ForschungWas der Bäcker gerne wüsste

Lesezeit 2 Minuten

Gummersbach – Wie viel Strom werden seine Filialen im nächsten Monat verbrauchen? Das wüsste nicht nur der Chef der Bäckereikette gerne, sondern auch sein Stromzulieferer – zum Beispiel. Solche Voraussagen so genau wie möglich zu treffen ist eine Wissenschaft für sich.

Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn genau mit dieser Frage beschäftigten sich Wissenschaftler auf der ganzen Welt. „Gecco 2012 Industrial Challenge“ hieß der Wettbewerb, der auf der „Genetic and Evolutionary Computation Conference“ in Philadelphia ausgetragen wurde.

Wettforschen an einer konkreten Aufgabe

Die Ausrichter dieses Wettbewerbs, bei dem es im weitesten Sinne um Künstliche Intelligenz und evolutionäre Algorithmen geht, kommen von der Fachhochschule Gummersbach: Die Diplom-Informatiker Martina Friese und Oliver Flasch sowie Professor Dr. Thomas Bartz-Beielstein hatten das Wett-Forschen organisiert, zusammen mit der Kölner Firma Green Pocket, die die konkrete Aufgabenstellung geliefert hatte.

Am besten gelang das einem Österreicher: Thomas Hutterer (25), Informatik-Doktorand an der Fachhochschule Oberösterreich in Hagenberg, nahm gestern Vormittag im Kienbaumsaal auf dem Campus in Gummersbach Urkunde und Preis entgegen.

Schon länger beschäftigt sich Hutterer mit dieser Problemstellung. „Insofern war es für mich Pflicht, mich zu beteiligen, das war ein Heimspiel.“

Auf der Basis von „Smart Metering“, so die Aufgabenstellung, sollten die Wettbewerbsteilnehmer Systeme entwickeln, die künftigen Stromverbrauch möglichst genau vorhersagen. Smart Metering bezeichnet dabei die regelmäßige oder permanente Messung des Stromverbrauchs etwa eines Haushaltes per Minicomputer, der sogar misst, welche Elektrogeräte wie viel Strom verbrauchen.

Als Datenbasis für die Tüftler gab es die per Smart Metering gemessenen Stromverbrauchsdaten der letzten drei Monate, gemessen alle 15 Minuten. Jetzt könnte man auch als Zahlen-Laie darauf kommen, dass einfaches Hochrechnen der bekannten Daten ausreicht, um zu einer recht zuverlässigen Prognose zu kommen.

Firma ist an der Siegerlösung interessiert

Und in der Tat – man wäre so zu einer exakteren Vorhersage gekommen als es die eine oder andere eingereichte (und vermutlich monströse) Rechenoperation vermochte.

Auch der Lösungsansatz von Thomas Hutterer basiert zunächst auf dieser einfachen Hochrechnung, verfeinert allerdings um einige Rechenschritte, die etwas mit „fixed-radius near neighbours“ und eingebauten „Kantendetektoren“ zu tun haben. Unterm Strich kam seine Prognose jedenfalls den tatsächlich gemessenen Stromverbräuchen im vierten Monat am nächsten.

Das iPad, das ihm Jens Neuhalfen von Green Pocket gestern dafür überreichte, war nur Teil des Preises – denn die Kölner Firma interessiert sich jetzt natürlich für den Algorithmus des Österreichers.

KStA abonnieren