte sie als Forderungen unter anderem Mindestlohn, Mindestrente und ein Verbot von Leiharbeit gegenüber.

Die Internationale aus der Konserve

F. Lothar Winkelhoch erinnerte daran, dass in 150 Jahren Arbeitskampf viel erreicht werden konnte, aber noch viel zu tun sei, „wenn sich Familien kaum eine Zugfahrt nach Köln leisten kann.“ Grünen-Bundestagskandidatin Sabine Grützmacher warb für „Fair Fashion statt Fast Fashion“, für einen starken Mindestlohn und mahnte, man dürfe nicht zulassen, dass die Klima-Katastrophe gegen die soziale Katastrophe ausgespielt werde.

Diyar Agu, der Bundestagskandidat für Die Linke, rief dazu auf, „die Gewinner der Krise zur Kasse zu bitten“ und Pandemie-Gewinne etwa von Konzernen wie Amazon „abzuschöpfen“. Arbeiter müssten „für die Krise blechen“, fürchtet er und machte dafür die Agenda 2010 von DCU und SPD verantwortlich.

Die Wichtigkeit von Gewerkschaften

Haydar Tokmak berichtete von einem neuen rauen Arbeitsalltag in vielen Unternehmen, wo „Abmahnungen schneller gezückt werden als Revolver im Wilden Westen“ und in denen Arbeitgeber ihre Angestellten mit der Sorge um den Arbeitsplatz erpressen. Dagegen mache die Gewerkschaft Druck – und dafür sei die Solidarität der Arbeiter wichtig.

Gerhard Jenders, Sprecher von „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“, warf einen Blick 100 Jahre zurück, als auch in Gummersbach Truppen des Kapp-Putsches u.a. von Gewerkschaftern entwaffnet wurden. Doch dann seien die Putschisten nicht weiter belangt worden – „und die militante extreme Rechte konnte wieder Blüten treiben“. Jenders Warnung: Auch heute würden nicht alle Hintergründe des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU) nicht aufgeklärt.

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Michael Höhn bekannte, seit 1968 Gewerkschaftsmitglied zu sein, trotz seines Berufes als Pfarrer. Ihre Teilnahme mit kleinen Abordnungen am Mai-Feiertag in Gummersbach hatten „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“, das „Netzwerk gegen Rechts“, Die Grünen, Die Linke, und das Alevitische Kulturzentrum zugesagt.

Die kämpferischsten Töne kamen aus der Konserve: Zu Beginn und zum Abschluss ertönte „Die Internationale“ auf dem Lindenplatz zwischen katholischer Pfarrkirche St. Franziskus und der Sparkasse.

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