Natur in Wiehler Ortschaft MorkepützAlte Steinbrüche bieten seltenen Arten wertvolle Rückzugsräume

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Morkepütz – Die Natur hat sich zurückgeholt, was ihr gehört. Dass am Rande der Wiehler Ortschaft Morkepütz einst schwere Maschinen Grauwacke aus der Erde holten, ist von der Straße aus nicht mehr zu sehen. In den vergangenen 51 Jahren sind Sträucher und Bäume rund um das Terrain gewachsen – doch im Steinbruch selbst sieht es beinahe noch so aus wie 1964, als der Betrieb eingestellt wurde. Damit das so bleibt, kämpft die Biologische Station gegen Bäume und Sträucher.

Für Uhus und Eidechsen

Naturschützer, die gegen die Natur arbeiten? Was unlogisch klingt, hat einen guten Grund. Der Steinbruch Morkepütz dient der Basalt-Actien-Gesellschaft als Paradebeispiel für eine gelungene Renaturierung. Die wurde gemeinsam mit der Biologischen Station und dem Oberbergischen Kreis in Angriff genommen. Denn Renaturierung bedeutet nicht zwangsläufig, dass ein Gelände wieder bewaldet wird. Der Steinbruch der Basalt mit seinen weiten, freiliegenden Felswänden dient vielen Tieren als Lebensraum, die sonst einen Bogen ums Oberbergische machen würden.

Die Kreisverwaltung hat den rund elf Hektar großen Steinbruch bereits in den 80er Jahren als Naturschutzgebiet ausgewiesen – eben weil das Gelände mit seinen Steilwänden, Terrassen und zahlreichen Schotterhalden ein Refugium für zahlreiche bedrohte Arten ist – wie Schmetterlinge, Amphibien , Reptilien und Höhlenbrüter. Frank Herhaus, Chef der Biologischen Station, berichtet von Eidechsen, die sich hier wohlfühlen, und von Uhus, die in den Felswänden brüten. Damit diese Arten auch weiterhin im Steinbruch ein Zuhause haben, muss der Mensch eingreifen. Herhaus: „Wenn wir hier nichts machen würden, wäre das Gelände bereits in zehn Jahren komplett bewaldet.“ Deswegen greifen der Arbeitstrupp der Station oder eine beauftragte Firma von Zeit zu Zeit ins Biotop ein. Sie gehen in das Naturschutzgebiet – das sonst nicht von Menschen betreten werden darf – und vollziehen Pflegemaßnahmen: Behutsam werden Gehölze weggehauen, andere Sprösslinge mäht eine Schafherde ab.

Als Testprojekt, so berichtet Herhaus, wird derzeit versucht, die Gelbbauchunke anzusiedeln. Weil der kleine Frosch das Wasser mag, wurden mehrere flache Mulden angelegt, in denen sich der Regen sammelt. Herhaus sagt: „Bei einer entsprechenden Gestaltung kann man etwas für die Landschaft rausholen.“

Peter Winters, Technischer Leiter der hiesigen Basalt-Zweigniederlassung, berichtet, dass sein Unternehmen die Maßnahmen unterstützt. „Natürlich greift der Rohstoffabbau nachhaltig in die Landschaft ein“, sagt Winters: „Doch unsere Produkte werden gebraucht, etwa für den Straßenbau oder auch Gleisbetten.“ Dass die Natur trotzdem einen Nutzen aus dem Steinbruchbetrieb ziehen kann, freut Winters: „Viele Natur- und Vogelschutzgebiete stehen im direkten Zusammenhang mit Steinbruchbetrieben.“

Im Oberbergischen betreibt die Basalt momentan zwei Steinbrüche: Der bei Wildbergerhütte wird noch Grauwacke für 20 Jahre liefern, der in der Gummersbacher Ortschaft Talbecke für 25 Jahre. Beide Betriebe könnten danach erweitert werden. Aber schon jetzt finde die Natur auch in solchen, im Betrieb befindlichen Steinbrüchen Rückzugsräume.

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