Firmenideen im LockdownZehn Waldbröler Schüler starten ins Rennen um den Gründerpreis

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Führt den Projektkurs „Gründerpreis“ und leitet die Videokonferenzen: Lehrer Niels Bartknecht betreut zehn Schüler meist online.

Führt den Projektkurs „Gründerpreis“ und leitet die Videokonferenzen: Lehrer Niels Bartknecht betreut zehn Schüler meist online.

Waldbröl – Wer einen Strandurlaub gebucht hat und sich aufs Bad in den Wellen freut, der tritt nicht gern in diese grün-braune, oft muffig riechende Pampe, die sich an den Ausläufern der Wogen sammelt. An Stränden mag Seegras keine Augenweide sein, getrocknet ist es aber nützlich: „Wir wollen daraus umweltfreundliches Polstermaterial und vielleicht sogar Verpackungen herstellen“, verrät Max Stausberg. Der 18-Jährige ist einer der Gründer von CA Packaging, einem Unternehmen, das Strände sauber und die Öko-Bilanz besser machen möchte.

Vorerst geschieht dies allein virtuell, denn CA Packaging ist eine von gleich drei Projektfirmen, mit denen die Waldbröler Gesamtschule zum Wettbewerb um den Deutschen Gründerpreis für Schüler antritt. Den haben die Sparkassen, das ZDF, das Magazin „Stern“ und der Autobauer Porsche jetzt zum 22. Mal ausgeschrieben. Bis zum 24. Februar können sich Schulen anmelden. Mitmachen können Jugendliche ab der neunten Klasse.

Neben der Waldbröler Schule sei aus Oberberg bisher nur das Wipperfürther Engelbert-von-Berg-Gymnasium dabei, berichtet Michael Schwarz von der Kreissparkasse Köln. Diese ist der regionale Ausrichter. Im Juni sollen in Hamburg die Bundessieger geehrt werden. Im vergangenen Jahr haben sich über die Kreissparkasse 45 Firmen mit rund 200 Mitgliedern um den Preis beworben, bundesweit gingen 800 Firmen an den Start.

Bundesweit unter den besten Teams

„Wir sind schon seit Beginn des Schuljahres dabei“, sagt in Waldbröl derweil Lehrer Niels Bartknecht. Er leitet den Projektkurs „Gründerpreis“, der an der Gesamtschule im Lehrplan für die Jahrgangsstufe 12 fest etabliert ist. Und wer den Kurs wählt, der erspart sich im Abitur die Facharbeit und kann die Bewertung in die Gesamtnote einrechnen lassen. Zehn Schüler im Alter von 17 und 18 Jahren haben sich diesmal entschieden, an diesem Planspiel teilzunehmen. Regelmäßig gehört Gründernachwuchs aus der Marktstadt zu den bundesweit besten Teams: Im vergangenen Jahr waren Waldbröler Schüler Regionalsieger, 2019 gab es auf Bundesebene den zehnten Platz.

Die neuen Unternehmen sind längst gegründet, erste Geschäftsideen entwickelt, die Arbeit an Businessplänen läuft. Und wie viele große Firmen, so arbeiten auch die Jung-Unternehmer derzeit meist zu Hause. „Einmal in der Woche, immer am Dienstag um 7.35 Uhr, treffen wir uns alle zur Videokonferenz. Dann tauschen wir uns aus, berichten, wie weit die Projekte gediehen sind“, schildert Niels Bartknecht (36). „Und danach geht’s in getrennte Chaträume.“

Dazwischen arbeiten die jungen Leute selbstständig. Ist eine Aufgabe erledigt, gibt es auf dem Laptop-Schirm für – und dann auch von – Lehrer Bartknecht ein „Daumen hoch“.

Online-Kurs funktioniert besser als erwartet

Zurzeit laufe der Kurs besser als erwartet, sagt der Pädagoge. Doch er schränkt auch ein: „Natürlich fehlt dem Ganzen das Soziale, das lebendige Miteinander.“ Auf der anderen Seite profitierten die Schüler von dem, was sie bei der digitalen Arbeit lernten. Die erfordert oft genug viel Geduld, zwischen Frage und Antwort vergehen bisweilen etliche Augenblicke. „Die Qualität der Verbindung schwankt von Ortschaft zu Ortschaft deutlich“, hat Bartknecht beobachtet. „Vor allem immer dann, wenn die ganze Schule ins Netz geht.“

Dort müssen die Gründer ihre Arbeit Schritt für Schritt dokumentieren, etwa Marktanalysen erstellen und ihre Marketingpläne veröffentlichen. Mit Kampf Schneid- und Wickeltechnik aus Wiehl-Mühlen haben die Jugendlichen ein echtes Unternehmen an der Seite, das mit Rat und Tat jederzeit Hilfe leistet. „Es ist nicht nur das Thema Wirtschaft, das mich an diesem Kurs gereizt hat“, berichtet Schülerin Lisa Joest (18), „sondern eben auch das Unternehmerische.“ Sie gehört zum Team „Bio 4 all“, das Verkäufer von Bio-Waren und Kunden über eine Onlineplattform auf kurzem Weg zusammenbringen will. „Auf Empfehlung“ eines Cousins hat Nils Bleeser (18) den Projektkurs gewählt. „Ihm hat es gefallen – und er hat dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt.“

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Aber wie sieht es mit der Motivation aus, wenn der Arbeit etwa der feste Rahmen einer Unterrichtsstunde fehlt? „Auch das läuft gerade gut“, urteilt Rafailia Zika (18). „Denn viel Motivation kommt aus der Gruppe.“

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