Corona wird immer teurerPandemie reißt Löcher in den oberbergischen Kreisetat

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Tests, Schutzkleidung, Überstunden, aber auch kaum Knöllchen und Krankenfahrten – Corona geht  in die Millionen.

Oberberg – Corona macht 2020 zu einem ganz besonderen Jahr. Und auch zu einem sehr teuren. Wie teuer, weiß noch niemand, aber die Ausgaben, die allein der Kreis zu stemmen hat, summieren sich zu immer größeren Beträgen. Wie viel er davon von Bund und Land erstattet bekommt, zeichnet sich gerade immerhin ab, aber: Abgerechnet wird zum Schluss.

Zwei Tage nach dem Lockdown am 18. März wurden bereits zusätzlich zwei Millionen Euro in den Haushalt eingestellt, bis Mitte Juni stieg die Summe auf 6,8 Millionen. Im Kreisfinanzausschuss legte Kämmerer und Kreisdirektor Klaus Grootens jetzt eine Übersicht vor. In der belaufen sich die Haushaltsverschlechterungen bereits auf knapp neun Millionen Euro. Grootens’ Gummersbacher Kämmererkollege Raoul Halding-Hoppenheit berichtete seinem Stadtrat am Mittwochabend aber bereits, der Kreis gehe inzwischen sogar von 14 Millionen Euro aus.

Ausgaben in vielen Bereichen

Mehrausgaben bzw. Mindereinnahmen wegen Corona gibt es in etlichen Bereichen des Kreishaushalts: So kostete die Pandemie schon sechs Millionen Euro für Schutzausrüstung, Desinfektionsmittel, vorsorglich eingerichtete Krankenpflegeinrichtungen, Corona-Teststraßen, präventive Coronatests in Altenheimen, Homeoffice-Arbeitsplätze, Sicherheitsdienste und, und, und.

3,6 Millionen Euro braucht das kommunale Busunternehmen Ovag zunächst, um Einnahmeverluste während des Lockdowns und im gesamten Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) auszugleichen. Hier hofft man allerdings auf zumindest 2,9 Millionen an Hilfen aus dem ÖPNV-Rettungsschirm.

Verluste von vier Millionen Euro

Auf vier Millionen Euro belaufen sich inzwischen die Verluste im Gebührenhaushalt für den Rettungsdienst. Weil in den Krankenhäusern planbare Operationen nicht mehr durchgeführt wurden, brach der komplette Bereich des Krankentransports zusammen. Zwei Millionen Euro wurden hier für Schutzkleidung ausgegeben, die zum Teil auch an Altenheime und Arztpraxen weitergegeben wurde. Ein Teil der Beträge kann der Kreis mit Gebührenüberschüssen aus den Vorjahren auffangen, der Rest soll in Verhandlungen mit den Krankenkassen hereinkommen.

Mit etwa 400 000 Euro schlagen bislang schon ausbezahlte Überstunden und Zeitzuschläge zu Buche, das Gros der wegen Corona angefallenen Mehrarbeit wird aber erst zum Jahresende Auswirkungen auf Rückstellungen für Überstunden und Resturlaube haben.

Viel weniger Knöllchen

Firmenschließungen, Kurzarbeit, Homeoffice – die Oberberger sind nicht nur weniger Auto gefahren in dieser Zeit, sondern auch langsamer: 1,5 Millionen Euro weniger an Knöllchen landeten in der Kreiskasse. Allerdings war auch eine „Blitze“ in Hückeswagen wegen Vandalismus gut vier Monate außer Betrieb.

Weil wegen Corona keine Außentermine gemacht wurden, fanden keine Brandschauen mehr statt (-350 000 Euro). Das gleiche gilt für Routinekontrollen des Veterinäramts (-45 000 Euro). Ein Großteil der Mitarbeiter war zudem bei der Adressennachverfolg von Corona-Verdachtsfällen eingesetzt. Die durch Kita-, Schul- und OGS-Schließungen entgangenen Elternbeiträge belaufen sich auf 1,5 Millionen Euro, die will der Kreis über die Jugendamtsumlage mit den Gemeinden abrechnen.

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Immerhin gibt es auch Lichtblicke: Der größte ist die Erhöhung der Bundesbeteiligung an den Kosten für die Unterkunft von Flüchtlingen und Langzeitarbeitslosen um 25 auf dann 74 Prozent. Die eigens dafür notwendige Grundgesetzänderung wurde vor wenigen Tagen beschlossen, die Kreiskasse bekommt fortan dauerhaft 8,5 Millionen Euro im Jahr mehr.

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