Aschenputtel trifft Robin HoodGroßer Andrang beim Märchenfestival im LVR-Freilichtmuseum

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Lindlar – Immer mehr Menschen strömen am Sonntagvormittag durch das Tor ins Freilichtmuseum. Auf dem Parkplatz am Nordeingang stehen die Autos dicht an dicht, es ist kaum ein Ende erkennbar. Das Märchenfestival ist der Grund für diesen Menschenauflauf im Museum. Und nicht nur aus Lindlar kommen die Besucher, um die Hexe von Oz und den Prinzen, der die Prinzessin zu seinem Schuh sucht, zu sehen. Das gute Wetter trägt wohl auch seinen Teil zum vielen Andrang bei.

Eine Prinzessin, die auf einem dicken Matratzenstapel liegt, fragt den kleinen Luis, ob er ihr helfen könne, ihr Problem zu beheben. Sie habe unruhig geschlafen, vermutete ein Problem mit den Matratzen. Hilfsbereit macht der Sechsjährige sich daran, zwischen den Matratzen zu fühlen, wenig später zieht er eine Erbse hervor. Luis ist mit seinen Eltern aus Bonn angereist, um die fantasievoll verkleideten Figuren zu sehen. Viel hat Luis noch nicht gesehen, aber der gestiefelte Kater hat es ihm angetan, klar, es ist ja auch sein Lieblingsmärchen. Der gestiefelte Kater oder eher die gestiefelte Katze findet auch bei anderen Kindern großes Interesse, alle strömen herbei, wollen die pelzigen Hände anfassen und wollen vor allem auf ein Foto mit der Märchenfigur.

„Wie heißt Du?“ fragt die kleine Jahre alte Siri mutig eine verkleidete Frau. Die Schauspielerin, ganz in ihrer Rolle, erklärt ihr, sie sei Gisele, eine der Stiefschwestern Aschenputtels. Im nächsten Moment rennt die Frau einem Prinzen in die Arme, ihre leibliche Schwester an ihrer Seite. Der Prinz lässt seinen Diener einen goldenen Schuh herumtragen. Sogleich probieren denn auch die Schwestern, ob ihnen der Schuh passt. Elendig weinend und fluchend treten die Schwestern beiseite, der Schuh passt keiner von beiden.

Ein paar Meter weiter sitzen ein paar Kinder und Erwachsene auf Kuscheldecken im Gras. Große Plüschlöwen und -tiger liegen verstreut zwischen den Zuhörern der Märchenstunde. Anette Link erzählt eine Stunde lang Märchen aus aller Welt, in ihrem Repertoire hat sie rund 71 Märchen, die sie frei erzählt.

„Meine Kollegen lesen die Märchen meistens ab, aber ich erzähle sie lieber frei“, erklärt die Wuppertalerin schmunzelnd. Ihre Märchen dauern immer zwischen fünf und zehn Minuten, länger reiche die Aufmerksamkeit der kleineren Zuhörer auch nicht, meint sie.„Ich lese sonst für Erwachsene, Grimms Märchen sind ja zum Beispiel manchmal doch recht grausam. Allerdings haben die Kinder einen eigenen Schutzmechanismus, sie kuscheln dann mit Mama oder erzählen selbst etwas, wenn ich die grausamen Stellen erzähle. Oder sie hören dann einfach mal einen Moment weg.“

Einen eigenen Schutzmechanismus vor der Angst hat auch der kleine Niklas, vorlaut fragt er die grüne Hexe des Westens, ob er sie in den Ofen schieben dürfe. Im nächsten Moment springt er allerdings zurück und ruft: „Beiß mich nicht!“

Die neunjährige Josefine hat sich zur Feier des Tages selbst verkleidet, im grünen und braunen Kleidchen stellt sie eine Waldelfe dar. Das Mädchen ist total begeistert von den vielen Prinzessinnen, die überall auf den Wegen herumlaufen. Ihre Lieblingsfigur ist Aschenputtel. Ihre Großmutter Gabi Winterberg freut sich ebenfalls über die vielen Figuren und vor allem über die vielen Märchenerzähler, die überall am Wegesrand im Gras sitzen und ihre Geschichtenerzählen. Die beiden waren im letzten Jahr schon auf dem Festival und sie kommen auch im nächsten Jahr noch einmal wieder.

Überhaupt sieht man überall verkleidete Kinder, die den Schauspielern Konkurrenz machen zuwollen scheinen. Prinzessinnen, Mägde und Elfen vor allem, zumeist sind es nur die Mädchen, die sich, dem Anlass entsprechend in Schale geworfen haben.

Viele Mädchen haben sich verkleidet

Immer wieder bilden sich Menschentrauben um die verschiedensten Figuren aus allerlei Märchen. Da sind zum Beispiel Pechmarie und Goldmarie, die sich bereitwillig von den Kindern bestaunen und anfassen lassen. Da ist der Prinz, der mit einem Schuh seine Liebe sucht, da ist die bucklige Hexe, die über die Wege schlurft und kleine Kinder erschreckt.

In kleinen Ständen am Wegesrand können die Besucher verschiedenste Sachen kaufen, von Waffeln am Stiel bis hin zu Holzspielzeug. Und für Notfälle steht ein Zelt der Johanniter für bereit.

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