Vortrag von OberbergerinSo hat sich die Rolle der Frau in der Pandemie geändert

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Gar nicht so einfach, aus manifestiertem Rollenverhalten auszubrechen und eigene Bedürfnisse zu formulieren. (Symbolfoto)

Gar nicht so einfach, aus manifestiertem Rollenverhalten auszubrechen und eigene Bedürfnisse zu formulieren. (Symbolfoto)

Oberberg – Einkaufen, Präsentationen vorbereiten, Geburtstagsgeschenke besorgen, Arzttermine koordinieren, den Haushalt erledigen, Rechnungen bezahlen. Und damit nicht genug. Berufstätige Mütter kennen das tägliche Jonglieren mit mehr oder weniger wichtigen Aufgaben nur zu gut.

Manchmal geht es leicht von der Hand, viel zu oft wird es aber zu einer spürbaren Belastung. Grund genug für die Gleichstellungsbeauftragten Sabine Steller (OBK) und Anke Vogt-Katzwinkel (Gummersbach) zum Frauentag am vergangenen Dienstag einen Online-Vortrag zum Thema „Mentale Belastung und ihre Folgen“ zu organisieren, geleitet von der Psychologin Stefanie Mädel.

In ihren Beratungen erlebt Steller täglich Frauen, die sich einfach zu viel aufbürden. „Besonders in der Pandemie sind viele wieder in alte Rollen gedrängt worden. Die mentale Belastung ist groß.“

Beratungsstellen für Frauen

Haus für Alle Albert-Schweitzer-Weg 1 51545 Waldbröl (0 22 91) 40 68

Caritasverband Oberberg Wilhelmstraße 13 51643 Gummersbach (0 22 61) 60 09 19

Katholische Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen Hömerichstraße 7 51643 Gummersbach (0 22 61) 27 724

sowie die Gleichstellungsbeauftragten in den Kommunen.

Der Vortrag solle in erster Linie dazu dienen, die Themen anzusprechen. „Das ist ein wertvoller erster Schritt, der schon vieles lösen kann,“ weiß Steller.

Psychologin Mädel stellt klar, dass es bei Frauen längst nicht nur um das Erledigen vielfältiger Aufgaben geht, sondern auch um das „Dran-Denken“.

„Allein die Verantwortung zu tragen für viele Fürsorgeaufgaben, planen und umsetzen, unsichtbare, unbezahlte Arbeit und fehlende Wertschätzung führen zwangsläufig zu einer Belastung“, weiß Mädel.

„Kümmern ist weiblich“

Der Weg daraus ist zwar möglich, aber oft nicht ganz einfach. Zumal es in der Regel schon an der Zeit für sich selbst scheitere, bedauert Steller. Dabei wirke besonders das Multitasking auf das Gehirn wie eine durchzechte Nacht, stellt die Psychologin klar.

Oft sind es Verhaltensmuster, die Frauen bereits von der eigenen Mutter übernehmen. Es sei noch immer eine weit verbreitete Meinung, dass Frauen sich naturgemäß um Fürsorge in der Familie, im Job und in der Öffentlichkeit kümmern. „Kümmern ist weiblich“.

Besonders der Einstieg nach der Elternzeit sei für Frauen besonders schwer. „Viele haben dann das Gefühl, dass die Arbeit nie aufhört und verlernen schnell, sich zu entspannen. Das wirkt sich mittelfristig auf die ganze Familie aus.“

20 Frauen folgten dem Online-Vortrag

Der erste Schritt daraus sei es, sich die Dinge bewusst zu machen und darüber zu sprechen. In der Familie, aber auch mit Beratungsstellen. „Ich kann das am besten, ich muss es perfekt machen, ich habe keine Zeit für meine Bedürfnisse“: Diese Glaubenssätze gilt es zu durchbrechen. „Es ist wichtig, Wünsche und Ziele zu formulieren, Aufgaben sichtbar zu machen, Prioritäten zu vergeben und die Verantwortung abzugeben.“

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Ganz entscheidend sei aber, einfach mal Nein zu sagen. Mehr von anderen als von sich selbst zu erwarten und sich regelmäßig Auszeiten zu gönnen, rät Mädel.

Rund 20 Frauen zwischen 30 und 80 Jahren folgten dem Vortrag. Auch in Zukunft sollen solche Vorträge stattfinden. „Wenn der Bedarf da ist, jederzeit gern.“

Alle, die einfach mal über ihre ganz eigene Belastungssituation sprechen wollen, seien bei den Gleichstellungsbeauftragten in den Kommunen immer herzlich willkommen.

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