Waldbrölerin erfüllt sich ihren TraumNicole Ballach spielt in Honolulu Tennis

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Die 26-Jährige lebt, trainiert und studiert in einer landschaftlich faszinierenden Gegend.

Die 26-Jährige lebt, trainiert und studiert in einer landschaftlich faszinierenden Gegend.

Honolulu/Waldbröl – Nachts sind es noch 24 Grad und am Tag steigt das Thermometer bis auf 28 Grad. Beim Blick aus dem Fenster schaut Nicole Ballach auf den Strand und den Pazifik. Die 26-jährige Waldbrölerin studiert seit August 2018 an der Hawaii Pacific University in Honolulu Mathematik und das mit einem Tennis-Stipendium. Sie gehört zu den Sharks (Haie), so der Name der Sportler der Universität und tritt mit dem Damen-Tennisteam bereits im dritten Jahr zu Spielen in ganz Amerika an. Jetzt ist die spielfreie Zeit, doch im Frühjahr wollen die Sharks wieder um den nationalen Titel angreifen – wenn es die Corona-Pandemie zulässt.

Traum vom täglichen Tennis

Nicole Ballach erfüllt sich mit dem Aufenthalt auf Hawaii ihren Traum, täglich Tennis zu spielen. „Jeden Tag zu trainieren, ist in Deutschland unbezahlbar“, sagt die 26-Jährige, dass sich ihr Leben in Honolulu immer noch ein bisschen wie im Film anfühle. Zunächst studierte die Waldbrölerin Mathematik und Sport auf Lehramt. Nach acht Semestern unterbrach Nicole Ballach ihre Ausbildung. „Wenn man zehn Semester studiert hat, kann man in keinen College-Team mehr spielen“, sagt die Waldbrölerin.

Sie schrieb die Trainer der Universitäten an und fragte, was diese ihr an finanzieller Unterstützung anbieten konnten. Am Ende blieben Hawaii und Florida. Die Wahl fiel auf die Universität in Honolulu, an der nicht nur ein hohes Tennislevel herrscht, sondern auch der Studiengang Mathematik angesehen ist.

Eine der besten Spielerinnen aus Oberberg

Eigentlich wollte die Waldbrölerin nur ein Jahr in Amerika bleiben, doch es gefiel ihr so gut, dass sie verlängerte. Im Frühjahr möchte sie ihren Bachelor in Mathematik ablegen und überlegt, für den Master noch ein Jahr in Amerika dranzuhängen. Das nicht auf Hawaii, sondern in Michigan.

Nicole Ballach gehört seit vielen Jahren zu den besten oberbergischen Tennisspielerinnen und spielte mit den Damen des TC Bredeney in der Regionallliga. Mit sieben Jahren hatte sie beim TuS Waldbröl unter Trainerin Renate Oberdellmann mit dem Tennis begonnen. „Um ganz nach oben zu kommen, ist das schon zu spät“, sagt Nicole Ballach. Mit zehn Jahren wusste sie, dass sie mehr als einmal die Woche trainieren wollte. Sie erspielte sich Titel in der Jugend und kletterte in der Saison 2017/18 bis auf Platz 120 der besten deutschen Spielerinnen.

In Amerika lernte Nicole Ballach eine andere Seite ihres Sports kennen. Ist Tennis in Deutschland vor allem ein Individualsport, dominiert an der Universität der Teamgedanke. „Es wird viel mehr taktisch gearbeitet, und Tennis ist ein Mannschaftssport wie Fußball oder Handball bei uns“, beschreibt die Waldbrölerin. Die Sharks haben am College ein professionelles Umfeld mit Trainern und Physiotherapeut. Dreieinhalb Stunden steht Nicole Ballach jeden Tag mit ihre Mannschaft auf dem Platz, dazu kommt eine morgendliche Fitnesseinheit. „Wir haben ganz starke Fans und die sorgen auch dafür, dass man immer ein Teil der Universität bleibt“, erzählt Nicole Ballach. Man erreiche über den Sport sogar ein kleine Berühmtheit und werde in der Stadt angesprochen.

Zum Match geht es im Flugzeug

Alleine durch die Lage von Hawaii heißt es für das Tennisteam viel mit dem Flugzeug zu reisen. San Diego, Los Angeles, San Francisco oder Arizona sind nur einige Ziele, wo die Spielerinnen antreten. Match für Match müssen sich die Teams nach oben arbeiten, von der regionalen auf die nationale Ebene. Dafür wird eine Rangliste erspielt, die die Sharks in der vergangenen Saison bis ins Viertelfinale um den Titel in der 2. Divison geführt hat. Da Nicole Ballach nach dem Abitur am Hollenberg-Gymnasium in Waldbröl ein Jahr Pause gemacht hatte, ehe sie mit dem Studium begann, darf sie nur in der 2. Division antreten. „Damit möchte man verhindern, dass diejenigen, die zuvor versucht haben, Profi zu werden, ihre Chance in den Colleges suchen.“

In diesem Jahr fielen die Meisterschaften aufgrund der Corona-Pandemie aus. Auch auf Hawaii gab es einen Lockdown, bei dem selbst der Strand tabu war. Erlaubt war lediglich ein Bad im Meer. Um trotzdem eine Meisterschaft auszuspielen, wurde ein Indoor-Turnier der besten acht Teams veranstaltet. Für das waren die Sharks aufgrund ihrer guten Ranglistenplatzierung aus dem Vorjahr zugelassen. Sie wurden Vizemeister. Im Team spielen mit Nicole Ballach nur zwei Amerikanerinnen, die anderen Mannschaftskolleginnen kommen aus Japan oder Europa. Eine zweite deutsche Spielerin gibt es nicht.

In den letzten Monate in Honolulu hat Nicole Ballach noch zwei große Ziele: Für den Bachelor in Mathematik braucht sie noch einen Kurs. Mit ihrer Tennismannschaft möchte sie die Nationals gewinnen. Wenn es die Corona-Maßnahmen zulassen, die aufgrund sinkender Fallzahlen auf Hawaii, zuletzt gelockert wurden, dann möchte die Waldbrölerin auch noch einige Sehenswürdigkeiten besuchen, die sie in den zurückliegenden zwei Jahren nicht geschafft hat. Dazu gehört unterem anderem Pearl Harbour. „Ich möchte auch noch mehr tauchen gehen“, sagt sie, das Wichtigste aber aber sei, verletzungsfrei zu bleiben und sich mit einer sportlich guten Leistung zu verabschieden – Richtung Michigan oder Waldbröl.

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