Corona in OberbergDie dringendsten Fragen beantwortet

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Symbolbild

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Gummersbach – 136 neue laborbestätigte Corona-Fälle, ein Todesfall, ein neuer Höchstwert bei der Sieben-Tage-Inzidenz von 194,1: Nicht nur der Tod einer 92-jährigen Frau aus Engelskirchen war am Dienstag eine schlechte Nachricht. Hier einige Fragen und die ein oder andere Antwort. Am Ende bleiben trotz allem viele Fragen offen.

Wie erklärt sich der plötzlich wieder so starke Anstieg am Dienstag?

Statistischer Grund für viele neue Fälle an einem Dienstag kann sein, dass vom Kreis zuvor zuletzt am Samstag Fälle an das Landeszentrum Gesundheit (LZG) gemeldet wurden. Auch das erklärt allerdings nicht die hohe Sieben-Tage-Inzidenz von 194,1.

Der Wert von Neuansteckungen pro 100 000 Einwohner lag noch nie so hoch. Warum?

Der Oberbergische Kreis antwortet auf die Anfrage am Dienstagabend und verweist auf tägliche Schwankungen. Wichtiger sei ein Blick auf den wöchentlichen Durchschnitt der Inzidenzen. Der liege derzeit bei 168,8 – nicht wesentlich höher als in den Wochen zuvor.

Wo gibt es im Oberbergischen aktuell Fälle?

Nach wie vor teilt der Kreis die Zahlen für die Kommunen nicht mehr mit. Als Grund nennt er technische Probleme. Zuletzt hatte der Kreis die Zahlen am Donnerstag vermeldet. Da konnten aber über 250 Fälle und damit etwa ein Drittel keiner Kommune mehr zugeordnet werden – ähnlich wie in den Tagen zuvor. Unter Hinweis darauf verzichtet der Kreis auf eine Veröffentlichung, weil die Zahlen „nicht mehr aussagekräftig“ seien. Ausdrücklich betont er, dass die Adressen zu den Fällen dem Kreis vorliegen. Sie ließen sich nur nicht für die Statistik aufbereiten: „Da die Datensätze der positiven Befunde aktuell noch nicht vollständig über die Labore ans Gesundheitsamt gemeldet werden können, kann es zu zeitlichen Verzögerungen bei der nicht automatisierten Eingabe der Adressen kommen.“

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Der Kreis arbeite an einer Lösung, die aber auch abhängig sei „von der reibungslosen Funktion einer bundesweit vorgegebenen Software mit entsprechenden Schnittstellen nach intern und extern“. Eine Abfrage unserer Redaktion ergab, dass ein solches Problem bei der Zuordnung von Fällen in der Region Köln/Bonn so noch nicht aufgetreten ist. Auf die Nachfrage, ob es ungeachtet dessen Hinweise auf lokale Schwerpunkte des aktuellen Ausbruchs gebe, antwortete der Kreis: „Es gibt keine größeren Hotspots und Ausbrüche, über die noch nicht berichtet worden wäre.“ Das Infektionsgeschehen sei diffus und verteile sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche und Teile des Kreises.

Was wissen die Kommunen?

Auch die Bürgermeister wissen seit vergangener Woche nicht mehr, wie viele Menschen in ihrer Stadt oder Gemeinde aktuell positiv auf das Coronavirus getestet sind. Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, zugleich Sprecher der oberbergischen Bürgermeister, sieht das jetzt noch gelassen: „Ich gehe davon aus, dass es sich um ein vorübergehendes Problem handelt.“ Bisher habe Engelskirchen relativ niedrige Zahlen gehabt: „Deshalb war durchaus ein Gewöhnungseffekt zu spüren – eine gespannte Ruhe.“ Jetzt aber, wo der Inzidenzwert plötzlich in Richtung 200 gehe, spüre er eine „vermehrte Verunsicherung“.

Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein berichtet, dass viele ihn genau danach fragen: Wie viele Fälle gibt es in der Kreisstadt? Schon als der Kreis noch Zahlen veröffentlicht habe, sei er skeptisch gewesen. Zuletzt 76, einmal nur 59 Fälle: „Das war nicht realistisch.“ Dabei gehe es nicht nur um Fragen von Bürgern. „Als Ordnungsamt sind wir immer noch originär für den Infektionsschutz zuständig. Trotzdem weiß ich einfach nicht, wie viele Bürger hier infiziert sind.“

Natürlich sei es auch für ihn wichtig, den Überblick zu behalten, betont Karthaus. Deshalb werde es heute am Mittwoch sicher Thema sein, wenn Landrat Jochen Hagt und die Bürgermeister sich zur Videokonferenz treffen.

Was passiert, falls die Sieben-Tage-Inzidenz den Wert 200 überschreitet?

Die aktuellen Regeln erlauben es dem Kreis, dann in Abstimmung mit der Landesregierung weitere Einschränkungen vorzunehmen. Gibt es Vorüberlegungen, ob und wie die Maßnahmen ausgedehnt werden? Die Antwort des Kreises am Dienstagabend: Sollte es zu einer Überschreitung des Grenzwertes kommen, würden notwendige Maßnahmen mit dem Ministerium und dem LZG abstimmen – „in bewährter Vorgehensweise“.

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