Moschee und BeziehungenSo verlief das Treffen mit Ditib-Vertretern in Bergneustadt

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Der Moscheeverein möchte schon lange sein Haus an der Wiesenstraße durch einen Neubau an anderer Stelle ersetzen. (Foto von 2020)

Der Moscheeverein möchte schon lange sein Haus an der Wiesenstraße durch einen Neubau an anderer Stelle ersetzen. (Foto von 2020)

  • Mehr als zwei Stunden tagte die Runde bereits am 6. Februar.
  • Anlass war der neuerlich gescheiterte Vorstoß des Moscheevereins, eine Moschee samt Kulturzentrum zu bauen
  • Aber auch die verschlechterten Beziehungen waren Thema.
  • Wir geben einen Überblick über die Ergebnisse.

Bergneustadt – Ergebnisse waren im Vorfeld nicht erwartet worden. Erst recht keine Lösungen für die Schwierigkeiten, die Bergneustadt mit der Integration seiner muslimischen Bevölkerung und dem geplanten Bau einer Moschee hat.

Wer nicht mehr erwartet hatte von dem Gespräch zwischen Vertretern der Stadt und je drei Mitgliedern des Kölner Ditib-Vorstands und des Bergneustädter Moscheevereins, konnte auch nicht enttäuscht sein. Man hat sich kennengelernt und miteinander gesprochen, das war’s. Vorerst.

Mehr als zwei Stunden tagte die Runde bereits am 6. Februar, informiert wurde die Öffentlichkeit bislang darüber nicht. „Wir haben ein gutes Gespräch geführt, was am Ende davon belastbar ist, wird man sehen“, lautet Bürgermeister Wilfried Holbergs grundsätzlich positives Fazit. Der Vorstand der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) in Köln hatte Holberg im vergangenen Jahr um ein Gespräch gebeten, der Rathauschef hatte die Runde der Fraktionsvorsitzenden dazugebeten.

Anlass waren sowohl der neuerlich gescheiterte Vorstoß des Moscheevereins, eine Moschee samt Kulturzentrum zu bauen, aber auch eine spürbare Klimaverschlechterung und die von deutscher Seite aus als weitgehend gescheitert angesehene Integration der türkisch-stämmigen Bevölkerung, deren Anteil in Bergneustadt sehr hoch ist.

Stillschweigen vereinbart

Über Gesprächsdetails wurde Stillschweigen vereinbart, sagt Holberg, er wolle sich deshalb nur allgemein äußern. Man habe keine kritischen Fragen ausgelassen, und es sei, so sein Eindruck, gelungen, Vorbehalte abzubauen und zu einem ordentlichen Verhältnis zu kommen. Die Ditib habe weitere Gespräche angeboten, auch die Teilnahme an einer Bürgerversammlung sei signalisiert worden. Holberg ist zu dem Ergebnis gekommen, dass „man Ditib nicht kollektiv für Dinge verantwortlich machen kann, die im Zusammenleben bei uns nicht funktionieren“. Und er wolle „nichts unversucht lassen, diesen Prozess positiv zu beeinflussen“.

Das hat Abdullah Ulay, Vorsitzender des Bergneustädter Moscheevereins ähnlich empfunden: „Es war gut, miteinander gesprochen zu haben.“ Er begrüßte die Bereitschaft der Ditib, an einer Bürgerversammlung teilzunehmen.

Nähe der Ditib zum türkischen Staat

Deutliche Unterschiede zwischen der Selbstwahrnehmung der Ditib und ihrer Außenwirkung hat CDU-Fraktionsvorsitzender Reinhard Schulte wahrgenommen. Während die deutsche Öffentlichkeit die zu große Nähe der Ditib zum türkischen Staat moniere, sehe die sich als reine Religionsbehörde, der der türkische Staat nicht reinrede. Die dafür als Beleg angeführten Gutachten habe er noch nicht nachlesen können. Aber Schulte klingt nicht überzeugt: Immerhin schicke der türkische Staat den Gemeinden in Deutschland die Imame. Und sowohl Ditib als auch der Moscheeverein fürchteten, einen Großteil ihrer Mitglieder zu verlieren, falls es tatsächlich zu einer Lossagung käme – was beide darum strikt ablehnen.

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Für die SPD hatte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Daniel Grütz an dem Gespräch teilgenommen: „Man hat sich kennengelernt und miteinander gesprochen. Lösungen gab es keine, das war auch nicht zu erwarten.“

Axel Krieger (Grüne) sieht sich nach dem Gespräch in seiner Forderung nach der strikten Trennung von Staat und Religion bestätigt.

Nach Eindruck von FDP-Sprecher Christian Hoenes hat das Gespräch auf beiden Seiten mehr Verständnis für die unterschiedlichen Sichtweisen gebracht: „Das heißt nicht, dass jetzt alles besser wird.“ Aber die Ditib habe mitgenommen, welche Vorstellungen Bergneustadt hat „und wofür es keine Unterstützung gibt“.

Zum Beispiel für eine Moschee mit Platz für mehr als 1000 Besucher. Da ist die Haltung Bergneustadts klar: Standort einer neuen Großmoschee zwischen Siegen und Köln werde die Stadt nicht. Und das will Jens-Holger Pütz (UWG) mit einem Bürgerbegehren unterstreichen. Dies habe er den Ditib-Vertretern gegenüber auch angesprochen und dabei seine Kritik am mangelnden Integrationswillen großer Teile des türkischen Bevölkerungsanteils vorgetragen. 95 Prozent lebten nach wie vor in einer Parallelgesellschaft.

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